Ich schaff das?

„Ich schaff das?“ Jeden Morgen stelle ich mir diese Frage und versuche sie mit einem „Ja!“ zu beantworten. Mal laut, manchmal leise, meistens ganz leise.

Eigentlich fiel mir dieses „Ja!“ in den letzten Tagen immer leichter. Doch nun ist da wieder dieses große schwarze Loch, das mich zu sich zieht. Denn am Freitag ist die Beisetzung und jeder Gedanke daran dreht mir den Magen um. Und die Gedanken sind allgegenwärtig.

Natürlich weiß ich, dass ich diesen Weg gehen muss. Und doch überlege ich, ob ich mich nicht irgendwo verstecken kann, diese Schritte nicht gehen muss. Ob er nicht doch wieder zu mir zurückkommen kann. Ich weiß, ich habe neulich laut getönt, dass es in meinem Gehirn angekommen ist. Dieses „Du kommst nie mehr zurück.“. Ich will es trotzdem. Und mir ist klar, dass am Freitag noch einmal eine fette geballte Faust mit aller Wucht in meinen Magen einschlagen wird. Einfach mal so. Da kann ich versuchen, mich vorzubereiten wie ich will: da hilft nix. Ich kann diesem Schlag nicht ausweichen oder vor ihm wegrennen: er wird mich sowieso erwischen.

Derzeit versuche ich meinen Terminkalender so voll wie nur möglich zu haben. Bin für jede freie Minute Ablenkung dankbar. Egal welcher Art. Liebe Freunde haben mich „ausgeführt“ und die Wohnungssuche nimmt auch viel Zeit in Anspruch. Und doch ist da immer noch so viel Zeit zum Grübeln, Trauern und Vermissen. Da kommen so total bekloppte Fragen wie: „Wo trägt eine Witwe eigentlich ihren Ehering? Wenn ich ihn abnehme, vergesse ich ihn dann? Bin ich dann eine schlechte trauernde Witwe?“. Konnte mich gerade so zurückhalten, danach zu googlen. Danach könnte ich mich immer selbst ohrfeigen. Zum Glück übernimmt das ein Freund verbal. Ohrfeigen gab es noch nicht, aber er tritt mir manchmal ganz schön in den Hintern. Er darf das aber auch. Würde ich mir derzeit nur von ganz wenigen Ausnahmen gefallen lassen.

Natürlich hilft es ungemein, dass so viele Menschen mit mir reden, Verständnis aufbringen und für mich da sind. Ohne wäre das Alles noch unerträglicher. Doch wie oft wollte ich schon Jemanden anschreien, etwas gegen die Wand schmeißen mit aller Kraft. Bis jetzt hat mich mein Verstand immer zurückgehalten. Denn nichts, gar nichts ändert diese Situation und das Warten auf die Beisetzung. Meist weine ich dann nur ungehalten.

Und dann sind da noch diese eigenartigen Träume, bei denen ich froh wäre, wenn ich sie nach dem Aufwachen vergessen könnte. Im Moment von der Beisetzung. In verschiedenen Variationen. Keine wirklichen Alpträume, aber Träume die auch immer wieder der Frage „Schaffe ich das?“ und dem lauten „Nein!“ noch einmal extra Anschub geben. Darin geht so alles schief, was schief gehen kann. Und nie ist Stephan bei mir, um mich zu beruhigen. Das fehlt am Meisten. Seine Gelassenheit und Ruhe. Egal, wie schwarz ich irgendetwas sehe. Das konnten wir echt gut – uns gegenseitig auffangen, wenn es dem Anderen nicht so gut ging.

Ganz doll festhalte ich mich an den Satz eines Freundes: „Am Freitag sind wir alle bei Euch und feiern sein Leben!“ Das klingt einfach nur wundervoll und es wäre schön, wenn wir das schaffen würden.

„Ich schaff das?“
ich weiß es nicht – aber ich werd es auf jeden Fall versuchen…


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