Ein namhafter deutscher Autor, der sich zum Islam bekehrte, ist Hadayatullah Hübsch. In seinem Buch Fanatische Krieger im Namen Allahs (München 2001) stellt er eindrucksvoll klar, dass der Koran und die Spruchsammlungen Mohammeds (Hadith) jedweden Terror verbieten. Im Dialog mit Muslimen kann ein Nicht-Muslim sich also darauf vorbereiten, diesen mit „eigenen Waffen“ zu schlagen, indem er sich mit der religiösen Tradition des Islam auseinandersetzt. Denn gerade sozial ausgegrenzte und womöglich noch mangelhaft gebildete Muslime sind leichte Beute für Hassprediger, die Passagen des Koran aus dem Zusammenhang reißen und für ihre kriegerischen Thesen nutzbar machen. Wir sollten hingegen auf der ethischen Potenz des Koran beharren, also aus religiösen Werken den „guten“ Kern herausschälen, der unser Leben in der Gegenwart bereichern kann. So verbietet Sure 4, Vers 33* den Selbstmord, Sure 5, Vers 35 den Mord (außer den aus Rache an einem Mörder und in Abwehr von „Gewalttaten im Land“!). Selbstmordattentate, die Zivilisten mit in den Tod ziehen, die selbst keine Verbrechen an Muslimen oder in deren Ländern begangen haben, werden vom Koran also nicht gestützt. Solange dem Muslim nicht Unrecht geschieht, nur weil er Muslim ist, er also nicht aufgrund seines Glaubens vertrieben oder angegriffen wird, besteht auch das Recht auf Selbstverteidigung nach Sure 22, Vers 40f. nicht (die sogenannte Al- Hadsch). Auch die Religionsfreiheit wird im Koran zugesichert: „Es sei kein Zwang im Glauben“ (Sure 2, Vers 257). Der sogenannte Djihad, der „Heilige Krieg“, das Schreckgespenst des Islam, sieht in islamischen Schriften anders aus, als uns reißerische Medien häufig glauben machen wollen. Saghir wird der „Kleine Djihad“ genannt, das Recht auf (defensive) Verteidigung des Glaubens mit Waffengewalt. Es steht im Gegensatz zu Harb, dem (offensiven) Krieg. Der „Mittlere Djihad“ (Kabir) beschreibt die Verbreitung des Glaubens mit Worten, der „Große Djihad“ (Akbar) die Überwindung des Egoismus und schlechter Eigenschaften als Anstrengung des Individuums selbst. Hier lassen sich Parallelen zu den Prozessen moralischer Reifung in anderen Weltreligionen finden. Das Fehlen von religiösen Repräsentanten (wie dem Papst im katholischen Christentum oder dem Dalai Lama im tibetischen Buddhismus) wird vom Autor Hübsch verantwortlich gemacht für das allgemein schlechte Image des Islam in nicht-islamischen Ländern. So seien dort vor allem (politisch aktive) Negativfiguren wie Saddam Hussein oder Muammar el Gaddafi präsent.
Auch wenn diese Sicht des Islam nur eine Facette der vielfältigen Schulrichtungen repräsentiert, bietet sie einen Ansatz zum Dialog mit Muslimen, deren Glaubwürdigkeit wesentlich davon abhängen wird, wie stark sie sich von ihren gewalttätigen Radikalen distanzieren. Ich selbst bin pessimistisch. Sogar einige offensichtliche namhafte Gegner islamistischen Terrors erweisen sich, von Journalisten befragt, in optischen Medien wie dem Fernsehen zuweilen als wenig glaubhaft, studiert man ihre Mimik und Gestik genau. Das einzige, was mich überzeugen könnte, wäre die Befolgung von Sure 2, Vers 143: „Wetteifert miteinander in guten Werken.“
* Zählung nach der Übersetzung von Max Henning, Stuttgart 1960.