Ich bin nicht gut…. genug

Die letzten Tage haben mich ziemlich runtergezogen.

Es fing an mit Erkältungsanzeichen bei mir, die aber dann schlagartig wieder wie weggeblasen waren, als die Kleine anfing zu fiebern - wieder! Sie hatte ja erst Ende Dezember einen Infekt, bei dem sie sogar Antibiotikum nehmen musste. Seitdem hustete sie immer wieder und die Nase lief, das bereitete mir keinen großen Grund zur Sorge und ich habe es irgendwie schon als „normal" hingenommen - genau wie bei der Großen. Nun schon wieder Fieber, sogar über 40 Grad und trotz Zäpfchen nach 4 Stunden schon wieder so hoch. Ein Telefonat mit der Kinderarztpraxis nach 2 Tagen Fieber führte dann zur Erklärung, dass ich zu niedrig dosierte Zäpfchen gegeben habe, denn wenn sie die 7-kg-Marke geknackt hat, sollte auch die nächst höhere Dosis (125 mg statt 75 mg Paracetamol) gegeben werden. Ich dachte, ich gebe ihr lieber die niedrigere Dosis und bemerkte ja auch erst, dass sie hilft, nur leider nicht lange genug. Tja . . . falsch gedacht. Jetzt bin ich schlauer. Nach 2 Tagen Fieber kann man noch nicht sehen, in welche Richtung es sich entwickelt: bakteriell oder viral. Deshalb blieb erstmal abwarten. Als nach 4 Tagen das Fieber immernoch da war, ging ich dann doch - vor dem Wochenende - in die Arztpraxis, weil ich nicht unbedingt zur Kinderambulanz ins Krankenhaus wollte am Wochenende, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt. Der Arzt horchte sie ab, untersuchte sie und stellte neben einer Bindehautentzündung einen Infekt der Atemwege fest mit verengten Bronchien. Also bekamen wir das bronchienerweiternde Medikament, antibiotische Augentropfen und ein neues Rezept für die alters- und gewichtsentsprechenden Fieberzäpfchen. Der Entzündungswert wurde ebenfalls festgestellt, war leicht erhöht, aber noch nicht so hoch, um sicher zu sagen, dass es ein bakterieller Infekt ist, der die Antibiotikum-Gabe erfordert. Er entließ uns ins Wochenende mit der Aufgabe, sie zu beobachten und wenn sie Samstag immernoch Fieber hat (also am 5. Tag) dann müssen wir in die Kinderambulanz, um noch einmal abzuhören und den zuständigen Arzt oder die Ärztin entscheiden zu lassen, ob dann doch Antibiotikum erforderlich wird. Ich hoffte, dass wir es irgendwie vermeiden könnten und dass sie durch ein Wunder über Nacht fieberfrei wird. Morgens aufgewacht, war das Wunder leider nicht eingetreten, sie hatte Fieber und war dazu ziemlich quengelig und weinerlich. Ich entschied kurzerhand, mich direkt auf den Weg zur Klinik zu machen, um ggf. Wartezeit zu vermeiden, indem ich als eine der Ersten dort bin. Die Große blieb beim Papa zu Hause und spielte lieb, bis dass sie gemeinsam zum Schwimmkurs gingen. Mein großes Mädchen, auf die ich so stolz bin, dass sie ohne Murren hinnahm, dass der Vormittag ganz anders ablief als vorgesehen. Normalerweise bin ich ja noch da, bis dass sie zum Schwimmen gehen. Dass die Kleine und ich dieses Mal nicht mitkommen können, habe ich ihr vorher schon gesagt, weil ja schon absehbar war, dass die Kleine zumindest nicht fit genug ist zum Schwimmen. Lieber erst ganz auskurieren. Als Erste da zu sein, hab ich sogar geschafft, denn die Notdienstpraxis öffnet nämlich erst um 9 Uhr und ich war um kurz nach 8 Uhr da. So war ich wenigstens wirklich die Erste. Nach Hause fahren lohnte sich nicht, also setzte ich mich dort auf den Boden und stillte die Kleine. Zwar kam schon um 8:30 Uhr die Arzthelferin, aber sie teilte mir mit, dass sie mich aus versicherungstechnischen Gründen noch nicht reinlassen darf, weil mir keiner helfen kann, wenn mir oder der Kleinen dort etwas passiert und kein Arzt anwesend ist. Mein Argument, dass das ja vor der Tür auch nichts anderes ist, zählte nicht, denn in der Praxis sind sie verantwortlich. Von der Logik her finde ich es verständlich, aber trotzdem kommt man sich in der Situation selbst ziemlich abgewiesen vor.

Wir wurden von einer sehr netten Ärztin behandelt, als dann die Türen wirklich erst um Punkt 9 Uhr öffneten. Sowas nennt man deutsche Pünktlichkeit, oder? Wir waren die Ersten von den inzwischen 8 wartenden Patienten vor der Tür und durften direkt vor dem Behandlungszimmer warten, nachdem unsere Karte eingelesen und der Name des Kinderarztes notiert wurde. Nachdem sie abgehört wurde, war der erste Hoffnungsschimmer da, denn das bronchienerweiternde Medikament hatte gut angeschlagen und die Verengung war nicht mehr zu hören. Die schlechte Nachricht: Ob sie eine Lungenentzündung hat kann man bei so Kleinen meist durch Abhören nicht klar sagen. Der Allgemeinzustand war gut, sie war aufmerksam und schien nicht ausgetrocknet. Sie war weinerlich und ich spürte schon ohne dass gemessen wurde, dass das Fieber noch gestiegen war. Sie sagte, dass aufgrund des langen Fiebers wohl offensichtlich ist, dass es ein bakterieller Infekt ist, bei dem Antibiotikum nötig würde. Sie verschrieb uns das Antibiotikum, das die Kleine schon Ende Dezember bekommen hatte. Wir sollen es genauso geben wie beim letzten Mal und innerhalb von 2 Tagen müsse es ihr sichtlich besser gehen und das Fieber sollte verschwinden. Die Kleine machte bei der Untersuchung gut mit, war aber sehr weinerlich. Schon auf dem Weg nach Hause schlief sie ein und sie schlief gut und lange. In der Zwischenzeit rührte ich das Antibiotikum an, das ich ihr dann nach dem Aufwachen zum ersten Mal geben wollte. Als sie aufwachte, war sie weder weinerlich, noch fiebrig, sondern richtig gut drauf. Wahrscheinlich war sie also nur weinerlich, weil sie müde war. Ich habe Fieber gemessen und es war weg: unter 37 Grad. Juhu. Wofür war ich morgens nochmal in der Kinderambulanz? Na ja, nicht zu früh freuen, erstmal abwarten. Den Tag über blieb alles bestens und mehr als Husten und etwas Schnupfen war nicht. Kein Fieber, weder Samstag noch Sonntag. Die Kleine blieb das ganze Wochenende zu Hause, teilweise mit dem Papa allein, während ich mit der Großen etwas unternommen habe. Es war schön, mit der Großen allein zu sein, obwohl ich in Gedanken auch immer zu Hause bei der Kleinen war, wie es ihr ging, ob sie mich vermisst und ob sie hoffentlich genug trinkt, um nicht doch noch zu wenig Flüssigkeit aufzunehmen. Schließlich war ich ja nicht da zum Stillen und bei mir verweigerte sie das Wasser. Ich entschied aufgrund des nicht mehr vorhandenen Fiebers eigenmächtig, dass sie erstmal kein Antibiotikum bekommt und ich wollte es dann telefonisch am Montag mit dem Kinderarzt besprechen. Hier wurde mir bestätigt, dass es bei dem Krankheitsverlauf bzw. der starken Besserung ohne erneutem Auftreten von Fieber nicht nötig ist. Also war ich quasi umsonst dort und das Antibiotikum kann ich wegwerfen. Danke, Murphy. Egal - besser so als andersrum. Wäre ich nicht hingefahren, dann hätte sie sicherlich Fieber gehabt und ich hätte viel länger warten müssen. Hätte hätte....!

Die Nächte und auch Tage davor hatten trotzdem ihre Spuren hinterlassen. Aufgrund des Fiebers der Kleinen haben wir die Tage vorrangig in der Wohnung verbracht, wodurch die Große nicht ausgelastet war. Die Kleine verlangte meine Aufmerksamkeit, wollte nicht trinken, nicht essen, nur stillen und ich hatte Sorgen und Angst, dass wir mit ihr ins Krankenhaus müssen, wenn sie nicht isst und trinkt und habe mich teils echt verrückt gemacht, weil ich die Krankenhaus-Zeit mit der Großen nie vergessen werde. All das hat sich sicherlich auch auf die gesamte Stimmung ausgewirkt. Ich war voller Sorge, selbst noch etwas angeschlagen von der Erkältung und fühlte mich einfach mies. Niemandem konnte ich es recht machen: die Kleine weinte viel, weil es ihr nicht gut ging; die Große weinte viel, weil sie sich nicht genug beachtet fühlte - und das stimmte auch, schließlich brauchte die Kleine meine Aufmerksamkeit, Nähe und das Stillen und ich selbst war gefangen in meinen Gedanken an die schreckliche Zeit. Dazu kommt die Unsicherheit, wo wir einen Kita-Platz bekommen, mit welcher Stundenaufteilung ich wieder arbeiten gehe ab Oktober, wie wir die Regelung mit der Tagesmutter sinnvoll gestalten, welche Betreuungskosten auf uns zukommen dadurch, usw. All das genau in dieser Zeit. Das war einfach zu viel für mich und ich schaffte es einfach nicht, das Drumherum auszublenden und mich gerade mal nur auf die Kinder und sonst nix zu konzentrieren. Funktionieren traf mein Handeln ganz gut, einfach zusehen, machen, tun - von Genießen, selbst von schönen Momenten, keine Spur. Einfach weitermachen und das tun, was zu tun ist. Ich sah nur noch das, was drumherum auch noch zu erledigen war und gleichzeitig die vorbeirasende Zeit, in der ich nichts schaffte. Ausgerechnet jetzt wollte die Große dann doch mal wieder selbst und ganz allein auf Toilette gehen, natürlich dann, wenn ich gerade am Stillen war und wollte ausgerechnet dann, dass ich ihr helfe. Ganz schön schlau von ihr, gerade so und gerade dann zu zeigen, dass sie meine Aufmerksamkeit möchte. Gerade dabei ist es ja nicht förderlich, genervt zu reagieren und glücklicherweise schaffte ich das in dieser Situation, egal wie genervt ich innerlich war. Gar nicht lange her, da habe ich mir das sehnlichst herbei gewünscht und mich gefragt, wann sie denn wohl „endlich" selbst auf Toilette gehen wird. Und da habe ich mich das Gegenteil gefragt: „Hätte sie nicht jetzt wenigstens noch warten können, bis die Kleine gesund ist?". Mir kann man es nicht recht machen. Trotzdem hat gerade die Große oft genug ein „Warte" oder „Jetzt nicht" oder „Sei leise" von mir gehört, obwohl es vielleicht nicht nötig war. Spätestens abends, als wir den Tag Revue passieren ließen, wurde mir das richtig präsent, was ich da von der Großen teilweise verlange bzw. wie genervt ich teils auf sie reagierte. Ich entschuldigte mich bei ihr und es machte mich richtig traurig, als sie sich an mich kuschelte, fest in den Arm nahm und sagte „Wollen wir uns wieder vertragen?". Wie kam sie auf solche Worte, wo hat sie die aufgeschnappt und wie traurig es ist, dass sie diese Worte zu mir überhaupt sagen muss. Das zeigte mir, wie sehr sie wohl darunter litt, dass sie aktuell nebenherläuft und wie viel da von ihr abverlangt wird, während ich mich um die Kleine kümmern muss, weil sie mich gerade mehr verlangt. Andersherum waren dann da aber auch noch die Gedanken, dass sonst ja immer die Kleine nebenherläuft, weil die Große mehr fordert, schon allein dadurch, dass sie sich verbal und auch lautstark äußern kann. Die Tage flogen vorbei und ich war froh, wenn ich neben dem Beruhigen, Trösten und Stillen der Kleinen noch einigermaßen hinbekam, die Große so gut wie möglich zu beschäftigen und nebenbei was zu essen zu machen für sie und der Kleinen zumindest immer wieder was anzubieten. Das Einschlafen von Beiden dauerte abends echt lange. Die Große schlief schlecht ein, weil sie tagsüber nicht ausreichend getobt hatte (ich habe sie während den Schlafenszeiten der Kleinen versucht, zu bitten, leise zu sein, damit die Kleine sich gesund schlafen kann). Und selbst wenn die Kleine wach war, konnte ich Lautstärke nicht gut ertragen, weil ich angespannt war. Abends fiel dann die Anspannung von mir ab, wenn beide Kinder schliefen und ich weinte manchmal einfach nur - vor Sorge und vor dem Gefühl, das ich hatte, nicht gut genug zu sein und es noch nicht einmal mehr meinen Kindern recht zu machen. Nebenbei tauchen dann auch noch so Sachen auf, was die Nachbarn wohl denken, dass die Kinder in den letzten Tagen viel häufiger als sonst geweint haben und dass ich ja eigentlich auch mal was machen sollte ohne die Kinder (das muss man doch machen, wird mir immer wieder gesagt, dass auch mal der Papa mit den Kindern Zeit allein hat) und der Haushalt und und und. . . Ich hasse diese Gedanken, aber ich schaffe es nicht so, wie ich gerne möchte, sie auszuschalten.

Heute ist der erste Tag, an dem es wieder richtig angenehm war. Ich bin froh, dass es scheinbar nur eine Phase war - wie so oft im Zusammenleben mit Kindern. Meinetwegen muss eine solche Phase so schnell nicht wiederkommen - von mir aus auch nie wieder. Hoffentlich werden sich ganz bald einige unsichere Faktoren auflösen, indem die Unsicherheit verfliegt - z. B. eine Regelung mit meinem Chef, die Zusage für einen Kita-Platz, die Vereinbarung mit der Tagesmutter. Damit wäre mir und dadurch uns allen schon sehr geholfen. Ich habe bewusst versucht, vieles auszublenden und mich in erster Linie auf die Kinder zu konzentrieren. Die Kleine war gut drauf, wir konnten wieder unter Leute und ich habe geschafft, mich selbst zu beruhigen und einen Schritt nach dem anderen auf mich zukommen zu lassen. Obwohl mir Freunde, Bekannte, Familienmitglieder und an erster Stelle natürlich mein Mann sagen, dass ich sehr wohl gut genug bin und das Beste gebe, kann ich das selbst nicht glauben. Auch beim Anblick meiner Kinder, deren Entwicklung und besonders in fröhlichen Momenten, wenn sie mich anlächeln oder in den Arm nehmen, spüre ich, dass ich wohl für sie eine gute Mama bin. Ich spüre es, doch die Zweifel, dass ich doch nicht gut genug bin, sind trotzdem irgendwie da. Wahrscheinlich ist das so normal, dass man mal mehr mal weniger Zweifel hat und dass diese gerade in unsicheren Zeiten, in denen viel Veränderung (Job, Kita, Tagesmutter) auf einen zukommt, in den Vordergrund rücken. Ich wünschte, ich könnte gelassener damit umgehen und gerade dann einfach das Unsichere ausblenden und mich auf den Moment zu konzentrieren!

Wie schafft Ihr das bzw. schafft Ihr das überhaupt oder geht es Euch genauso? Eure Mami Renate

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