Nur knapp einen Monat nach Zukunfts-Chroniken Live: Jasmin geht heute bereits eine weitere Folge von Frank Hammerschmidts anthologischer SF-Hörspielserie an den Start. In entführt der Autor seine Hörerschaft dieses Mal auf die koranische Halbinsel, wo am Ende des 21. Jahrhunderts die Konfrontation zwischen Nord und Süd ein Ende gefunden hat - mit unschönem Ausgang für das demokratische Südkorea. Doch eine Möglichkeit bleibt noch, etwas dagegen zu unternehmen. Zukunfts-Chroniken: Gestern oder noch davor in Korea hat eine Spielzeit von ca. 35 Minuten und feiert heute Abend ab 20:00 Uhr seine Premiere im Webradio von hoerspielprojekt.de . Anschließend ist das Hörspiel als kostenfreier Download verfügbar.
Die Zukunfts-Chroniken. Bisher wurden sie noch nicht niedergeschrieben, aber wir alle nähren diese Zeilen. Heute, hier und an anderen Orten. Die Zukunft kann beginnen...
Südkorea 2095. Das Land wird von den nordkoreanischen Nachbarn überrant. Eine einsame Agentin wird durch die Zeit geschickt, um den Diktator Gang San-Hung zu töten. Doch es kommt alles anders. (Klappentext)
Seit H. G. Wells' Roman Die Zeitmaschine hat das Thema der Zeitreise einen festen Platz in der Phantastik bzw. Science-Fiction und übt auf das Publikum eine unverändert große Faszination aus. Wahrscheinlich nicht zuletzt deshalb, weil jeder sich schon einmal gewünscht hat, einen Sprung in die Vergangenheit zu machen, um begangene Fehler korrigieren oder frühere Epochen der Menschheit hautnah erleben zu können. Nun legt Frank Hammerschmidt im Rahmen seiner Reihe Zukunfts-Chroniken seine eigene Zeitreisegeschichte vor, die mit einer spannenden Prämisse und einem interessanten Handlungsort punkten kann. In Asien angesiedelte Hörspiele sind eher die Ausnahme - da freut es, dass Hammerschmidt seine Story dort angesiedelt hat. Und einen Gegenwartsbezug gibt es mit dem Konflikt zwischen Pjöngjang und Seoul auch. Natürlich kommt dem erfahrenen SF-Fan beim Lesen des Klappentextes sofort der Plot von James Camerons Terminator in den Sinn - und im Hörspiel wird an einer Stelle sogar auf den Streifen Bezug genommen -, doch das tut der Sache keinen Abbruch. Wie es sich für ein Hörspiel mit überschaubarer Laufzeit gehört, hält sich die Handlung nicht lange mit Vorreden auf, sondern kommt direkt zur Sache: Die Protagonistin Natalia Cho (Stephanie Preis) wird mit einer Actionszene etabliert, der Zeitsprung ist schnell vollzogen und Südkoreas letzte Hoffnung kann ihre Mission im Nordkorea des Jahres 2045 beginnen. Hammerschmidt schreibt die heutigen Zustände fort und schildert den diktatorisch regierten Norden als ein Land im Stillstand, gezeichnet von Verfall und Armut in den ländlichen Regionen. In der Hauptstadt sieht es etwas besser aus, doch bleibt der Wohlstand auch dort recht bescheiden. Erwartungsgemäß muss sich Natalia zunächst orientieren und hat einige Hürden zu überwinden, doch Schritt für Schritt kommt sie der Erfüllung ihres Auftrags näher. Für den Moment, an dem sich die Handlung zuspitzt, hat Frank Hammerschmidt sich einen Twist aufgespart, der aber nur bedingt funktioniert, weil man ihn die ganze Zeit über irgendwie hat kommen sehen. Aber das ist nicht das eigentliche Problem: Das besteht vielmehr darin, dass das, was nach der Wendung geschieht, angesichts dessen, was für Natalia auf dem Spiel steht, de facto keinen Sinn ergibt. Zugegeben, die letzte Szene des Hörspiels wäre so nicht nicht möglich, wenn es davor logisch weitergegangen wäre. Doch stellt sich die Frage, ob dieser Schluss es wert war, eine bis dahin solide Handlung derart ad absurdum zu führen. Eine Geschichte wie diese steht und fällt in erheblichem Maße mit ihren Ende - und das von Zukunfts-Chroniken: Gestern oder noch davor in Korea wirkt leider inhaltlich unbefriedigend.
Neben Stephanie Preis als Natalia Cho sind in den weiteren Hauptrollen Horst Kurth als Gang Kyusung, Achim Klotz als Dr. Park Chang Uk und Jan Borden als Lim Phuong zu hören. Das Quartett leistet saubere Arbeit, ist mit Spielfreude bei der Sache und weiß die Charaktere mit Leben zu erfüllen. Gleiches lässt sich auch über die Besetzung der zahlreichen kleinen Nebenrollen sagen. Werner Wilkening geleitet als Erzähler den Hörer mit markanter Stimme souverän durch das Geschehen. In diesem Punkt kann die Reihe ihr bisheriges Niveau problemlos halten. Kontinuität herrscht auch beim gelungenen Sounddesign und der Abmischung, für die zum wiederholten Male die Hörspiel-Werkstatt Bad Hersfeld verantwortlich zeichnet. Der Handlung wird durch dezent eingesetzte Geräusche ein plastischer Rahmen verliehen; die Musikauswahl ist stimmig, besitzt das nötige „asiatische Flair" und trägt somit ihren Teil zur Atmosphäre bei. Optisch eingestimmt auf Zukunfts-Chroniken: Gestern oder noch davor in Korea wird man dieses Mal wieder von einem attraktiven Cover, designt von Thorsten Adams auf Grundlage eines Bildes von Magdalena Bednarek.
Der Plot von Zukunfts-Chroniken: Gestern oder noch davor in Korea kommt auf den letzten Metern ins Straucheln. Bis dahin bietet das Hörspiel dem Hörer jedoch ein kurzweiliges Zeitreiseabenteuer vor dem Hintergrund einer reizvollen Ausgangssituation. Aus diesem Grunde und wegen der ansprechenden Leistung der beteiligten Sprecher sowie der stimmungsvollen Klangkulisse lohnt es sich dennoch, dem neuesten Eintrag in die Annalen kommender Tage seine Aufmerksamkeit zu schenken. Ab heute Abend besteht die Gelegenheit dazu.
Zukunfts-Chroniken: Gestern oder noch davor in Korea ist ein Hörspiel von Frank Hammerschmidt in Zusammenarbeit mit hoerspielprojekt.de und der Hörspiel-Werkstatt Bad Hersfeld. Die Premiere findet am 30. Juni 2017 ab 20:00 Uhr im Webradio von hoerspielprojekt.de statt. Danach kann die neue Folge kostenfrei heruntergeladen werden.