Der 12. November steht bei unseren US-amerikanischen Nachbarn ganz im Zeichen der Hühnersuppe. Denn dieses Datum feiert man in den Vereinigten Staaten als den sogenannten National Chicken Soup for the Soul Day (dt. Hühnersuppe-für-die-Seele-Tag). Was auf den ersten Blick allerdings wie ein weiterer typischer Food Holiday aussieht, erweist sich bei näherer Betrachtung als gänzlich anders gelagerte Geschichte. Grund genug, diesen Ehrentag der Hühnersuppe mit in die Liste der kuriosen Feiertage aus aller Welt aufzunehmen und seine Hintergründe etwas näher zu beleuchten.
12. November National Chicken Soup for the Soul Day (c) 2015 Sven Giese
Wer hat den National Chicken Soup for the Soul Day ins Leben gerufen?
Wie eingangs bereits erwähnt, handelt es sich beim National Chicken Soup for the Soul Day keineswegs um einen ausschließlich kulinarischen Feiertag zu Ehren der Suppe (siehe dazu u.a. den Tag der Suppe in Deutschland am 19. November), sondern um eine Marketingmaßnahme des US-amerikanischen Verlags Chicken Soup for the Soul, mit dem die gleichnamige Buchreihe beworben wird. Im Rahmen der vorliegenden Sammlung kurioser Welttage tatsächlich eine Seltenheit.
Obwohl ich im Zuge der Recherchen nicht herausfinden konnte, seit wann genau dieser kuriose Feiertag begangen wird und warum sich der in Cos Cob, Connecticut ansässige Verlag ausgerechnet für das Datum des heutigen 12. November entschieden hat, liege ich sicherlich nicht völlig daneben, wenn hier das Erscheinungsjahr 1993 und das Erscheinungsdatum des ersten Buches bei diesen Punkten eine Rolle gespielt haben.
Festzuhalten bleibt an dieser Stelle auch, dass er jedenfalls nichts mit dem deutschen Tag der schlechten Wortspiele oder dem US-amerikanischen Pizza-mit-allem-Möglichen-außer-Anchovis–belegt-Tag (engl. National Pizza with the Works Except Anchovies Day) zu tun hat, die beide ebenfalls am 12. November gefeiert werden.
Jack Canfield und Mark Victor Hansen und das erste Chicken Soup for the Soul-Buch
Das erste Chicken Soup for the Soul-Buch wurde von den Motivationstrainern Jack Canfield und Mark Victor Hansen verfasst und zunächst noch bei dem kleinen Selbstverlag HCI in Florida publiziert, nachdem es mehrere große Verlagshäuser abgelehnt hatten.
Inhaltlich dreht sich hier alles um authentische Geschichten und Tatsachenberichte, welche die beiden im Rahmen ihrer Tätigkeit als Motivationstrainer aus dem Publikum erhalten hatten. Und in dieser Authentizität gründete wohl auch der große Erfolg.
In dessen Folge entschieden sich die beiden, eine eigene Publikationsplattform zu schaffen und hat seitdem eine Vielzahl an Bänden zu verschiedenen Themen auf den Markt gebracht. Bis Ende 2013 umfasste das Programm über 200 verschiedene Bände. Zu dieser Zeit allerdings längst nicht mehr unter der Leitung von Canfield und Hansen, die den Verlag 2008 an eine Investorengruppe unter der Leitung von William J. Rouhana und Robert D. Jacobs verkauft hatten.
Und was hat das alles nun mit Hühnersuppe zu tun?
Mit Blick auf die oben skizzierte Hintergrundgeschichte wird schnell klar, dass die Suppenreferenz hier metaphorisch zu verstehen ist. So lautet die offizielle Botschaft dieses Aktionstages auch, dass man dankbar dafür sein soll, wer man ist, woher man kommt bzw. wohin man gehen wird und wem man für diesen Weg zu danken hat.
Böse formuliert bin ich fast geneigt zu sagen, wohl den Machern dieser Bücher, aber so weit will es an dieser Stelle nicht treiben. Man ahnt aber definitiv, dass hiermit auf die wohltuende und stärkende Wirkung der Hühnersuppe als Hausmittel gegen alle Formen von Grippe und Erkältung angespielt wird.
Neben dem Gefühl der Pflege (jemand kocht Suppe für den Kranken) und dem wärmenden Effekt der heißen Suppe ist es vor allem das im Hühnerfleisch enthaltene Cystein, das Entzündungen entgegen wirkt und die lädierten Schleimhäute abschwellen lässt. Suppen im Allgemeinen enthalten Mineralien – im Falle der Hühnersuppe vor allem Zink – und stärken den geschwächten Organismus gegen die Erkältungserreger.
Im vorliegenden Fall zwar nur metaphorisch, aber auch die Seele benötigt von Zeit zu Zeit apothekarische Handreichungen. Und warum nicht auch in Form einer Hühnersuppe.