Supermuttis unter sich

Extrem entspannt und gerade mit einem frischen Kaffee-mit-Milch-Getränk in der Tasse schreibe ich diese Zeilen. Der jüngste Nachwuchs darf noch bis Sonntag die ungeteilte Aufmerksamkeit der Großeltern genießen und der Erstgeborene schläft schon nebenan. Hinter ihn und mir liegt seine Geburtstagsfeier mit (allerbester!) Kindergartenfreundin und Kindergartenfreund im Tobeland, die für mich weitaus erholsamer war als für ihn. Ich, die noch nie in einem Indoorspielplatz war und sie alle trotzdem aus der Ferne verflucht hat, verbrachte heute dort vier sehr entspannte Stunden.

Supermuttis hätten freilich so etwas nicht als Kindergeburtstag durchgehen lassen. Wo bleibt denn da schließlich der pädagogische Anspruch?
Während der Spross samt Freunden sämtliche Hopse-, Klettre- und Rutschattraktionen des Tobelands in Angriff nahm, stöberte ich durch die Bloggersphäre und stieß auf den frischen und schönen Artikel von Mama hat jetzt keine Zeit… mit dem Titel “Auf der Suche nach Supermutti”. Darin schreibt sie:

“Wir wollen Supermütter sein  und wir sind es: In den Augen unserer Kinder, die uns (noch) für die aller-aller-allerbesten Mütter halten. Während der Pubertät sind wir dann sowieso blöd. Aber die kommt später. Bis dahin können wir uns doch einfach an unserem Supermuttitum freuen. Laut oder leise, ist doch egal. Was andere davon halten, kann uns wurscht sein!”

Und so klickte ich mich noch durch einige andere Supermutti-Beiträge im Netz – mit WLAN Zugang vom Tobeland und permanent rauschender Kinderkreischkulisse um mich herum. Susanne von Mädchenmannschaft forderte bereits 2009 in ihrem Beitrag: “Schluss mit Supermutti” und schrieb:

“Und sie können einen wirklich angst und bange machen – denn hört man ihnen mal zu, hat man immer das Gefühl, ohne Pekip-Gruppenbesuch, Early English-Kurs oder stets biodynamischem Essen würde der eigene Nachwuchs nur noch Terrorist_in oder Hartz-IV-Empfänger_in werden können.”

Mit Schmunzeln und gelegentlichem Kopfschütteln habe ich auch etliche der 50 Kommentare unter diesem Artikel gelesen. Und selbst in der Frankfurter Allgemeinen forderte  schon 2008 Anna von Münchhausen: “Genug gerackert, Super-Mutti”. Es geht um die Mütter, die immer gesund kochen, sich fürs Kind aufreiben und dabei immer toll aussehen mit ihrem Perfektionismus anderen Schuldgefühle einjagen und die Frage, ob sie wirklich ein Vorbild sind.

“Wahrscheinlich wäre es das Beste, wenn man uns Müttern gönnen würde, den Argusaugen der Dauerbesserwisser zu entkommen, um zu überlegen, wie sich die Lebensaufgabe Familienarbeit am besten bewältigen lässt. Nach eigenem Gusto. Wenn die Ratgeber eingestampft, die Talkshows sich anderen Themen zuwenden und selbst Frauen wie Eva Herman ihre hehren Prinzipien zum Thema Familie einfach mal für sich behalten würden. Und wenn wir alle damit aufhörten, die Supermutti für ein realistisches Rollenvorbild zu halten.”

Ausgerechnet die wissenschaftliche (nicht neue) Erkenntnis, dass Spielen wirklich schlau macht, könnte eventuell zur Entspannung der Supermuttis (und allen von ihnen genervten Seelen) beitragen. Denn schlaue Kinder passen doch super zur Supermutti. Bei einem Presseworkshop zur Kampagne “Lasst Kinder einfach Kinder sein.” erklärte Bettina Peetz, dreifache Mutter und Mitglied der Geschäftsführung der JAKO-O GmbH:

“Wir wollen eine kritische Diskussion über die verplante Kindheit“anstoßen. Wir möchten Eltern Mut machen, wieder mehr auf ihr Bauchgefühl zu hören. Wir wollen zeigen, wie wichtig es ist, den Nachwuchs einfach mal machen und ihn im Spiel versinken zu lassen. Denn nur wenn Kinder diesen Freiraum bekommen, können sie sich selbst entdecken, Leidenschaften für bestimmte Dinge entwickeln und damit eine gute Basis für ein glückliches Erwachsenenleben schaffen.”

Über den wirklich mitreßenden Vortrag von Prof. Dr. André Frank Zimpel, waum Spielen schlau macht, nur eben anders als so viele Erwachsene denken, werde ich demnächst im Zweitblog auf www.berlinfreckles.de berichten. Aber selbst als Supermutti im Jahre 2012 komme ich nicht umhin, jetzt Kaffeetasse und Notebook beiseite zu räumen, denn die nasse Wäsche, die mich aus dem Wäschekorb angrinst, hängt sich wohl doch nicht von alleine auf.

 

Supermuttis unter sich

Supermuttis in den 60ern unter sich.
Quelle: Zentralbild Spremberg, Ge. 27.7.1967 “Und wann werde ich endlich bestaunt?”, Berlin via Wikimedia Commons, http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-F0727-0008-001,_Berlin,_Straßenszene.jpg


 

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