Im fernen Osten: "Entwicklungshilfe" für die bayerische Wurst

Ein Passauer Berufsschullehrer gibt Japanern und Chinesen in ihren Heimatländern Unterricht in bajuwarischer Wurst-Produktion
Passau/Miyazaki (obx - internet-zeitung) - Vor 20 Jahren brachte er die hohe Kunst der japanischen Fischküche nach München. Jetzt geht Sushi-Meister Kenyi Oya den umgekehrten Weg: In seiner Heimatstadt Miyazaki eröffnet der Meisterkoch ein bayerisches Lokal. An seiner Seite: "Entwicklungshelfer" Josef Voggenreiter, Fachlehrer für das Metzgerhandwerk an einer Berufsschule in Passau. Wenn es darum geht, das Geheimnis der bayerischen Wurst-Küche nach Asien zu tragen, ist Voggenreiter kein Weg zu weit. Auch in China hat der erfahrene "Wurst-Diplomat" bereits erfolgreich eine Schule der bayerischen Metzger-Kunst etabliert.
Zu seinem "Auslandseinsatz" kam Fachlehrer Voggenreiter per Zufall. Ein Münchner Gastronom aus Passau brachte den bayerischen Metzgerei-Experten und den japanischen Sushi-Meister Kenyi Oya zusammen. Der Plan: die "Großproduktion" bayerischer Würste anlässlich der 150-Jahr-Feier der Deutsch-Japanischen Freundschaft in Oyas Heimatstadt Miyazaki.
Gesagt, getan: mit einer Notration bayerischer "Wurst-Gewürze" im Gepäck machten sich Voggenreiter und Sushi-Meister Oya Ende vergangenen Jahres für eine Woche auf den Weg nach Japan. Vor Ort unterwies der Metzger-Lehrer seine japanischen "Lehrlinge" tagelang in der bayerischen Wurst-Produktion. Mit Erfolg: 10.000 Würstl gingen am Ende für die Völkerverständigung über die Theke.
"Bei der Rezeptur mussten wir Kompromisse machen", sagt Voggenreiter. Denn der Bayer hat es mit rund 20 Gramm Salz pro Kilo Fleisch gern etwas deftiger als der Japaner, der schon mit gut der Hälfte des weißen Gewürzes zufrieden ist. "Am Ende haben wir uns auf 18 Gramm geeinigt", sagt Voggenreiter, der für seine "Wurst-Diplomatie" eigens vom Kultusministerium vom Unterricht freigestellt wurde.
Die "Entwicklungshilfe" in Japan war für Josef Voggenreiter nicht der erste "Auslandseinsatz" in Sachen bayerischer Wurst. Auch in China hat der Fachlehrer schon vor einigen Jahren im Auftrag der Hanns-Seidel-Stiftung beim Aufbau einer Metzger-Schule geholfen. Die Chinesen hatten gleich die komplette Ausstattung einer geschlossenen deutschen Fleischerschule ins Land der Mitte verschiffen lassen. "Die Schule finanziert sich heute zum Großteil vom Verkauf ihrer Fleisch-Produkte", sagt Voggenreiter.
Auch seine jüngste "Wurst-Mission" in Japan zeigt langfristigen Erfolg: Vor kurzem hat Sushi-Meister Kenyi Oya mit seinen neuen Küchen-Kenntnissen ein bayerisches Lokal in seiner Heimatgemeinde eröffnet. Als nächstes in Planung: Ein Oktober-Fest in der 500.000-Einwohner-Stadt an der südpazifischen Küste. "Da würde ich dann sehr gerne wieder mithelfen", sagt Josef Voggenreiter. Doch vorher will ihm auch Sushi-Meister Kenyi Oya noch zu Hilfe kommen: mit Tipps für ihn und seine Schüler in der japanischen Fischküche.

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