Es ist immer ein einziger Schritt, der das Leben von Mike Stevens verändert. Er ist ein Scharfschütze der US Marines und derzeit mit einem Auftrag in Nordafrika beschäftigt. Es ist ein einziger Schritt, der seinen linken Fuß auf eine Landmine treten lässt. Und es ist dieses Ereignis, das Überleben von den Regie-Debütanten Fabio Guaglione und Fabio Resinaro zu einem spannenden Ein-Mann Survival-Drama werden lässt, bei dem sich Hauptdarsteller Armie Hammer nicht von der Stelle bewegen darf.
Zuerst hat Stevens noch seinen Freund Tommy Madison (Tom Cullen) an seiner Seite, der aber von in der unwirschen Wüstenlandschaft nicht lange überlebt. Fortan muss sich Stevens also allein durchschlagen. Sein Vorgesetzter teilt ihm via Walkie Talkie mit, dass er 72 Stunden ausharren muss, bevor man ihn holen kommen kann.
Die Situation zerrt an der Psyche des Mannes, der sich gegen Halluzinationen, Erinnerungen und wilde Tiere zur Wehr setzen muss – die Wüste droht seinen Geist zu verschlingen und er muss all seine Kräfte aufwenden, den Fuß nicht von der Mine zu nehmen.
Überleben
" data-orig-size="1000,421" sizes="(max-width: 890px) 100vw, 890px" aperture="aperture" />Mike Stevens (Armie Hammer, links) und sein Kumpel Tommy Madison (Tom Cullen, rechts) wollen ÜBERLEBEN.
Die beste Arbeit des Films kommt von Kameramann Sergi Vilanova, der vom ersten Moment an Armie Hammer in die Weiten der Wüste blicken lässt und uns mit seinen kargen Landschaftsbildern den Atem rauben kann. Seine Bilder sind beeindruckend gefilmt. Ein Sandsturm, vor dessen Übermacht Armie Hammer erschreckend klein wirkt, scheint uns auch als Zuschauer verschlingen zu wollen.
Hieraus machen die Regisseure ein doppeltes Spiel. Auf der einen Seite lassen sie uns die Erbarmungslosigkeit der Wüsten-Elemente spüren, auf der anderen Seite füttern sie uns mit wunderschönen Bildern, in die wir uns vergraben können.
Für Armie Hammer ist es die Chance, eine Einzelleistung abzuliefern, die er bisher noch nicht im Stande war vorzuführen. Mit einem holprigen Start als Leading Man in Filmen wie Spieglein, Spieglein oder Lone Ranger hat Hammer derzeit die Zeit seines Lebens und sammelt fleißig Karrierepunkte: der Festival-Liebling Call Me By Your Name, der Fun-Actionfilm Free Fire, der Kunst-Arthousefilm Final Portrait, die Antagonisten-Sprechrolle in Pixars Cars 3.
Aber in Überleben tritt er allein, verzweifelt und orientierungslos in diesem Survival-Drama an und ist so gut, wie selten zuvor. Er bekommt von den Regisseuren die Gelegenheit, mit seinen intensiven Spiel die Handlung an sich zu reißen – was ihm trotz einer unheimlich-bedrohlichen Kulissen gelingt. Zwar mag er in dieser Wüstenlandschaft ganz klein wirken, er lässt sich von der Naturgewalt aber nicht das Rampenlicht stehlen.
Überleben
" data-orig-size="1000,426" sizes="(max-width: 890px) 100vw, 890px" aperture="aperture" />Armie Hammer liefert in ÜBERLEBEN eine One Man Show ab.
Er bekämpft seine inneren Dämonen, die durch diesen fehlgeleiteten Schritt an die Oberfläche zu kommen scheinen. Wie, wenn der Tod vor dem inneren Auge abläuft, erinnert er sich an seinen gewalttätigen Vater zurück und den falschen Schritt, den er in die Küche machte, als seine Mutter gerade unter dem Vater zu leiden hatte.
So wird die Handlung in der einsamen Wüste ein wenig aufgebrochen, wenn wir uns in Rückblenden flüchten können, die zwar ebenso deprimierend sind, aber uns vor Sandstürmen, Halluzinationen und angriffslustigen Tieren retten, denen wir mit Armie Hammer in der Wüsten-Realität ausgesetzt werden.
In Überleben zeigt sich Armie Hammer als Schauspieler, der diesen kleinen Psychothriller komplett für sich veranschlagt. Er spielt wunderbar diesen Mann, der gezwungen wird darüber nachzudenken, wie es ihn in diese Situation verschlagen hat.
Und dann wäre da der philosophische Aspekt des Films, der uns unmissverständlich klar machen möchte, dass es Landminen in unser aller Leben gibt, von denen wir einfach nicht herunter treten möchte. Es gibt Entscheidungen, die wir nicht treffen möchten, für die wir eine Lösung suchen, die wir aber niemals freiwillig in Gang setzen würden. Dabei könnte uns ein einziger Schritt schon helfen.