Ich war im Kino

In Hannover gibt es ja wirklich eine Unmenge von Kinos. Nicht nur die großen wie Cinestar oder Cinemaxx, nein wir haben auch noch das gute alte Apollo mit roten Plüschsitzen oder das Hochhauskino oder das Kino im Kulturhaus. Und genau dort war ich gestern. Meine Arbeitskollegin Gitta und ihr Tochter hatten sich entschieden für "Out of the darkness". Na gut, ich hab mir das Programm durch gelesen, englisch mit deutschen Untertiteln. . . mein Schulenglisch ist gefühlte 30 Jahre her, aber egal, wird schon.
Und ich muß sagen, ich bin total begeistert von diesem Film.
Es geht um die Behandlung des grauen Stars, einer Augenerkrankung, die hier bei uns hauptsächlich ältere Menschen betrifft. Eine OP kostet ca. 1000,-US$ bis 2000,-US$, die Herstellung einer Linse liegt bei ca. 100,-US$. Doch in dem Land, um das es geht, können sich die Betroffenen diese Kosten nicht leisten. Es handelt sich um die Menschen im Himalaja. Dort erkranken nicht nur alte, sondern auch schon junge Menschen. Ursache dafür kann die Strahlung sein, denn in diesen Höhen ist die ja stärker. Aber auch schlechte Ernährung und Austrocknung sind Ursachen für den grauen Star.
In diesem Dokumentarfilm geht es um ein kleines Dorf in ca. 3000m Höhe. Der Weg dorthin ist beschwerlich und lang. Es führt keine Straße dorthin, sodass sich das Team um Dr. Ruit, der diese Aktion ins Leben gerufen hat, mit dem kompletten Material zu Fuß auf den Weg macht. Zu Fuß, das heißt, bei Regen und Hagel, Sonne und Wind auf natürlichen Wegen 4 Tage zu marschieren. Dr. Ruit, fast 60 Jahre alt, ist selbst in einem kleinen Dorf in Nepal geboren, so ist es für ihn zudem etwas ganz besonderes, in seinem Dorf zu helfen.
Sie rechnen mit ca. 400 Menschen, die keinen Weg scheuen, um sich von ihm untersuchen zu lassen. Ca. 50 von ihnen werden operiert, vielleicht auch etwas mehr.
Allein der logistische Aufwand, um im Himalaja ein OP-Camp aufzubauen, ist enorm, da die empfindlichen Geräte nicht per Flugzeug oder Auto angeliefert werden können. Und die Erkrankten sind kaum in der Lage, einen 4-Tagesmarsch auf sich zu nehmen. Und dann sind sie noch nicht in einer Stadt, sondern erst auf einer Strasse, um von dort weiter zu kommen.
Diese Menschen sind blind, dass heißt, dass sie nicht mehr in der Lage sind, aufgezeigte Finger in einer Entfernung von 3 m zu sehen. Im Film wurde die Kamera manchmal auf unscharf gestellt, um dem Zuschauer klar zu machen, was diese Menschen noch sehen können. Stellen Sie sich einmal vor, Sie schauen durch den Boden eines Glases, alles sehr verschwommen. Und dann bitte noch doppelt sehen. Und nun gehen Sie so durch Ihre Wohnung, durch Ihre Strasse. Ich kam mir in meinem Sitz auf jeden Fall schon sehr unsicher vor.
Die Erkrankten müssen teilweise getragen werden, da der Weg zu beschwerlich ist. Oft übernehmen diese Aufgabe die Töchter, sie tragen ihre Familienmitglieder huckepack über lange Zeit, oft Barfuß. Sie klagen nicht dabei, ertragen es still. Einen Blinden in der Familie zu haben, ist tragisch, denn dieser Mensch kann nichts zum Lebensunterhalt beitragen.
Ein Sprichwort hat mich sehr berührt: Mund ohne Hände.
Um eine OP leisten zu können, werden Hütten umgebaut, mit selbstgezimmerten Holztischen ausgestattet, mobile OP-Mikroskope werden angebracht. Nun kann man nur noch hoffen, dass der Stromgenerator hält und es keinen Ausfall gibt. Doch auch dafür ist man natürlich vorbereitet: Zwei Taschenlampen leuchten das OP-Feld aus, jahrelang ging das auch so.
Die Hände der Ärzte werden geschrubbt, so gut es eben geht. Sie operieren zu zweit, an einem Tisch Dr. Ruit, am anderen Dr. Geoff Tabin.
Bei zwei Frauen ist das Film-Team von Anfang an dabei. Ein junges Mädchen, vielleicht 10 oder 12 Jahre alt, muß an beiden Augen operiert werden. Als sie einen Tag später die Augen öffnet und sehen kann, ist es einfach nur wunderbar, das mitzuerleben.
Bei der alten Frau ist es ähnlich, ihre Tochter hat sich die letzten Jahre um sie gekümmert, ihr Essen angereicht, sie gewaschen. Ich kann hier nicht schätzen, wie alt sie wohl ist. Nach der OP, am nächsten Tag fragt Dr. Ruit vor dem Entfernen des Verbandes die alte Frau, wen sie zuerst sehen möchte. Ihre Tochter und ihr Enkelkind, ist ihre Antwort. Dieses Glücksgefühl ist unbeschreiblich, als sie den Verband entfernt bekommt und ihre Tochter ansieht. Die Tochter hatte Tränen in den Augen, ich auch.
Diese Erlebnisse anzusehen, ist etwas ganz wunderbares. Es erinnert einen daran, doch auch mal inne zuhalten und dankbar zu sein für das, was man hat. Ich habe großen Respekt vor diesen Menschen, den Erkrankten sowie ihren Familie, genauso auch gegenüber dem Team, die diesen Film möglich machten und nicht zuletzt dem Team an Ärzten, Schwestern, Trägern, die den Menschen das Licht wieder geben.
Übrigens kostet eine Op dort 20,- US$.
Wenn Ihr die Möglichkeit habt, schaut euch diesen Film an, danach sieht man die Welt mit anderen Augen.

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