“Ach ja, ich hätte auch gern nachmittags frei …” Mit dem Satz, den sich eine berufstätige Teilzeitmutter von ihrem Kollegen anhören muss, als sie das Büro verlässt, beginnt ein Artikel, den ich im Hamburger Abendblatt entdeckt habe. Auf den ersten Blick ist es ein harmloser Satz, doch es steckt ein typisches Vorurteil darin, auch wenn man den lieben Kollegen und Kolleginnen, die solche und ähnliche Sätze fallen lassen, nicht einmal Bösartigkeit unterstellen möchte.
Die Haltung, die darin zum Ausdruck kommt, sagt Coach Ariane Stoff im Artikel ist: “Kinderbetreuung ist ja keine Arbeit, sondern reines Freizeitvergnügen.” Und da stellt sich die Frage, ob man solche Bemerkungen einfach an seinem dicken Fell abprallen lässt, das man sich als arbeitende Mutter sowieso schon zugelegt hat oder ob man darauf reagiert. Und wenn ja, wie man darauf reagiert. ”Sicher kann man sich coole Sprüche zurechtlegen”, wird Ariane Stoff zitiert. “Aber das hilft einem für die Zukunft nicht viel.” Sie rät dazu, auf die Sachaussage im Satz zu reagieren – statt auf den möglicherweise mitschwingenden Vorwurf. “Dann nimm dir doch mal einen halben Tag frei!”, könnte eine Antwort lauten. Oder: “Ja? Was würdest du denn an dem Nachmittag machen wollen?”
Ich habe den Satz – soweit ich mich erinnere noch nicht gehört, was aber nicht heißt, dass er nicht schon in meiner beruflichen Karriere gefallen ist. Denn wer weiß schon, was im Büro geredet wird, wenn sich die Mutter ins nachmittägliche Freizeitvergnügen mit den Kindern stürzt und vorher schnell noch – weil es so entspannend ist und extrem Spaß macht – einen Behördengang erledigt und im Supermarkt einkauft. Aber wie hätte ich reagiert? Je nach Tonfall hätte ich wahrscheinlich diesen Kollegen eingeladen, mich an meinem entspannten Nachmittag zu begleiten, wenn er auch so gern frei hätte. Schließlich kann er ja die am Nachmittag verlorene Zeit problemlos an einem anderen Tag nacharbeiten, da keine Erzieherin aus dem Kindergarten anrufen wird, ob man denn seine Kinder vergessen hätte.
Wer kennt solche Sprüche aus seinem Arbeitsalltag? Und wie reagiert ihr darauf? Oder reagiert ihr am besten gar nicht?
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