Ich habe mich herausgehalten - ich bin nicht schuld!

Ich habe mich herausgehalten - ich bin nicht schuld!
„Das Wenige, was wir tun können, darf uns Alibi sein für das, was wir nicht tun können.“
Dietrich Bonhoeffer

Ihr Lieben,
ich möchte Euch heute eine Geschichte von A. Calderon erzählen:
„Der gute Mensch und die Hölle“
„Die Hölle war total überfüllt und noch immer stand eine lange Schlange am Eingang. Schließlich musste sich der Teufel selbst heraus begeben, um die Bewerber fortzuschicken.

"Bei mir ist alles so überfüllt, dass nur noch ein einziger Platz frei ist", sagte er. "Den muss der ärgste Sünder bekommen. Sind vielleicht ein paar Mörder da?"

Und nun forschte er unter den Anstehenden und hörte sich deren Verfehlungen an. Was auch immer sie ihm erzählten, nichts schien ihm schrecklich genug, als dass er dafür den letzten Platz in der Hölle hergeben mochte.
Schließlich sah er einen, den er noch nicht befragt hatte. "Was ist eigentlich mit Ihnen – dem Herrn, der da für sich allein steht? Was haben sie getan?"

"Nichts", sagte der Mann, den er angesprochen hatte. "Ich bin ein guter Mensch und nur aus Versehen hier. Ich habe geglaubt, die Leute ständen hier um Zigaretten an."

"Aber sie müssen doch etwas getan haben", sagte der Teufel. "Jeder Mensch stellt etwas an."
"Ich sah es wohl", sagte der gute Mensch, "aber ich hielt mich davon fern. Ich sah, wie Menschen ihre Mitmenschen verfolgten, aber ich beteiligte mich niemals daran. Sie haben Kinder hungern lassen und in die Sklaverei verkauft; sie haben auf den Schwachen herum getrampelt und die Arme zertreten. Überall um mich herum haben Menschen von Übeltaten jeder Art profitiert. Ich allein widerstand der Versuchung und tat nichts."

"Absolut nichts?" fragte der Teufel ungläubig. "Sind sie sich völlig sicher, dass sie das alles mit angesehen haben?" Vor meiner eigenen Tür", sagte der gute Mensch. "Und Sie haben nichts getan?" wiederholte der Teufel. "Nein!"

"Komm herein, mein Sohn, der Platz gehört Dir!"

Ihr Lieben,

wenn ein Unglück geschieht, wenn Kinder sexuell missbraucht werden, wenn Menschen an Hunger sterben, wenn Frauen vergewaltigt und Kinder misshandelt werden, dann  höre ich oft den Satz:
„Wie kann Gott das zulassen?“ Eine im ersten Moment berechtigte Frage.
Aber diese Frage ist uralt.

Bereits auf den ersten Seiten der Bibel ist die Antwort darauf zu finden.
Adam und Eva lebten im Paradies und hatten wirklich von allem die Fülle, nur die Früchte von einem einzigen Baum sollten sie nicht essen. Die Meisten von Euch kennen den Ausgang der Geschichte: Beide haben dennoch davon gegessen und mussten das Paradies verlassen.
Aber darum geht es mit in diesem Zusammenhang nicht:

Es geht um die Antwort, die Adam Gott gibt, als dieser ihn fragt, warum er trotz Verbot von den Früchten des Baumes gegessen habe. 

Adam antwortet: „Das Weib, das Du mir gegeben hast, gab mir die Frucht!“Statt die Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen und zu sagen: „Ich stehe dazu, das, was ich getan habe, war falsch“, schiebt Adam die Verantwortung auf seine Frau und, falls die auch nicht schuldig sei, auf Gott (…die Du mir gegeben hast).An dieser Argumentation hat sich bis heute nicht viel geändert:
Für die Gewalt und den sexuellen Missbrauch in dieser Welt, für den Hunger und das Elend in dieser Welt machen wir immer Andere verantwortlich und wenn die nicht verantwortlich zu machen sind, stellen wir die Frage: „Wie kann Gott das zulassen?“
Dabei ist die Wahrheit, dass wir alle wie der „gute Mensch“ in unserer Geschichte mit-schuldig sind, weil wir um die Dinge wissen, aber nichts tun.
Wenn ich heute auf die Zeit zurückblicke, als ich als Kind und Jugendlicher geschlagen, gefoltert, gedemütigt und missbraucht wurde, so packen mich manchmal heute noch das innere Grauen und Entsetzen, aber nicht über die Täter, sondern darüber, dass so viele Menschen davon gewusst haben, was mit mir geschah, dass so viele Menschen zusahen, wie mit mir umgegangen wurde und dass NIEMAND geholfen hat.
Natürlich können Du und ich diese Welt nicht in großem Stil ändern, aber wir können uns ändern. Wir können anfangen, Verantwortung zu übernehmen und den Beitrag leisten, der uns möglich ist.

Das mag angesichts des Elends, des Hungers, der Gewalt und des sexuellen Missbrauchs in der Welt nicht viel sein, aber je mehr Menschen die Verantwortung übernehmen, desto größer wird der Strom der Hilfe, der Liebe, der Zuwendung und desto mehr werden wir das Angesicht dieser Erde verändern.
Ich wünsche Euch heute einen fröhlichen und gemütlichen Tag und grüße Euch herzlich aus Bremen

Euer Werner vom Weserstrand


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