sogenannte urbane legenden hört man ja immer mal wieder. mein favorit ist die geschichte mit dem leichenf*cker. für die, die sie noch nie gehört haben, hier die kurzfassung:
eine freundin wird dir erzählen, dass ihr eine freundin erzählt hat, dass ihrer freundin folgendes passiert ist:
sie war irgendwo in einer bar, wahlweise im ausland, hat dort einen netten typen kennengelernt und mit ihm geknutscht. er wollte, dass sie später noch mit ihm nach hause geht doch sie hatte irgendwie keine lust mehr.
am anderen tag ist sie aufgewacht und hat, überall dort wo er sie berührt hat, plötzlich einen heftigen ausschlag. sie wendet sich an einen arzt und dieser fragt sie, ob sie mit einer leiche in berührung gekommen wäre. sie verneint natürlich und der arzt meint, dass diese sorte von ausschlag nur nach berührungen mit toten auftreten würde. völlig schockiert wendet sie sich an die polizei, die wiederum findet heraus, dass der angeblich sympathische kerl aus der bar eigentlich ein ziemlich perverses schwein ist, in seiner wohnung einige leichen gelagert hat und diese bei gelegenheit auch gerne…
ja, ihr wisst schon.
in wie fern diese geschichte wirklich stimmt, kann und will ich nicht beurteilen.
ich habe schon unzählige male von freundinnen gehört, die von freundinnen gehört haben, dass das tatsächlich wirklich so geschehen ist.
genau zu solchen urbanen legenden gehört auch die geschichte, dass eines tages ein student mal einen joint geraucht und danach wahnsinnig gut und voll konzentriert gelernt hat. ich habe es, selbstverständlich im namen der wissenschaft, ausprobiert. das ergebnis war, wie zu erwarten, enttäuschend.
ich baue mir nach einer halben ewigkeit und mehreren versuchen einen total verkrümmten joint. bereits nach ein paar zügen merke ich die wirkung. mein kopf wird schwerer, alles um mich herum wirkt wie in nebel gehüllt.
ich nehme meine unterlagen zur hand und lese:
„der hypothalamus wird medial vom ventrikel und kranial vom thalamus begrenzt.“
aha, spannend. ich markiere ein paar wichtige sätze, schreibe mir nebenbei etwas auf und merke nach einer halben stunde, dass die wirkung so langsam nachlässt. kein wunder, ich hatte ja auch nur ein paar kleine züge. puff, puff, pass so quasi.
ich zünde den joint nochmals an und ziehe den rauch tief in meine lungenflügel. ich merke, wie dieses benebelte gefühl diesmal stärker ist und meine bewegungen langsamer werden. gezielt greife ich zu meinem buch und fahre fort. nach ein paar minuten lesen meine augen zwar noch immer, meine gedanken sind jedoch völlig woanders. mechanisch nehme ich mein smartphone zur hand und scrolle bei facebook die startseite durch. bei ein paar fotos bleibe ich hängen und schaue mir ein schritt-für-schritt cupcake-video an. normalerweise interessieren mich eigentlich weder schritt-für-schritt anleitungen, noch cupcakes.
mir fällt wieder ein, weshalb ich überhaupt gekifft habe und widme mich erneut meinem lernstoff.
hmm, vielleicht fällt es mir leichter, wenn ich mir videos zu dem thema ansehe, denke ich mir. nach ein paar klicks werde ich fündig und versuche konzentriert einem mann, mit leicht französischem akzent, zu folgen. er erklärt, welche hirnregion wofür verantwortlich ist und markiert dabei die bereiche auf einem abbild des menschlichen gehirns.
ich fange an mich zu fragen, wie lange er wohl für dieses video gebraucht hat, wie er aussieht und was er sonst so in seinem leben tut. ich mache eigentlich alles, ausser ihm zu zuhören.
nachdem das video zu ende ist, klicke ich auf ein paar weitere. einige entsprechen nicht dem thema, andere sind einfach nur schlecht und bei ein paar wenigen stört mich die art, wie das thema präsentiert wird.
okay, zugegeben, ich habe die suche nach richtigen lern-videos mittlerweile aufgegeben und ohne es bewusst wahr zu nehmen, gelange ich klick für klick bei ganz anderen videos.
ich schaue mir make-up tutorials an, russen, die auf die höchsten gebäude der welt klettern und kinder, die in eine wasserpfütze fliegen. ich finde ein video, das tatsächlich „my dog gets super excited at the food bin being opened, yet she’s very well disciplined“ heisst und schaue es mir an. der hund, der völlig ausrastet weil sein herrchen die futterbox öffnet, hat über 1 million klicks. ich muss lachen, da ich es in diesem moment wirklich witzig finde. und der titel erst!
(für alle kiffer: schaut es euch an!)
kurzerhand kopiere ich den link und schicke ihn einem freund, dem ich immer videos und fotos schicke, wenn ich bekifft bin. meistens habe ich glück und er ist auch ziemlich high, dann entstehen konversationen, bei denen ich mich am tag danach frage, worüber wir eigentlich geredet haben. heute lässt er mich hängen und ich führe einen monolog.
mein nachbar veranstaltet eine seiner berühmten homepartys und ich erwische mich immer wieder dabei wie ich, passend im takt zum dröhnenden technobeat, mit dem bein wippe. ich versuche krampfhaft, mich erneut auf meinen lernstoff zu konzentrieren und verfluche mich innerlich dafür, nochmals von dem joint geraucht zu haben. der grat zwischen „bekifft aber konzentriert“ und „bekifft und auf alles andere konzentriert“ ist verdammt schmal. ich hab die goldene mitte nicht gefunden, gebe auf, schiebe das buch zur seite und schaue mir stattdessen weiterhin total bescheuerte videos an.
FAZIT
bekifft lernen ist ein mythos. es geht zwar, wenn man nur ganz leicht benebelt ist, aber völlig zugedröhnt bringt es genau gar nichts. ein bisschen high zu sein würde vielleicht nicht schaden, wenn man ein buch lesen muss und dabei nicht viel konzentration gefordert ist. und während ich das fazit schreibe, rauche ich den rest des joints, getreu nach dem motto „wenn schon, denn schon“ und gebe mich den unendlichen spektren des youtube-universums hin.