«Hugh Grant ist mir zu britisch»

«Hugh Grant ist mir zu britisch»

Herr Feifel, schauen Sie Fernsehen?

Martin Feifel: Ja.

Und was?

Feifel: Den Münchner Polizeiruf zum Beispiel.

Beneiden Sie den neuen Polizeiruf-Kommissar Matthias Brandt um seine Rolle?

Feifel: Ja, ein bisschen schon. Ich finde, der hat seine Kommissarenfigur sehr schön und fein eingeführt, als einer, der erst einmal fremd ist und nicht genau weiß, ob er dazu gehört oder nicht. Und wie er am Ende seines ersten Polizeirufs so befreit getanzt hat, das war ein großer Moment – da sind mir richtig die Tränen in die Augen gestiegen. Ich freue mich für Matthias Brandt, dass er so eine tolle Figur gefunden hat und spielen kann.

Würde Sie es reizen, in einer Reihe oder Serie mitzuwirken?

Feifel: Serie ist schwierig, da ist man schon sehr eingebunden. Dann schon eher so eine Reihe wie Tatort und Polizeiruf oder auch Kommissar Süden. Der sollte ja eigentlich auch eine Reihe werden, die Bücher von Friedrich Ani (Ani ist der Autor der Kriminalromane um Kommissar Tabor Süden, Anmerkung der Redaktion) liegen im Schrank und sind wunderschöne Geschichten, aber das ZDF wollte ja nicht.

Wegen der Einschaltquoten?

Feifel: Ja, leider. Das hat mich sehr traurig gemacht, weil es einfach sehr schade ist, dass diese wunderbaren Geschichten jetzt im Giftschrank liegen. Das wäre eine schöne Reihe gewesen – und ich wäre fünf Jahre beschäftigt gewesen. Einse solche Reihe hätte ich durchaus gerne gemacht – und geschaut, was nebenbei noch geht.

So ganze «nebenbei» haben Sie einen Heimatkrimi für das Bayerische Fernsehen gedreht: Föhnlage, der in Oberbayern, genauer: in Garmisch-Partenkirchen, spielt.

Feifel: Stimmt, und das hat mir auch großen Spaß gemacht. Ich fand das einfach sehr schön, wie Jörg Maurer (Maurer hat die Krimivorlage für Föhnlage geschrieben, Anmerkung der Redaktion), mit seinem kabarrettistischen Blick und seiner Spitzfindigkeit und Sprache sehr intelligent versucht hat, die oberbayerische Mentalität zu entlarven: dieses «Immer schöne Fassade nach vorne» mit Geranien und Balkon, jedes Haus schaut auch irgendwie gleich aus und alles ist im Landhausstil und alles ist wunderbar. Und wenn man dann dahinter schaut, ist es ganz finster. Da liegen dann wirklich die Leichen rum. (lacht) Ich glaube, das ist auch im wahren Leben so. (lacht) Man muss nur daran denken, wie das mit der Olympiabewerbung war und was es da für einen Aufstand gab von den Bauern in Garmisch-Partenkirchen und wo die so lange gepokert haben, bis sie genügend Geld bekommen haben. Ich möchte nicht wissen, was da für Mauscheleien gelaufen sind. (lacht) Und der Kommissar, den ich in Föhnlage spiele, wird genau in dieses Garmisch-Partenkirchen versetzt, worauf er sehr widerwillig reagiert. Denn Garmisch-Partenkirchen ist seine alte, verhasste Heimat, und jetzt muss er da wieder zurechtkommen mit seinem alten Leben.

Der Kommissar Jennerwein aus der Krimivorlage von Jörg Maurer wird mit Hugh Grant verglichen – würde Ihnen ein solcher Vergleich schmeicheln oder würde Sie das ärgern?

Feifel: Ich bin sehr froh, dass ich im Film nicht mit Hugh Grant verwechselt werde (lacht). Der ist mir zu britisch. Der hat so was von High Society – und zwar in allem, was er spielt, und das passt absolut nicht zu mir.

Jennerwein ist ein schwieriger Charakter: stur und mundfaul. Können Sie sich mit ihm identifizieren?

Feifel: Ja. (lacht) Er hat eine gewisse Kratzbürstigkeit und zeigt Widerstand gegen dieses verlogene Gehabe, das habe ich auch. Dann hat er einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, den habe ich auch. Ich war allerdings ein bisschen erschrocken, wie der Regisseur Rainer Kaufmann mich am Anfang inszeniert hat: dieses Widerborstige, Unsympathische, Unfreundliche. Aber ich habe verstanden, was er wollte. Er wollte zeigen, dass dem Jennerwein alles so was vom am Arsch vorbei geht und dass er von allen in Ruhe gelassen werden will. Und dann muss er diesen Fall lösen und seine Arbeit aufnehmen. Und das kann er halt gut, er ist halt ein guter Kriminaler.

Die schlechte Laune des Kommissars kommt ja auch vom Föhn. Bei den Dreharbeiten soll es tatsächlich Föhn gegeben haben – haben Sie auch gelitten?

Feifel: Nur im Film. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass sich der Föhn bei Leuten mit schwachem Kreislauf und empfindlichem Kopf stark spürbar machen kann und dass da was passiert mit den Menschen. Aber das «Heute ist Föhn und mir geht es so schlecht» kann auch eine bezaubernde Ausrede sein – für vieles.

Kommissar Jennerwein leidet nicht nur unter dem Föhn, er hat auch ein Burnout-Problem. Gab es schon mal Phasen in Ihrem Leben, in denen Sie sich ausgebrannt fühlten?

Feifel: Das habe ich regelmäßig im Spätherbst, weil ich meist das ganze Jahr durcharbeite, ohne Urlaub. Da habe ich dann schon manchmal das Gefühl: Jetzt kann ich nicht mehr, jetzt geht gar nichts mehr. Man spielt ja auch ständig irgendwelche Rollen und muss schauen, wer man eigentlich selbst noch ist. Ich brauche dann einfach Ruhe, um wieder Kraft sammeln zu können, damit es im nächsten Jahr weitergehen kann.

Sie sind gebürtiger Münchner, leben dort – das klingt, als seien Sie fest verwurzelt mit Ihrer Heimatstadt. Ist das so?

Feifel: Ich fühle mich im Süden wohler als im Norden, ich mag die Nähe zu den Bergen und die Nähe zu Italien.

Nervt Sie irgendetwas an München?

Feifel: Ja, die CSU. (lacht). Aber im Ernst: An München nervt mich, dass hier alles wahnsinnig reglementiert ist. Es gibt hier auch so was Falsches. Zum Beispiel sind Penner auf der Straße unerwünscht, die werden an den Rand gedrängt – damit München innen schön ausschaut. Ich kenne keine Stadt, die so sauber ist wie München. Da hat man das Gefühl, dass man vom Boden essen kann. Und hier stehen kaum Bänke, wo man sich mal hinsetzen kann, weil die Stadt Angst hat, dass sich da die Alkoholiker versammeln. Das geht mir manchmal schon auf den Sack, dass getan wird, als gäbe es Schmutz nicht – und Probleme. Das wird verdrängt, und das finde ich falsch.

Was bedeutet Ihnen Heimat?

Feifel: Heimat ist ein ganz individuelles Gefühl. Es gibt von Eduard Mörike dieses schöne Gedicht: «Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus, flog durch die stillen Lande, als flöge sie nach Haus.» So ein Gefühl ist das. Wenn man sich niederlassen kann und die Seele findet eine Friedlichkeit, dann habe ich das Gefühl von Heimat. Und es gibt viele Orte, die Heimat sein können.

Der Heimatkrimi im Bayerischen Fernsehen hat sich mittlerweile zu einer ganz eigenen Marke entwickelt, die hohe Einschaltquoten erzielt. Was macht den Erfolg dieser regionalen Krimireihe aus?

Feifel: Das sind zum einen die Kriminalfälle, die ja meistens sehr skurril sind, ganz anders als in normalen Krimis wie Tatort oder Polizeiruf. Die Fälle werden immer ein bisschen mit Humor betrachtet, und das Ganze findet im Dialekt statt. Ich glaube, dass das beim Zuschauer eine Nähe und Vertrautheit weckt. Außerdem sieht der Zuschauer, wie das eigentlich bei ihm zu Hause ist beziehungsweise wie das eigentlich von außen betrachtet wird. Und meistens nehmen die Leute das mit Humor. Ich habe von Garmisch-Partenkirchnern, die den Film schon gesehen haben, nur Positives gehört. Die können auch über sich selbst lachen.

Der Krimi um Kommissar Jennerwein ist so angelegt, als sei eine Fortsetzung geplant. Es gibt ja auch noch zwei weitere Krimivorlagen…

Feifel: Richtig, der Herr Maurer schreibt gerade an dem vierten Buch. Wir müssen einfach abwarten, wie der Sender reagiert und wie die Quoten sind. Ich wäre gerne wieder dabei.

Martin Feifel spielt den Kommissar Hubertus Jennerwein in dem Heimatkrimi Föhnlage, den das Bayerische Fernsehen am Samstag, 1. Oktober 2011, um 20.15 Uhr zeigt.

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Martin Feifel – «Hugh Grant ist mir zu britisch»

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