Quelle: Helmut Mühlbacher
Ihr Lieben,
ich möchte Euch heute eine Geschichte von Christoph Georgeserzählen.
Dabei ist es wichtig, zu erwähnen, dass diese Geschichte sich in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg in den 1950er Jahren abgespielt hat:
„Familie Tür-zu“
„Familie Tür-zu wohnte in einem wunderschönen Haus inmitten eines großen Gartens. An der Tür war ein großer Türklopfer angebracht, der mit einem Gong verbunden war.
Wer draußen anklopfte, hörte innen einen hellen fröhlichen Gong läuten.
Neben der Haustür hing eine helle Laterne.
Aber an diesen Tage die Laterne dunkel. Es sah so aus, als sei Familie Tür-zu nicht zu Hause. Die Rollläden vor den Fenstern waren herunter gelassen worden.
Jeder, der vor dem Haus stand, musste denken: die Tür-zus sind nicht da.
Aber das stimmte ganz und gar nicht!
Sie waren sehr wohl zu Hause! Sie saßen zu Hause im Wohnzimmer um den runden Tisch herum, Vater, Mutter und die drei Kinder und aßen zu Abend. Ganz lecker aßen sie…
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Da plötzlich klopfte es an der Hautür, der Gong ertönte.„Wer stört uns denn jetzt schon wieder?“ „Wer will jetzt etwas von uns?“ dachte Mama laut.
Und Papa flüsterte: „Pst – wir sind nicht da!“ „Aber Papa, das stimmt doch gar nicht, wir sind doch da“, entgegneten die drei Kinder wie aus einem Mund.
Doch Papa vertrat die Ansicht: „Pst, gerade bei dem feinen Essen! Für andere Menschen sind wir jetzt nicht da! Wir sind jetzt nur für uns selbst da!“
Es klopfte erneut, dieses Mal heftiger, doch Familie Tür-zu rührte sich nicht.
Zwei Tage später kam ein langer Brief aus Hamburg von Onkel Klaus bei der Familie Tür-zu an.
Die Mutter las ihn vor: „Hallo, Ihr lieben Tür-zus! Ich war auf der Durchreise und wollte Euch gerne besuchen. Doch bei Euch war alles dunkel. Ich habe mehrmals geklopft. Da war also nicht zu machen. So bummelte ich mit meinen Geschenken, die ich für Euch mitgebracht hatte, und dem Riesenweckmann, den ich für die Kinder dabei hatte, zurück zum Bahnhof.
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Ich ging durch eine recht ärmliche Straße mit zahlreichen alten Reihenhäusern ohne Türklopfer und Laterne, ohne Rollläden. Aber in den Küchen brannte Licht. Man konnte hineinsehen.In einer Küche sah ich eine Mutter mit einem Baby am Tisch sitzen und noch zwei weitere Kinder saßen am Tisch. Sie waren blass und trugen verwaschene Kleiner. Sie hatten wohl auch Hunger.
Ich hörte, wie die Mutter zu ihren Kindern sagte:
„Mehr habe ich leider nicht für Euch!“
Da sah ich den Riesenweckmann in meinem Arm. Ich stellte ihn vor die Tür, klopfte, weil ich keine Klingel fand, und lief schnell weiter. Fast vollständig verborgen hinter einem Baum, da ich, wie die Tür sich öffnete, wie die Kinder den Riesenweckmann entdeckten, wie sie nach ihrer Mutter riefen, wie sie lachten und jubelten.
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So hat nun den Riesenweckmann, der eigentlich für Euch bestimmt war, doch noch eine offene Tür gefunden. Ich glaube, bei Euch ist es besser, man meldet sich vor einem Besuch bei Euch an! Also – bis zur nächsten Durchreise, herzlichst, Euer Onkel Klaus.“ Die Familie Tür-zu saß noch lange, nachdenklich geworden, beisammen.“Quelle: Astrid Müller
Ihr Lieben,Ich habe größtes Verständnis, wenn einen Familie einmal ganz unter sich sein möchte, um z.B. gemeinsam ein Fest, einen Geburtstag oder Ähnliches zu feiern.
Dagegen ist nichts zu sagen.
Aber wenn es an unserer Tür klingelt, wenn jemand Einlass begehrt, dann ist es nicht in Ordnung, wenn wir so tun, als wären wir nicht zu Hause. Dafür gibt es mehrere Gründe:
Wenn es an unserer Tür klingelt, dann sollten wir den Mut haben, gegebenenfalls zu demjenigen, der bei uns geläutet hat, zu sagen: „Heute haben wir leider keine Zeit, heute möchten wir im Familienkreis feiern.“
Wenn wir so handeln wie die Familie Tür-zu, dann kann es geschehen, dass plötzlich alte gute Freunde oder liebe Verwandte vor der Tür stehen und wir ihnen nicht öffnen.
Deshalb sollten wir immer nachschauen, wer uns besuchen möchte, damit wir uns nicht später schuldig fühlen und uns Selbstvorwürfe machen.
Auch kann es ja geschehen, dass ein Mensch vor unserer Tür steht, der dringend unsere Hilfe braucht. Wenn wir ihm nicht öffnen, kann es geschehen, dass wir später traurig sind, nicht geholfen zu haben.
Was mir an unserer heutigen Geschichte so besonders gut gefällt, ist die Tatsache, dass der Onkel Klaus nicht wütend wird und den Riesenweckmann nicht einfach in die nächste Mülltonne wirft oder ihn aus lauter Frust selbst aufisst.
Der Onkel Klaus macht aus etwas „Bösem“, der Enttäuschung darüber, dass Familie Tür-zu ihm nicht geöffnet hat, etwas Gutes: Er verschenkt den Riesenweckmann an eine Mutter und ihre drei Kinder, die sich herzlich über das Geschenk freuen. Und er wahrt die Würde dieser Menschen, in dem er den Weckmann als Überraschung vor die Tür stellt.
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Diese Geschichte entzündet in mir große Vorfreude auf die dunkle Jahreszeit!Das ist die Zeit des Jahres, in der ich gerne wieder Klingelstreiche spiele.
Die dunkle Jahreszeit von September bis März ist die zeit, in der sich viele Menschen einsam fühlen, in denen sie sich besonders nach etwas Liebe, etwas Wärme, etwas Zuneigung sehnen.
Die dunkle Jahreszeit nutze ich dazu, um einsamen Menschen, hin und wieder ein kleines Geschenk an die Tür zu hängen mit einigen mut- und froh machenden Zeilen. Dann spiele ich wieder das alte Kinderspiel und klingele, um mich dann hastig zu entfernen. Es gibt für mich nichts Schöneres, als aus sicherer Entfernung das Leuchten in den Gesichtern zu beobachten und die Freude, wenn die Menschen das ihnen zugedachte Geschenk entdecken.
Dabei geht es nicht um große Geschenke, entscheidend für diese Menschen ist etwas ganz Anderes: Das Wissen und das Gefühl, dass jemand an sie denkt, ihnen eine Freude machen möchte.
Probiert es doch auch einmal aus! Werdet doch auch ein Stück weit wieder Kinder und erfreut einsame und auch arme Menschen mit Euren Klingelstreichen!
Quelle: Astrid Müller
Ihr Lieben,
ich wünsche Euch eine gute Woche mit ruhigen Stunden, fröhlichen Begegnungen, heiterem Sinn und tiefer Dankbarkeit und ich grüße Euch herzlich aus Bremen
Euer fröhlicher Werner
Quelle: Helmut Mühlbacher