Ich wähle nicht einfach Die Linke ...

... ich wähle den Breitband-Zugang zu einer gerechteren Gesellschaft.
Eine Empfehlung für Sonntag möchte ich nicht geben. Das klingt dann nämlich so, als würde der dicke Fachmann hübsche Ratschläge erteilen. Ich kann nur von meinem Gespür sprechen. Und das hat sich seit der letzten Bundestagswahl kaum verändert.
Ich wähle nicht einfach Die Linke ...Ich halte mich bei der aktuellen Wahl an Steinbrück. Keine Sorge, den wähle ich nicht. Aber in der Wahlarena hat er versucht einen Nichtwähler zu überzeugen. Er belehrte den Mann, dass er die Partei wählen sollte, die seinen Vorstellungen am ehesten entspricht. Von dem Unsinn, den er verzapft hat, dass das Wahlrecht eigentlich eine Wahlpflicht darstelle, halte ich hingegen wenig. Man sollte Menschen nicht in die Pflicht nehmen, sondern sie überzeugen. Aber im Sinne Steinbrücks, die Partei zu wählen, die mir am meisten entspricht, werde ich am Sonntag handeln. Nicht alles, was sie meint und glaubt, finde ich immer richtig. Aber sie ist ja auch nicht mein Klon, der sich wie ich bewegen und ticken soll.

Ich wähle nicht einfach eine Partei, nicht einfach nur Die Linke. Um die geht es mir ja nur marginal. Mir geht es um so viel mehr - und ich wähle so viel mehr. Denn ich wähle die Aussicht auf eine sozialere Gesellschaft, ich wähle Hoffnung und Lichtblick. Die Partei, die Partei, die kommt mir hierzu gerade recht. Sie ist mir Mittel zum Zweck. Wer Die Linke wählt, der wählt nicht einfach eine Partei, sondern die Chance auf mehr Gerechtigkeit, eine andere ökonomische Linie, ein gesünderes Menschenbild. Der wählt die Aussicht auf Unterbrechung der neoliberalen Umstrukturierungsprozesse.
Die Partei ist nur ein notwendiger Weg dorthin. Ihre Graben- und Flügelkämpfe, ihr ideologischer Background, ihre Interna und Innereien sind mir unwichtig. Das alles wähle ich nicht. Ich wähle eine Idee. Konstantin Wecker schrieb vor Jahren mal etwas ähnliches. Er schrieb, dass er nie in seinem Leben Parteimitglied war. Er, der Poet, habe auch nicht vor, das zu ändern: "Denn ich bin der Meinung, dass die Politik poetischer werden muss und nicht umgekehrt." Diese Passage zitierte ich auch schon vor vier Jahren, als mehr als hundert Blogs ein Bekenntnis ablegten.
Parteien sind die Zugangstechniken, über die das Zusammenleben der Menschen in der Demokratie arrangiert wird. Die Partei, die ich wählen werde, betrachte ich als Breitband-Zugang in eine gerechtere Welt. Alle anderen sind analoge Modems, die sich hineinwählen und rausfliegen, hineinwählen und rausfliegen und die dann den Geist aufgeben, weil eine langfristige Verbindung eh nicht vorhält. Die Linke ist das 16.000 kBit/s-DSL - bei allen anderen Parteien rasselt es noch beim Einwählen, da surft sie schon. Sie surfte schon auf der Welle des Mindestlohns, da winkten die anderen Modems nur ab. Bis sie selbst mal online waren und erste zaghafte Mindestlöhne in kleinen Branchen verabschiedeten. Und das traf bei vielen Themen zu.
Bei all dem vergesse ich nie, Die Linke ist nur der Zugang, aber nicht meine Welt.

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