Quelle: Helmut Mühlbacher
Ihr Lieben,heute Abend möchte ich Euch eine Geschichte von Peter Graf von Eysselsberg erzählen:
„Dreck am Stecken"
„Johannes wanderte gerne, vor allem mit seinem Vater, der ihm so viele Dinge in der Natur so verständlich erklären konnte.
Wieder einmal waren die beiden unterwegs, doch der Weg war voller Schlamm und Matsch, wohin sie auf traten, denn es hatte kurz zuvor stark geregnet. Nur gut, dass die beiden, bevor sie zu ihrer Wanderung aufgebrochen waren, Gummistiefel angezogen hatten.
Doch je weiter sie durch den Dreck stapften, desto mehr Lehm blieb an ihren Stiefeln haften und nach kurzer Zeit sahen die Stiefel aus wie zwei riesige Lehmklumpen.Plötzlich blieb Johannes stehen. „Ich kann nicht mehr“, klagte er, „meine Füße sind so schwer, ich komme kaum noch vorwärts!“
„Das ist kein Wunder“, entgegnete ihm der Vater, „an deinen Stiefeln hat sich so viel Dreck angesammelt, der Dich nun beim Gehen behindert. Wir müssen unsere Stiefel immer wieder vom Schlamm befreien, damit wir besser vorwärts kommen. Sonst kommen wir nie ans Ziel.“
Das leuchtete Johannes ein und nachdem sie die Lehmklumpen an einem Bach abgespült hatten, ging es viel leichter voran.“
Ihr Lieben,
jeder von uns hat schon einmal von dem Ausdruck gehört „Der hat ja Dreck am Stecken!“
Mich hat einmal interessiert, woher dieser Ausdruck kommt und unter der Internetanschrift http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/essigsessenzen/883299/
fand ich eine sehr gute Erklärung des Deutschlandfunks Kultur:
„Vor fünfhundert Jahren waren nur sehr wenige Wege befestigt. Mit Steinen gepflastert waren vielleicht einmal prächtige Auffahrten vor Palästen. Fußgänger kamen also um dreckige Schuhe nicht herum. Bevor man bei jemandem eintrat, säuberte man deshalb die Schuhe, beispielsweise mit den sehr üblichen Wanderstecken, oder man fuhr mit dem Ärmel über die Schuhe, um sie zu polieren. In beiden Fällen sahen die Schuhe dann blank aus, der Stecken und der Ärmel verrieten aber, dass hier jemand den Dreck erst hatte entfernen müssen.
Dreck wurde nun schon sehr lange mit Schuld und Sünde in Verbindung gebracht. Schließlich war er das Gegenteil der reinen (!) Unschuld. So konnten sich die Redewendungen "Dreck am Ärmel" und später "Dreck am Stecken haben" herausbilden, um Blender, Betrüger und Heuchler zu bezeichnen, die ihre schmutzige Vergangenheit verbergen wollen, die man aber noch erkennen kann. Heute dagegen bezeichnet die Redewendung ganz direkt, dass jemand eine Untat begangen hat.“
Auch wir haben, was unser Leben betrifft, an den Stiefeln unseres Lebens viel Lehm, Lehm, der uns das Fortkommen im Leben im wahrsten Sinne des Wortes erschwert und deshalb ist es immer wieder wichtig, sich Zeiten im Leben zu nehmen, in denen wir zur Ruhe kommen können und Lasten, die uns das Leben schwer machen, abzuwerfen.
Manchmal sind es Menschen, mit denen wir uns nicht (mehr) verstehen.
Dann kann es erleichternd sein, eine solche Verbindung aufzugeben, um fröhlich im Leben weiterwandern zu können.
Manchmal sind es Erinnerungen an Krankheiten, an den Verlust eines beliebten Menschen, an etwas, das man uns in Kindheit oder Jugend angetan hat und das uns heute noch belastet, die wir endlich hinter uns lassen sollten.
Jetzt gerade bei den Olympischen Spielen liegt ein Schwerpunkt auf den Laufwettbewerben der Leichtathletik.
Habt Ihr da schon einmal jemand mit einem Rucksack laufen sehen???
Ihr lacht jetzt vielleicht! Keine Läuferin, kein Läufer käme auf die Idee, zu einem Rennen mit einem wohlgefüllten Rucksack anzutreten!
Aber wir sollten nicht lachen, sondern uns ernsthaft klarmachen, dass viele von uns im Leben mit solch gefüllten Rucksack herumlaufen, einem Rucksack, der angefüllt ist mit traurigen Erinnerungen, mit unausgesprochenen Vorwürfen, mit Verletzungen, mit Entmutigungen.
Viele Menschen legen sich abends ins Bett, ganz erleichtert.
Aber kaum sind sie morgens aufgestanden, dann schnallen sie sich wieder den schweren Rucksack auf den Rücken, den sie abends neben ihr Bett gestellt haben.
Ich wünsche Euch von ganzem Herzen, dass es Euch gelingen möge, den Rucksack abends von Eurem Rücken zu nehmen und ihn am nächsten Tag stehen zu lassen. Werft ihn die Abfalltonne des Vergessens und schreitet fröhlich und erleichtert durch Euer Leben.
Ich grüße Euch herzlich aus Bremen und wünsche Euch einen fröhlichen Abend
Euer heiterer und unbeschwerter Werner
Quelle: Karin Heringshausen