Homeschooling? Geht doch

Die Schule ist geschlossen. Alle Kinder sind zu Hause und machen Homeschooling. Und es geht - irgendwie. Einfach ist anders ... für uns ist das ein ausgewachsenes Organisationsproblem. Sowohl ich (als Apothekerin) als auch mein Mann (als selbständiger Mechaniker) arbeiten weiter, da „systemrelevant".

Ich gebe zu, ich habe mir das mit dem Homeschooling früher schon überlegt, da ich gesehen habe, wie Junior in der Schule kämpft (mit POS, was einfach die „schweizer" Diagnose für ADHS ist). Er hatte jegliche Hilfe von aussen, wirklich besser wurde es tatsächlich mit Methylphenydat, nur war dann das Problem, dass sie trotz Kleinklasse mit unerfahrenen Lehrern (sorry) den nötigen Stoff einfach nicht durchbekommen haben. So kam er im letzten Herbst in die Sekundarstufe - und zwar in eine Regelklasse - und hatte von Anfang an viel aufzuholen. Dafür sind die Lehrer jetzt von gut bis super. Das Homeschooling in der Primar musste ich verwerfen, denn: wer hätte das machen sollen? Technisch gesehen hätte ich das machen können (meinem Mann fehlen tatsächlich einige schulische Grundlagen), aber die Familie ist vor allem von meinem Einkommen abhängig. Mein Mann ist selbständig und arbeitet alleine, seine Werkstatt (die er geerbt/übernommen hat) wirft grad genug ab, damit eine Person davon leben kann, müsste er Miete zahlen, sähe es auch damit nicht so gut aus. Dafür habe ich den Handwerker und den Hausmann - er macht wirklich, was er kann. Schule gehört dazu aber weniger, vor allem weil Junior doch noch ziemlich Hilfe braucht/e.

Homeschooling haben wir jetzt seit 2 Wochen. Die erste Woche nach den Ferien war noch normal Schule im Schulhaus mit allen Schülern - minus diejenigen, die in Quarantäne sassen. da Rückkehrer aus einem Hochrisikogebiet. Damit sich nicht alle auf dem Pausenhof trafen, haben sie die Anfangszeiten und Pausen gestaffelt. Kontaktsport (und auch sonst berühren) war verboten, Händewasch- und Hygienelektionen wurden gemacht (ihr kennt den Drill). Dann kam der Notstand. Nix mehr Schule gehen, bis ...unbestimmt?

Bei uns wurde das ziemlich pragmatisch gelöst. Da etwas absehbar, wurde den Schülern der Umgang mit dem Programm „Teams" beigebracht, das jetzt auch für den Schulunterricht benutzt wird. Daneben gibt es einen Whatsapp Chat der Klasse mit dem Lehrer, des Lehrers mit den einzelnen Schülern und des Lehrers mit den Eltern als Gruppe. Wir haben einen neuen (vereinfachten) Stundenplan bekommen - nur noch 2 verschiedene Lektionen am Morgen und 1-2 am Mittag. Sie müssen morgens am Computer sein (es wurde erst eine Umfrage erstellt ob jeder einen hat - und auch Drucker/Scanner etc.) - dann bekommen sie im Teams Aufgaben zugeschickt, die sie zu lösen haben und dann wieder zurückschicken müssen. Teils müssen sie Sachen ausdrucken, dort drauf schreiben oder zeichnen und das wieder einscannen oder Fotografieren und zurückschicken. Anderes können sie direkt in der Datei bearbeiten oder sie müssen ein Word-Dokument schreiben. Das funktioniert ... nach kleineren technischen Anfangsschwierigkeiten.

Beispiel: Erster Tag mittags, ich in der Apotheke am arbeiten, Kuschelbär sollte eigentlich zu Hause sein, da bekomme ich reihenweise Whatsapp-Nachrichten, weil Junior erstmalig etwas ausdrucken muss. Wie? Wo? Und wo ist das Papier? Es hat keines mehr. Hilfe? Hilfeeee! Es hatte natürlich schon noch. Nur dass dann die Druckpatrone anfing zu vermelden, dass sie bald leer sei ... und wo finde ich jetzt rasch eine, wenn alle Läden geschlossen sind?

Das funktioniert jetzt vor allem deshalb, weil Junior das doch recht selbständig machen kann (ich bin so stolz auf ihn!). Trotzdem muss das von zu Hause aus gehen - wenn er dann mal ins Tagi muss (das bei uns noch offen ist für Fälle wie unseren, wo beide arbeiten müssen), klappt das nicht mehr, da er - auch wenn er den Computer mitnimmt - dort keinen Drucker hat und auch nicht ins WLAN darf, dafür muss er via Hotspot mit dem Smartphone eine Verbindung einrichten. Auch deshalb versuchen wir, dass er das möglichst nicht muss. Das bedeutet, entweder arbeite ich oder ich bin zu Hause und schaue, dass das mit Junior funktioniert - und er nicht zu viel für Spiele am Compi sitzt. So wirklich Zeit für mich hatte ich in den letzten Wochen nicht - und ein Ende ist nicht abzusehen.

Ich bin sicher, es kämpfen auch andere mit ähnlichen Problemen. Ich meine ... auch der Lehrer ist Vater und hat zu Hause kleinere Kinder und muss daneben den Stoff vorbereiten und Sachen kontrollieren von unseren. Auch er arbeitet mit dem was er hat und wie er kann. Was er wohl von der Anfrage im Elternchat gestern hielt nach der Wochenrückmeldung und den neusten Nachrichten der Behörden zur Schule?:

Ich hätte eine allgemeine Frage zu dem Ganzem, wenn Sie sagen „Falls die Schule bis zu den Sommerferien geschlossen bleibt"; Die Schule/Kanton erspart sich ziemlich viel Material und Stromkosten und Diverses, welches sich auf unsere Privathaushalte auswirkt. Ist Ihnen bekannt, ob wir da Unterstützung bekommen? Und wenn nicht, wo und wie könnten wir das einfordern? Ich denke, die finanzielle Situationslage trifft auch uns Privatpersonen und nicht nur die Geschäfte!

Ich bin jetzt nicht sicher, was sie sich da zusammenrechnet. Für's Internet zahlen wir sowieso monatlich, Stromkosten und Heizen dürfte nicht wesentlich nach oben gehen, nur wenn 1-2 Personen jetzt für ein paar Stunden mehr täglich zu Hause sind. An Papier zum Ausdrucken haben wir jetzt auch nicht mehr gebraucht als sonst für die Hausaufgaben und das Z'Nüni mussten wir vorher auch schon mitgeben - eine Schule ist ja kein Hotel. ... Vielleicht verpasse ich da etwas, aber die Anfrage finde ich jetzt ... frech. So wie ich das sehe, erhalten die Schulen schon dermassen weniger finanzielle Unterstützung als früher um dem Bildungsauftrag nachzukommen - und jetzt wo sie die Betreuung nicht im Gebäude selber machen können will man als Privatperson Geld dafür verlangen, dass der Schüler zu Hause ist?

Homeschooling - geht doch. Soll ich jetzt auch was extra dafür verlangen? Ah, nein, das wäre dann frech von mir - immerhin „darf" ich weiterhin arbeiten.


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