Im Arsch

Kerner war ja immer schon unerträglich, schlug einem halbwegs denkfähigen Menschen immer schon schrecklich auf den Magen. Als er damals bei ran einen Sportmoderator spielte, konnte man ihn ja noch ertragen, waren doch jene Passagen, in denen er plauderte recht kurz - und harmlos waren sie zudem. Später dann, als er einen künstlichen Gute-Laune-Talk zur Mittagsstunde anbot, damals noch im Dunstkreis der entsetzlich farblosen Vera Int-Veen auf Sat 1, da schlug sein Nervensägenpotenzial bereits gehörig durch - doch seitdem er abendlich beim ZDF quatschte, hat er den Sprung zum political correct-Talkmaster, zum Meister der abgegriffenen Worthülse, endgültig vollzogen - als er zu seinem Haussender zurückkehrte, nahm er diese Aura einfach im Koffer mit.

Dass er aber nun einen deprimierenden Bob Hope für deutsche Soldaten mimt, der einen Kriegseinsatz auflockern und zudem wohnzimmergerecht aufbereiten soll, es läßt einen schaudern. Hope galt stets als lausiger Unterhalter, seine Gags waren grobschlächtig und plump - in dieser Tradition steht auch Kerner, der mit seiner Show auf etwa demselben Level trottete, nur dass es eben keine erzählten Witze waren, die er seinem Publikum anbot: nein, seine ganze Sendung war ein elender Witz.
Es ist durchaus bekannt, dass sich Kerner stets seinen Gesprächspartner körperlich annähert, näher, immer näher rückt, dabei ergriffene, manchmal auch devote Fragen stellt. Das ist eben seine Kunst: den Gesprächspartnern schier physisch beschwörend zu entlocken, was jeder schon wusste oder was keinen interessiert - ins Kreuzfeuer nimmt er niemanden, das wäre nicht politisch korrekt und nicht weichgespült genug. Wie er sich aber an den boulevardesken Sonnenschein der deutschen Politik anschmiegte, wie er stets auf der Suche war, Guttenbergs Enddarm zu ertasten, um diesem ordentlich in den Arsch kriechen zu können, das hatte ganz neue Qualitäten!

Man ist ja vieles gewohnt - nicht nur von Kerner, sondern von dieser ganzen Sippe von Hofberichterstattern und Katzbucklern. Aber wie Kerner da dem Kriegsminister in den Anus schlüpfte, fast schon körperlich, als wollte er mit dem Gesicht voran hineinrobben, mit der Nase voraus zum Rektum, das ist selbst für die deutsche Fernsehlandschaft, die ja wirklich gänzlich unverdächtig ist, ein Idyll freier Berichterstattung zu sein, eine perverse Neuartigkeit. Mit derlei Showelementen klebt nicht nur Kerner im Arsch eines Ministers: das deutsche Fernsehen ist dort ebenfalls - nämlich total im Arsch!
Sicher, viel war da nicht mehr, durch manche Ritze blitzte zuweilen noch eine Neige von Aufrichtigkeit - aber sonst ist das deutsche Fernsehen, gerade ja auch die privaten Sendeanstalten, von dem gezeichnet, was sich zuweilen aus Ärschen quetscht. Aber dieser Schritt, Kerner aus Afghanistan senden zu lassen, den Krieg zu schönen, ihn familiengerecht zu präsentieren, die Leiden der Soldaten rauszuputzen, während das Elend der dortigen Bevölkerung verschwiegen wurde - zudem die Arschkriechereien beim Minister: so unglaublich tief ist Fernsehen bislang selten gesunken; so unglaublich tief war man bislang selten im Arsch der Politik und der Kriegsgewinnlerwirtschaft gesteckt!


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