Wer sich so unglücklich schätzen kann, Anfang der 90er Jahre noch recht jung gewesen zu sein und dennoch Stephen Kings Es durchlebt zu haben, wird wohl für alle Ewigkeit mit einer Phobie vor Clowns geprägt worden sein. In dem Fernseh-Zweiteiler basierend auf dem gleichnamigen 1986er Roman gibt Tim Curry (The Rocky Horror Picture Show) eine glanzvoll-verstörende Performance als Pennywise, der dämonische Clown, der sich irgendwo zwischen Rattenfänger von Hameln und Freddy Krueger zum Alptraum einer Gruppe von Kindern macht.
Die Story spielt in dem kleinen Ort Derry in Maine, wo es plötzlich zu einer Vielzahl von Kindsmorden kommt. Bei dem Täter handelt es sich um Pennywise, einem Dämon, der alle 30 Jahre zum Vorschein kommt und sich von den Seelen seiner jungen Opfern ernährt. Im ersten Teil des Films finden wir uns in den 1960er Jahren wieder und lernen den Losers Club kennen, sieben Kids die alle in Kontakt mit dem Horror-Clown kommen.
Hier kann der Film von Regisseur Tommy Lee Wallace (Halloween 3 – Die Nacht der Entscheidung) am ehesten punkten, da die Jungdarsteller wunderbar den Horror vorspielen, den ihre Figuren durchleben müssen. Unter ihnen finden sich Namen wie Jonathan Brandis (Die unendliche Geschichte II, SeaQuest), Seth Green (Austin Powers in Goldständer, Buffy – Im Bann der Dämonen) und Emily Perkins (Ginger Snaps, Supernatural) wieder, die mit ihren Freunden nicht nur Pennywise ertragen müssen, sondern alle auf ihre ganz eigene Art und Weise aus problematischen Familienverhältnissen kommen.
Stephen Kings Es
" data-orig-size="1000,563" sizes="(max-width: 890px) 100vw, 890px" aperture="aperture" />Der Losers Club in STEPHEN KINGS ES.
So befinden sie sich auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit aus ihren verkorksten Leben und gehen hierüber die starke Freundschaftsbande ein, die uns die Verbundenheit untereinander so großartig spürbar macht. Hier taucht Stephen Kings Es in die Atmosphäre der Goonies oder Stand By Me – Das Geheimnis eines Sommers ein, was der zweite Teil leider nicht aufrecht erhalten kann.
Hier kehren die inzwischen erwachsenen Loser in ihre Heimat zurück, wo Pennywise schon wieder sein Unwesen treibt. Jetzt soll der Killer-Clown endlich vernichtet werden, wofür alle nochmals in ihre Kindheit eintauchen und ihre Ängste konfrontieren müssen. Hier spielen zwar ebenfalls sehenswerte Darsteller wie Richard Thomas (Die Waltons), John Ritter (Herzbube mit zwei Damen) oder Annette O’Toole (Smallville), der Film verliert aber sein Flair eines unheimlichen Kindheits-Abenteuers und wirkt schlussendlich gar arg gealtert, wenn bereits zu damaligen Zeiten gänzlich unnötige Trickeffekte im finalen Kampf gegen Pennywise zum Einsatz kommen.
Stephen Kings Es ist voller Standardware des Autors, der immer wieder in Kleinstädte zurückkehrt, wo unter der Oberfläche finstere Dämonen ihr Unwesen treiben. Eigentlich war die Verfilmung als eine vierteilige Miniserie mit einer Laufzeit von acht Stunden geplant, als Drehbuchautor Lawrence D. Cohen (Carrie) zum ersten Mal mit einer Adaption des Romans beauftragt wurde. Durch die Kürzung auf einen vier Stunden langen Zweiteiler sah er sich dann aber gezwungen, zwar die Hauptstory und wichtige Elemente des Romans beizubehalten, aber ebenso eine ganze Reihe von Nebenhandlungen fallen zu lassen.
Stephen Kings Es
" data-orig-size="1000,500" sizes="(max-width: 890px) 100vw, 890px" aperture="aperture" />Der Horror-Clown Pennywise, verkörpert von Tim Curry.
Trotzdem ist und bleibt Stephen Kings Es ein atmosphärisch-gelungener Horrorfilm, der vor allem für eine Fernsehproduktion der 90er Jahre besonders hohe Qualitäten besitzt, während Tim Curry seinen Grusel-Clown Pennywise neben anderen Ikonen der Horrorfilm-Geschichte wie Freddy Krueger, Jason Voorhees oder Leatherface etablieren konnte.
Stephen Kings Es entlässt uns nach einem gelungenen Story-Aufbau nur leider mit einem enttäuschenden Finale, weswegen man den Film nur allzu einfach in schlechter – oder billiger – Erinnerung behält. Das wird dem Film allerdings nicht gerecht, denn mit den Mitteln, die Regisseur Wallace zur Verfügung standen, ist die Geschichte um den dämonischen Clown durch und durch unheimlich und spooky inszeniert.