…das war es zumindest, was ich immer zu mir gesagt habe. Ich habe mich nicht normal gefühlt. Meine Angststörung habe ich als große Schwäche wahrgenommen. Ich war scheinbar einer von wenigen, die an Panikattacken & Co. litten. Allen anderen schien es doch immer gut zu gehen.
Das ist ein absoluter Trugschluss. Von Dir würden viele wahrscheinlich auch nicht denken, dass Du psychisch krank bist. Die meisten gehen nicht offen mit ihrer Angststörung um, sondern tun alles dafür, dass nach Möglichkeit niemand etwas bemerkt. Meistens sind sie auch noch sehr erfolgreich damit.
Das wiederum führt dazu, dass wir meinen, wir sind nicht normal, wir sind eine ganz besondere Spezies im negativen Sinne. Keiner redet darüber, keiner gibt diese vermeintliche Schwäche gerne zu. Irgendwie, so meinen wir, passt das nicht in unsere Leistungsgesellschaft, in der jeder nur zu funktionieren hat.
Angststörung verschweigen
Auch ich habe meine Panikattacken, meine Hypochondrie und generalisierte Angststörung immer verschwiegen. Selbst meine engsten Freunde waren nicht eingeweiht.
Als ich für sechs Wochen in eine psychosomatische Klinik gegangen bin, musste ich ja irgendetwas sagen. Ich habe gesagt, ich sei nicht in der Lage zu entspannen, was ja nicht gelogen war. Damit wolle ich einem Burnout vorbeugen. So ein Burnout-Syndrom ist schließlich noch gesellschaftlich anerkannt. Schließlich, so die allgemeine Meinung, rührt dieses von zuviel Arbeit.
Relativ kurze Zeit nachdem ich wieder zu Hause war, teilte mir mein bester Freund mit, dass er unter Panikattacken leidet. Er ging sehr offensiv damit um und so erzählte er seiner Vorgesetzten, all seinen Freunden, eigentlich seinem kompletten Umfeld davon. Er ging so normal damit um, dass das für andere ebenfalls normal war.
Plötzlich hatten alle Panikattacken
Plötzlich fing ein gemeinsamer Freund an, ebenfalls von seinen Panikattacken zu erzählen. Was, der auch? Kurz danach noch einer. Nach und nach kamen sie aus ihren Löchern. Selbst seinen besten Freunden sieht man ihre Angststörung oft nicht an. Kein Wunder also, dass wir meinen, wir stehen damit allein auf weiter Flur.
Es war wirklich bemerkenswert, wie normal mein Freund damit umging. Sicherlich ist das für Viele nicht einfach, es ihm gleichzutun.
Was kannst Du aus dieser kleinen Geschichte mitnehmen?
- Viel mehr Menschen als man denkt haben mit psychischen Erkrankungen zu kämpfen. Allein 25 % aller Menschen erkranken in ihrem Leben allein an einer Angststörung. Andere psychische Erkrankungen wie Depressionen und Burnout wurden da noch gar nicht mit einbezogen.
- Wenn man normal mit seiner Erkrankung umgeht, wird das auch von seinen Mitmenschen akzeptiert. Zudem hat diese Vorgehensweise den Vorteil, dass man Panikattacken damit das Nahrung nimmt. Stelle Dir doch einmal vor, Du könntest in einer Situation, in der eine Panikattacke auftritt, einfach sagen: “Sorry, ich habe gerade eine Panikattacke”. Vermutlich würde diese gar nicht erst auftreten und wenn doch, so kannst Du Dir der Unterstützung Deiner Freunde und Familie sicher sein.
Auch wenn es schwerfällt, ist es eine Überlegung wert, mit seiner Erkrankung offen umzugehen. Fang einfach klein an, und beichte ein oder zwei Freunden davon. Du wirst vermutlich von ihrer Reaktion überrascht sein.
Ich hoffe, es ist zudem klar geworden, dass Du nicht allein dastehst. Lass auch mich nicht allein stehen und schreibe mir doch den einen oder anderen Kommentar. Lass uns hier eine Gemeinschaft entstehen lassen, in der jeder seine Ängste, Befürchtungen, aber auch Tipps und Ratschläge beisteuert. Und lass mich Dir noch einmal versichern: Du bist normal!
Ich freue mich darauf!