Quelle: Helmut Mühlbacher
Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch eine Geschichte von La Vonn Steinererzählen, die mir von Simone Trautwein zur Verfügung gestellt wurde. Ich danke ihr herzlich dafür.
„Eine Lektion meines Vaters“
„Wir alle in unserer Familie sind die geborenen Geschäftsleute.
Schon als Kinder arbeiteten wir alle sieben im väterlichen Geschäft mit dem wohlklingenden Namen: "Unser Laden für Haushalts- und Eisenwaren". Wir wohnten in Mott, einer kleinen Stadt in der Prärie North Dakotas in den USA.Am Anfang führten wir Kinder kleinere Arbeiten aus, wie Staubwischen, Regale in Ordnung bringen und Waren einpacken. Erst später durften wir nach und nach auch Kunden bedienen. Während wir der Arbeit nachgingen und dabei Augen und Ohren offenhielten, lernten wir, dass man nicht nur arbeitet, um etwas zu verkaufen und zu überleben.
Eine Lektion ist mir noch heute gegenwärtig. Es war kurz vor Weihnachten. Ich war in der achten Klasse und war am späten Nachmittag in der Spielzeugabteilung beschäftigt.
Ein kleiner Junge, fünf oder sechs Jahre alt, kam herein. Er trug eine zerlumpte braune Jacke mit abgewetzten Ärmeln und hatte struppige Haare. Seine Schuhe waren abgetragen, ein Schnürsenkel war ganz zerrissen. Der Junge wirkte arm auf mich - zu arm, um sich irgendetwas leisten zu können. Er schaute sich in der Spielzeugabteilung um, nahm diesen oder jenen Gegenstand aus dem Regal und stellte ihn jeweils wieder vorsichtig zurück.
Mein Vater kam die Stufen herunter und ging auf den Jungen zu.
Seine stahlblauen Augen strahlten, als er den Jungen fragte, was er für ihn tun könne.
Der Junge sagte, er suche ein Weihnachtsgeschenk für seinen Bruder. Ich war beeindruckt, dass mein Vater ihn mit dem gleichen Respekt behandelte wie einen Erwachsenen. Er meinte zu ihm, er solle sich Zeit lassen und erst einmal alles in Ruhe anschauen. Was der Junge dann auch tat.
Nach ungefähr zwanzig Minuten nahm er vorsichtig ein Spielzeugflugzeug, ging zu meinem Vater und fragte: "Wie viel kostet das bitte?" "Wie viel Geld hast Du denn bei Dir?", fragte mein Vater zurück. Der kleine Junge streckte seine Hand aus und öffnete sie. Seine schmutzigen Finger waren ganz feucht, so sehr hatte er sein Geld umklammert. In seiner Hand lagen zwei Dimes, ein Nickel und zwei Pennys - zusammen siebenundzwanzig Cent. Der Preis des Flugzeugs, das er ausgesucht hatte, betrug fast vier Dollar.
Quelle: Margarete Feuer
"Das reicht gerade so", sagte mein Vater und besiegelte das Geschäft. Seine Antwort klingt immer noch in meinen Ohren wieder. Als der kleine Junge aus dem Laden ging, achtete ich nicht mehr auf seine schmutzige, zerlumpte Jacke, sein struppiges Haar oder den zerrissenen Schnürsenkel.Ich sah stattdessen ein strahlendes Kind mit einem Schatz.
www.dksb.de
Ihr Lieben,der frühere englische Premierminister hat einmal einen wundervollen Satz gesagt:
„Was du empfängst, erhält Dich am Leben;
aber erst das, was Du von Dir aus gibst, macht Dein Lebens lebenswert.
www.welt.de
Ich habe in meinem Leben immer wieder erfahren dürfen,wie wahr, wie richtig dieser Satz ist.
Die Zuwendung meiner ersten kleinen Freundin, die Freundschaft meines Jugendfreundes Hans-Christoph, die Liebe seiner Mutter und der Respekt einiger anderer Menschen haben mich am Leben erhalten. Sie halfen mir, in dem Sumpf aus Quälerei, Schlägen, Folter und sexuellem Missbrauch zu überleben.
Aber glücklich wurde ich erst, als ich begann, die Liebe,
die ich empfangen hatte, weiterzugeben.
Zufrieden wurde ich erst, als ich anfing,
das, was ich habe, mit anderen Menschen zu teilen.
Dankbar wurde ich erst, als ich anfing,
mich für die Not und das Elend anderer Menschen
zu interessieren und ihnen zu helfen.
Quelle: Karin Heringshausen
Ohne dass es mir anfangs bewusst war, entdeckte ich mit der Zeit eines der schönsten Geheimnisse eines glücklichen Lebens:
Je mehr Liebe ich an andere Menschen weitergebe, je mehr ich mit anderen Menschen das, was ich habe, teile und je mehr ich mich für die Not und das Elend anderer Menschen interessiere und ihnen helfe, desto weniger Raum ist in mir für Gefühle wie Wut, Rache, Bitternis, Zorn, Unzufriedenheit und Undankbarkeit.
Sehr oft werde ich von Menschen im direkten Gespräch, in Briefen und E-Mails gefragt:
„Werner, was muss ich tun, damit ich glücklich werde?“
Ich antworte darauf immer mit dem Satz von Johannes Mario Simmel:
„Wenn jeder Mensch auf der Welt nur einen einzigen anderen Menschen
glücklich machen würde, wäre die ganze Welt glücklich.”
Quelle: Astrid Müller
Aber meine Antwort stellt die meisten Menschen nicht zufrieden.
Die meisten Menschen glauben, dass man, um die Welt zu verändern, großartige Pläne schmieden müsse, dabei beginnt die Veränderung bei jedem einzelnen Menschen, auch bei Dir!
Und wie macht man einen anderen Menschen glücklich:
Indem man ihn so liebt wie er ist, indem man ihm mit Respekt begegnet, indem man ihm unverhofft eine Freude bereitet, wie in unserer Geschichte.
Als ich heute Nachmittag unterwegs war, begegnete mit eine Gruppe Hortkinder, die mit sehnsüchtigen Augen vor einem gerade wieder eröffneten Eiscafé standen.
Ich führte dann ein kurzes Gespräch mit den Betreuerinnen und lud dann die ganze Gruppe zum Eisessen ein. Ich gebe zu, aufgrund meiner Kindheit kann ich mich an glücklich schauenden Kinderaugen nicht sattsehen!
Es gibt so wundervolle Möglichkeiten im Alltag, Menschen zu ermutigen,
Menschen Liebe zu schenken, Menschen durch ein Lächeln fröhlich zu stimmen.
Ich wünsche Euch ein wundervolles geruhsames und fröhliches erstes Frühlingswochenende und grüße Euch herzlich aus Bremen, wo sich gerade ein erster grüner Schimmer der knospenden Blätter auf die Zweige legt
Euer fröhlicher Werner
Quelle: Karin Heringshausen