Quelle: DPA
Ja, doch, der Mann passt wie die Faust aufs Hämatom. Jemand, der im Felde bewandert ist, kann auch mal über die Felder tingeln. Die gelbe Schleife an seinem Revers zeigt es an: Da ist jemand solidarisch mit "unseren Jungs" im Ausland. Er mag halt biologische Düngemittel, die den Eisengehalt des Bodens erhöhen. So wie Blut. Für den Boden. Alles ein biologischer Kreislauf. Alles Bio. Alles ganz nach EG-Öko-Verordnung. Man muss nur die Zusammenhänge sehen. Alles hängt mit allem zusammen. Ein solcher Landwirtschaftsminister ist ein Bodengewinn für das Ressort.Die Schleife könnte durchaus etwas anderes meinen. Wikipedia schreibt ja, "... auch nichtmilitärische Initiativen nutzen dieses Symbol". Kann gut möglich sein. Mit einem Schuss Naivität kann man das glauben. Nur dieser Mann hat sich in seiner ganzen politischen Laufbahn nie mit Landwirtschaft befasst. Er galt stets als Verteidigungspolitiker und diente unter drei Verteidigungsministern als Staatssekretär. Bei dieser Affinität ist es doch naheliegend, dass das gelbe Schleifchen einen militärischen Hintergrund hat.
Aber was er vorher getan hat, ist an Tagen wie diesen nicht so sehr wichtig. Er ist Franke. Und das alleine zählt. Qualifikationen sind überbewertet. Herkunft und Proporz machen Karrieren. Aber wie es der Zufall so will, wurde es nun ein Franke, der obendrein ins Ressort passt. Nicht direkt, weil er weiß, wie man Zuckerrüben erntet oder so. Nein, er ist ein Mann, der im Hintergrund derer, die im Felde draußen waren und sind, arbeitete - und der nun selbst auf das Feld muss. Generalstabsmäßig. Im Stechschritt durch über die Krume. Der Landwirt ist der Krieger an der Heimatfront. Irgendwie hat das alles schon mal so schön ideologisch zueinandergepasst.
Ist das Polemik? Ja, schon ein bisschen. Aber wie soll man sonst auf diesen Hurra-Patrioten reagieren, der seine Kriegsbegeisterung jetzt in ein Ministerium trägt, das besonders anfällig ist für chauvinistische und nationalistische Töne? Die ganze Ware aus dem Scheißausland macht uns arm - wissen wir doch von manchem Bauer. Esst deutsche Erdbeeren! Klar, esse ich auch. Aber nicht weil sie deutsch sind, ich will mit ihnen ja nicht sprechen - sondern weil sie frisch vom Feld kommen. Wobei auch das nicht immer stimmt. Manche Leute machen daraus aber ein landwirtschaftliches Politikum und ein nationales Bekenntnis zum eigenen Boden.
Boden und Patriotismus sind so eng verbandelt. Man wird doch als Spargelbauer noch mal fragen dürfen: Warum schafft der Mann mit der gelben Schleife nicht einfach ein hübsches Ernteprogramm, das osteuropäische Helfer für einen Selbstkostenpreis anwirbt und dort den Mindestlohn aus Rücksicht auf die prekäre Situation deutscher Spargelbauern ausklammert? Nicht umsonst hat damals in der Landwirtschaft die stärkste Anfangsbegeisterung geherrscht - beim Boden geht das Blut los. Das ist so eine alte germanische Losung. Und dieser Typ scheint mir im Felde unschlagbar.
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