Homemade Jamz Blues Band - Mississippi Hill County

Als 2008 mit „Pay Me No Mind“ das Debüt der Homemade Jamz Blues Band herauskam, waren zwei Themen beherrschend in der Presse: das jugendliche Alter der drei Musikerinnen und die Tatsache, dass sie gerade bei der International Blues Challenge einen sensationalen zweiten Platz in der Bandwertung hingelegt hatten. Spätestens mit „Mississippi Hill County“, dem vierten Album, sollte man diese Themen zu den Akten legen. Denn das ist ohne Kinderbonus einfach ein hörenswertes knackiges Elektrobluesalbum in der Tradition von Junior Kimborough und anderen Heroen aus dem nördlichen Mississippi.

Der Beat ist zwingend und unerbittlich, endlos mändern die Gitarrenriffs. Und wie ein Schrei um Erlösung der Gesang. „Red Eye Flight“ heißt der Song. Und wenn er nach dreieinhalb Minuten vorbei ist, dann holt man erst mal Luft, um sich sogleich von den scheinbar „weicheren“ Akkorden von „Heartless“ zu verlieren. Nein: Jede Frage nach dem Alter der Protagonisten sollte man sich vergleichen. Insbesondere die danach, ob in einer behüteten Kindheit aufgewachsene Teenager überhaupt den Blues haben könnten. Hier sind Musiker am Werke, die über Jahre eigentlich nichts anderes gemacht haben, als sich in diese Musik mit ihren selbstgebastelten Instrumenten zu verbeißen, ihn sich zu erobern und ihre eignen Wege durch das weite Feld zu finden. War zunächst noch der Bluesrock in der Manie von Stevie Ray Vaughan Fans zu hören, ist der Rock jetzt verschwunden zugunsten der intensiven und teilweise fast unterträglich aufgebauten Spannungen, die für die den Albumtitel liefernde Gegen typisch sind. Das ist schon verblüffend. Besonders wenn man bedenkt, dass die Familienband (zwei Brüder mit der jüngeren Schwester am Schlagzeug) die Songs bis auf „Ain‘t No Sunshine“ selbst geschrieben hat. (Und selbst das ist glücklicherweise nicht so nervig geraten wie 95 Prozent aller Versuche, diese Nummer zu covern.) Hilfe kam höchstens vom Vater wie schon in den vergangenen Jahren. Die HJBB ist wirklich eine der spannendsten Familienbands auf der Szene zur Zeit. Und diese Scheibe könnte, wenn der Sommer denn kommen sollte, so manche schwüle Nacht noch heftiger machen.


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