Ich kann mir aussuchen, wie es mir geht

J.J.Cale

Gesund, genug zu essen, eine gute Flasche Wein im Keller. Es geht mir hervorragend, kaum besser möglich.

Heute ist derjenige gestorben, der mich seit Jahrzehnten begleitet. Ganz dicht an mir, immer präsent, ein enorm wichtiges Stück meiner Welt: J.J.Cale. Von allen Musikern dieses Planeten der weitaus wichtigste, mit grossem Abstand. Schlimmer konnte es kaum kommen. Seine Musik bleibt, aber er ist nicht mehr da. Es geht mir schlecht heute, wirklich sehr schlecht.

Vor dem offenen Fenster strahlt die Sonne, wohlige 28 Grad umschmeicheln die Haut. Natur breitet sich friedlich aus, Palmen drängeln sich wedelnd in den Vordergrund. Rechts und links freundliche, tolerante, stets hilfsbereite Nachbarn. Mehr geht kaum, es geht mir gut.

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Die spanische Regierung sagt, von der gesamten Summe, die als Hilfe an die Banken gegangen ist, seien 36 Milliarden Euro wohl unwiederbringlich verloren. 36 Milliarden Euro – exakt die Summe, die bei den Kürzungs- und Streichungsprogrammen in Gesundheit, Bildung und Kultur “eingespart” wurde. Es geht mir nicht nur schlecht – kotzen könnte ich vor Zorn.

Ganz egal, welchen privaten Aspekt ich beleuchte, es geht mir gut. Sehr gut. Klagen könnte ich nicht einmal, wenn ich es mir fest vornehme.

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Buba ist Kellner in einem Touristenhotel Gambia. Der farbige junge Mann ist knapp über 20 und hat immenses Glück. Er hat einen Job. Die übergrosse Mehrheit seiner Altersgenossen hat keinen. Für einen Monat Arbeit bekommt er umgerechnet nicht ganz 30 Euro. Auch Glück, denn die meisten anderen bekommen nur 25 Euro im Monat inklusive aller Überstunden. In einem Land, in dem die Lebensmittel im Supermarkt weit teurer sind als in Deutschland oder Spanien. Er wolle ja nicht klagen im Prinzip, sagt er, immerhn habe er die Chance, etwas zu verdienen. Nur die vollkommen aussichtslose Zukunftsperspektive mache ihn innerlich fertig. Niemand interessiert sich für Gambia, niemand interessiert sich für Afrika. Egal, wie sehr sich der gut ausgebildete Buba anstrengt, egal wie hart er arbeitet; er hat keine Chance, wird nie eine haben.

Er weiss genau, dass es wahrlich kein Zuckerschlecken ist, als “illegaler” Farbiger in Europa auf irgendeinen grünen Zweig zu kommen; er schätzt die Situation exakt richtig ein. Dennoch – wird er auf Dauer der Versuchung widerstehen können, in eins der kleinen Boote Richtung Kanarische Inseln zu steigen und sein Leben zu riskieren, wenn es zu Hause so gar keine Chance gibt? Er weiss es selbst nicht.

Es geht mir sehr gut. Wie gut geht es mir, wenn es Buba so geht wie es ihm geht, wenn mehr als 50 Prozent aller jungen Spanier arbeitslos sind, wenn mehr als ein Viertel aller Deutschen im Niedriglohnsektor arbeiten muss, wenn Snowden dankbar sein muss, dass die USA versichern, ihn nicht foltern zu wollen … ich kann mir aussuchen, wie es mir geht. Die Bandbreite ist enorm – und Uhupardo ist zurück.


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