Nervt euch diese Aussage auch schon so sehr? Ich kenne solche Sätze aus meiner eigenen Vergangenheit. Es gab tatsächlich Zeiten, da habe ich extrem darauf geachtet, anders zu sein als meine Kollegen. Bunte Haare, sei es lila, rot oder sogar ins Blaustichige (für pink hatte ich dann doch nicht den Mut), außergewöhnliche Hobbies, anderer Musikgeschmack und ja nicht das mögen, was alle Menschen gemocht haben. Für solche Dinge erntete ich eine jede Menge Kritik, sowohl positive als auch negative. Einige bewunderten mich, dass ich mich soviel getraut habe, wie die Haare violett zu färben (das war früher nicht wirklich in Mode), sie selbst zu schneiden oder Klassenkameraden mit “Ohayo” zu begrüßen, anstatt “Guten Morgen” zu sagen, wenn ich denn mal überhaupt was sagte. Diese Aktionen haben auch aber eine jede Menge negative Erfahrungen mit eingebracht. Viele fanden das so befremdlich, dass man gerne schon zum Mobbing-Opfer geworden ist. Alle anderen Mädchen gingen zum Friseur, um sich den neuen Trend-Haarschnitt zu schneiden, ich hingegen griff selbst zur Schere – allerdings sah es nicht immer schön aus. Dabei verstehe ich dieses ganze Gehabe nicht. Eine Wasserstoffblondine sieht aus wie jede andere, benimmt sich wie jede andere Tussi auch und bezeichnet sich genauso wie ihre Zwillingsschwestern als “einzigartig”. Kaum ist man aber wirklich anders, ist man abartig.
Es hat zwar nie jemand ausgesprochen, aber unter all den Leuten war ich ein Nerd – sowohl positiv als auch negativ gemeint. Ich konnte extrem schnell tippen, konnte auswendig diverse Sachen coden und designen und kannte mich eben extrem gut mit der virtuellen Welt aus, was toll ist, wenn andere meine “Talente” ausnutzen wollten. “Dani, kannst du mir ‘ne Homepage machen” oder “Dani, mach mir doch ein neues Design” waren keine Seltenheit. Jedenfalls zieht man sich sehr gerne in eine eigene Welt zurück, wenn man vor allem keinen Dank bekommt. Bei mir war es das Internet, die Blogs, die verschiedenen Fan-Seiten und das Designen. Das hat ungefähr 2003 begonnen, als ich das erste Mal so etwas wie Paint Shop Pro oder Photoshop geöffnet und designed habe. Alles sah billig und unprofessionell aus, aber mir gefiel es. Ich verziehe noch heute das Gesicht, wenn ich sehr alte Designs von mir im Web entdecke. Dennoch: es war anders als die anderen Seiten, die es damals gegeben hat und damit fühlte ich mich richtig gut. Ich konnte wirklich sagen, dass meine Seiten anders sind als die der anderen. Heute greife ich mir bei dem Gedanken eigentlich nur auf den Kopf und frage mich, was ich mir gedacht habe. Meine Designs hatten immer das gewisse Extra, was aber mit der Zeit mehr nachgelassen hat und ich mehr mit dem Trend gegangen bin. Trotzdem wurde darauf geachtet, dass ich vereinzelt Dinge in den Layouts hatte, die man woanders nicht so schnell gesehen hätte und das ist alles noch gar nicht solange her.
Am heutigen Tag denke ich, dass ich mich mehr um das Aussehen meiner Blogs gekümmert habe anstatt um meine Artikel, obwohl die eigentlich das A und O jedes Blogs sind. Richtig oberflächlich, oder? In diesem Augenblick, in dem ich diesen Artikel verfasse, stelle ich verzweifelt fest, dass ich, ohne nachzudenken, einfach darauf los gebloggt habe. Ich habe mir nie Gedanken gemacht, einen gewissen roten Faden zu verfolgen, bei gewissen Themen zu bleiben und mir andere Blogs zu suchen, die ähnliche Interessen haben wie ich. Witziger Weise habe ich sogar auf andere Blogger geschaut, die in meinen Augen richtig “Mainstream” sind und habe mir Ideen aus dessen Artikeln geholt, wo ich mir aber nur noch denke: “Das bin doch nicht ich.” Klar, ich möchte jetzt keine aufwendigen Designs mehr gestalten, denn ich möchte meine Aufmerksamkeit mehr den Inhalten widmen und ich behaupte nun nicht, dass ich über meine Hobbies gar nicht mehr berichte, aber ich muss gestehen, dass ich die Themen, die mich wirklich interessieren, sehr vernachlässigt habe. Deswegen nehme ich mir vor, dass ich mich wieder mehr meinen Hobbies zuwende und darüber auch berichten werde und dabei will ich nicht “einzigartig” erscheinen. Ich will einfach nur ernst genommen werden und viel mehr Mühe in meine Projekte stecken.
Jedenfalls habe ich schon eine gewisse Entwicklung gemacht, auch wenn es nur eine kleine ist. Als ich bei meinen alten Blogs zu diesem Punkt gelangt bin (und ich damals noch nicht die “Lösung” vor Augen hatte), habe ich die Seiten meistens vergammeln lassen und anschließend komplett gelöscht. Das möchte ich nun nicht mehr tun. Theoretisch sollte ich alle meine alten Beiträge löschen, damit das Ganze nicht so peinlich wirkt, aber vielleicht werde ich diese nach und nach überarbeiten und aussortieren. Zukünftig möchte ich mich mehr auf die Inhalte konzentrieren, anstatt auf die Quantität zu achten. Die Inhalte sind eben doch wichtiger als das Äußere – das gilt nicht nur im echten Leben sondern auch im virtuellen. Vielleicht mache ich Fortschritte, vielleicht lasse ich mich zu meinen gewöhnlichen Verhalten verleiten, aber ich möchte trotzdem einen Schritt nach vorne machen. Ganz egal, ob ein paar davon gestolpert sind.
Ich möchte nicht mehr anders sein als andere. Ich möchte nur noch so sein, wie ich bin.