Höchststrafe für Mircos Möder - ich kann eine gewisse Genugtuung nicht verhehlen

Höchststrafe für Mircos Möder - ich kann eine gewisse Genugtuung nicht verhehlen

Mirco

Urteil im Mirco-Prozess

Mord ohne Grund

Von Jörg Diehl, Krefeld Mircos Mörder: Für immer hinter Gitter Foto: dapd
Höchststrafe für Olaf H.:
Im Prozess um die Ermordung des zehnjährigen Mirco aus Grefrath ist der Angeklagte zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Doch eine wesentliche Frage blieb dabei unbeantwortet: Was war das Motiv des Mörders?

Genau 60 Minuten lang sitzen sie dem Mann gegenüber, der ihren Sohn Mirco ermordet hat. 60 Minuten lang hören Reinhard und Sandra S., wie er die Tat begangen hat, wo, wann und vielleicht sogar warum. 60 Minuten in einem stickigen, holzvertäfelten Gerichtssaal, unter acht Kronleuchtern und beäugt von Dutzenden Menschen - am Ende verschwindet der Täter durch eine schmale Tür. Das Ehepaar hat ihn in den 60 Minuten kaum angesehen
Es ist 13.04 Uhr, als der Vorsitzende Richter der 2. Großen Strafkammer des Landgerichts Krefeld das Urteil gegen Olaf H., 45, verkündet: lebenslange Freiheitsstrafe , verbunden mit "der besonderen Schwere der Schuld".
Im Publikum brandet Jubel auf, einige Rentner applaudieren, doch Richter Luczak fährt dazwischen: "Bitte, bitte, bitte." Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass die Kammer eine öffentliche Erwartungshaltung habe befriedigen wollen.
Die Menschen klatschen, weil sie zu wissen glauben, dass H. aller Voraussicht nach erst in 23 bis 25 Jahren freikommen wird. Es ist das Bedürfnis nach Rache, das in diesem Augenblick bei einigen von ihnen durchbricht. Mircos Eltern, gläubige Christen, nehmen das Strafmaß gefasst auf. Sie wollen verstehen, was passiert ist, vor allem: weshalb?
Doch letztere Frage zu beantworten, ist dem Gericht überaus schwergefallen. "Der Angeklagte entführte, missbrauchte und ermordete den zehnjährigen Mirco", so der Vorsitzende Richter Herbert Luczak. "Wie es aber zu dieser Tat kommen konnte, hat sich verlässlich in dieser Verhandlung nicht klären lassen."
"Der Mord war keine Spontantat"
Eine pädophile Neigung sei bei Olaf H. nicht zu vermuten und auch "wenig wahrscheinlich". Vielmehr gehe das Gericht davon aus, dass der Angeklagte bei seiner Tat "Gefühle der Allmacht" und der Demütigung eines anderen Menschen erleben wollte.
Der damalige Telekommanager, der nach eigenen Angaben beruflich stark frustriert war, sei am Tag der Tat stundenlang herumgefahren, um sich eines Kindes zu bemächtigen. "Der Mord war keine Spontantat", so Luczak.
Es gebe Anhaltspunkte dafür, sagt der Vorsitzende, dass der Mord sadistisch motiviert gewesen sei. "Endlich macht mal einer, was ich will", hatte Olaf H. hinterher der Polizei über die Tat gesagt.
Sollte heißen: Endlich hatte er, der sich sonst mit seinen Ängsten und Sorgen so oft im Weg gestanden hatte, absolute Kontrolle über einen Menschen. Das habe sich gut angefühlt und doch auch falsch, so H. damals.

Laut Gutachter ist der inzwischen zum dritten Mal verheiratete Familienvater voll schuldfähig, sein IQ liegt bei 138, Hochbegabung. Er habe bei H. ein "hohes Ausmaß an Verdrängungs- und Verleugnungstendenzen" registriert, pädophil sei er jedoch wohl nicht, so der Psychiater Martin Albrecht.
Der Mediziner bot eine Erklärung an, der sich das Gericht mit seinem Urteil nun am Donnerstag weitgehend anschließt. Demnach führte Olaf H. - ausgelöst durch ein ihm selbst womöglich nicht bewusstes frühkindliches Trauma - zwei Leben:
Eines als sozial angepasst handelnde, ein anderes, abgespaltenes, als pervers phantasierende Person.
Beide konnte er perfekt trennen, bis unter beruflichem Stress die Barriere zusammenbrach. Im Kern ging es bei dieser Tat um Machtausübung, der Missbrauch war ein beiläufiger Bestandteil, in der Tötung fand das Auskosten der Omnipotenz-gefühle seinen Gipfel.
Olaf H. wollte sichergehen, Mirco getötet zu haben. Laut Urteil passte Olaf H. das Kind, das mit dem Fahrrad auf dem Weg nach Hause war, an einem Feldweg ab, verfrachtete es in seinen Dienstwagen, einen VW Passat, und fuhr mit Mirco fast 30 Minuten lang umher. Dabei litt der Junge Todesängste - vor Furcht nässte er sich ein. Allein dass H. sein Opfer dieser Tour des Leidens ausgesetzt habe, gebiete die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld, sagt Richter Luczak.
H. hielt schließlich in einer menschenleeren Gegend. Er klappte die Lehnen der Rückbank um, breitete eine Picknickdecke aus und befahl Mirco, sich auszuziehen und auf die Ladefläche zu legen. Er missbrauchte den Jungen, erdrosselte ihn mit einer Plastikschnur, damit er ihn nicht verrate, und stieß ihm zusätzlich ein Messer in den Hals. Er wollte "sicher gehen", dass der Zehnjährige tot ist.
Es ist ganz still in Saal 167, als Luczak die grausamen Details des Mordes schildert. Mircos Vater schaut weinend zu Boden, Mircos Mutter wischt sich Tränen aus den Augen und fixiert den Richter. Ihre Anwältin wird später sagen, der Prozess sei für das Ehepaar ein "Meilenstein ihrer Trauerarbeit" gewesen. "Dass er zum Motiv geschwiegen hat, wird die Familie aber ein Leben lang begleiten."
Und der Täter?Olaf H., dessen Verteidiger gegen das Urteil Revision einlegen will, schaut in diesen letzten 60 Minuten vor Gericht nicht hinüber zu den Menschen, die er ins Unglück gestürzt hat. Er blickt auf den Boden oder ins Leere, unbewegt, stumm, ein versteinert erscheinender Koloss der Schuld.
Höchststrafe für Mircos Möder - ich kann eine gewisse Genugtuung nicht verhehlen

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