Phil (Jason Statham) und Maddy (Izabela Vidovic) Broker genießen die ländliche Idylle bevor das Chaos über sie hinein bricht
Es liegt schon einige Jahre zurück – 1985 – aber es bleibt bei denen Unvergessen, die es gesehen haben. Arnold Schwarzenegger in Phantom Kommando, eine seiner frühesten Rollen. Als liebender und alleinerziehender Vater kümmert er sich um die damals 13 Jahre junge Alyssa Milano. Die Harmonie zwischen Filmvater und -tochter war herzzerreißend. Gemeinsam saßen sie an einem kleinen Bächlein und fütterten freilaufende Rehkitze. Das sorgte vermutlich damals, heute auf jeden Fall, für unfreiwillige Lacher. Weitaus realistischer ist es, wird ein solches Töchterlein schon von einem Haudegen aufgezogen, dass sie sich eher in Selbstverteidigung übt, als dass sie zum Vorzeige-Prinzesschen wird.
In Homefront von Regisseur Gary Fleder nach einem Drehbuch von Sylvester Stallone basierend auf der Romanvorlage von Chuck Logan ist es dementsprechend weitaus näher an der Realität, wenn die kleine Maddy, süß-brutal von Izabela Vidovic gespielt, einen mobbenden Mitschüler auf dem Schulhof blutig schlägt. Pure Selbstverteidigung, hat der Bully ihr doch vorher die Mütze geklaut. Sie hat ihn zweimal gewarnt, so hat sie es von Vater Jason Statham gelernt, dann lässt sie Faust und Fuß sprechen. Überraschenderweise ist das über eine weite Strecke die fast einzige handgreifliche Auseinandersetzung. Homefront bietet guten psychologischen Storyaufbau, bevor sich der Film mit kriegsähnlichen Elementen an der Zuhause-Front entlädt.
Phil Broker (Jason Statham)
Das macht Homefront zu einem sehenswerten und starken Vertreter des alten Actionkinos in neuen Zeiten. Stallone soll das Drehbuch als neuen Rambo-Film konzipiert haben, in den sich der Kriegsveteran mit Tochter zur Ruhe gesetzt hat, dann aber doch noch einmal von kriegerischen Aktivitäten in einem Redneck-Dörflein heimgesucht wird. Stallone tat gut daran das Zepter abzugeben, The Stath ans Ruder zu lassen. Dieser liefert bereitwillig und kontinuierlich gutes Kino für Action-Popcorn-Abende ab.
In Homefront spielt er den Ex-Drogenpolizisten Phil Broker. Eigentlich könnte es ihm mit seiner Tochter in einer ländlich beschaulichen Kleinstadt ganz gut gehen, aber nach einer Schlägerei in der Schule, bei der sich seine Tochter mit den Neffen des örtlichen Drogenkochs Gator Bodine (James Franco) anlegt, beginnt sich eine kleine Familienfehde in außer Kontrolle geratene Höhen aufzuspielen. Die Mutter des durch Brokers Tochter gepeinigten Sohns holt ihren Bruder Gator zu Hilfe, der dem verhassten Vater Angst einjagen soll. Gator beginnt seine Psychospielchen, bricht bei Broker ein und entdeckt sein Geheimnis. Er sieht seine eigenen Drogengeschäfte durch den Ex-Cop in Gefahr und hetzt eine Privatarmee auf das Gelände, die Broker noch zu gut aus seiner Vergangenheit kennt.
Gator (James Franco) liegt auf der Lauer
Die Intensivierung der Auseinandersetzung macht einen großen Teil des Films aus. Von einer ersten kleinen Schlägerei unter Kindern, die sich ebenso schnell auch wieder vertragen haben, bis zum erbitterten Zwist zwischen den Eltern, der vom abgerissenen Kuscheltierkopf über die Entführung der Hauskatze bis hin zu eingestochenen Autoreifen und dem Angriff auf das Eigenheim der Brokers reicht. Dabei ist deutlich zu erkennen, dass Regisseur Fleder weiß, dass es bei einem strahlenden Helden darauf ankommt, ihm einen starken Gegenpart zu liefern. Hier sind das gleich dreierlei, allen voran James Franco in gewohnt wieseliger Manier. Zynisch wie erbarmungslos hält er die Kleinstadt im Griff, zerschlägt Junkie auch schon mal die Kniescheibe, wenn sie sich in seinem Revier am Kochen von Drogen versuchen. Winona Ryder wird ihm als billige Meth-Freundin zur Seite gestellt, Kate Bosworth mimt die abgemagerte Junkieschwester. Ein Trio Infernale, dessen Familienbeziehung ebenso interessant in den Fokus genommen wird, wie das Zusammenleben von Papa und Tochter Broker.
Vielleicht ist es ganz gut, dass sich der Film auf dieses psychologische Familientreiben stützt, denn wenn Gary Fleder dann mal zur Actionkeule greift, wird die Kamera recht hektisch. Die Bilder schwanken umher, nur sehr begrenzt lässt sich erahnen, wer im Tumult wem seine Faust in den Magen rammt. Das ist aber nicht weiter schlimm, halten sich solche Auseinandersetzungen in Grenzen – keine Angst, es ist immer noch ausreichend Jason Statham-Gekloppe vorhanden. Aber mit James Franco bekommt The Stath in erster Linie mal einen Gegner serviert, der mehr Verstand als Muskeln einsetzen muss. Das kommt Homefront überraschenderweise sehr zu Gute.
“Homefront”
Altersfreigabe: ab 16 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2013
Länge: ca. 100 Minuten
Regie: Gary Fleder
Darsteller: Jaston Statham, James Franco, Winona Ryder, Kate Bosworth, Izabela Vidovic, Clancy Brown
Kinostart: 23. Januar 2014
Im Netz: homefront-derfilm.de