Hochspannungsleitungen: Vom Reizthema zum Joker für den Umweltschutz

Die Diskussion über den Bau neuer Hochspannungstrassen erhitzt deutschlandweit die Gemüter. E.ON Bayern zeigt, dass Stromtrassen nicht nur Energieautobahnen sind, sondern auch ein Rückgrat für den Umweltschutz: ein Überlebensnetzwerk für bedrohte Tiere und Pflanzen.
Regensburg (obx - internet-zeitung) - Rund 8000 Kilometer Hochspannungsleitungen durchziehen Bayern. Für Naturschützer sind diese Leitungstrassen immer wieder ein Reizthema, ebenso wie Wasserkraftwerke und Pumpspeicherkraftwerke, also all die Komponenten, die Voraussetzung für die Realisierung des Traums von der Energiewende sind. Zumindest in einem Punkt scheint die Aufgeregtheit der "Wir sind gegen Alles"-Front überzogen: Experten des bayerischen Umweltministeriums zeichnen ein ganz anderes Bild der umstrittenen Mastenwälder und Kabelstränge. Ökologen sehen in heiß diskutierten Stromtrassen zunehmend ein wertvolles Biotop-Netzwerk und Überlebensinseln für gefährdete Tiere und Pflanzen. Knapp 300 Quadratkilometer der bayerischen Trassen-Schneisen sind nach Einschätzung von Fachleuten im Umweltministerium als Rückzugsgebiet für Flora und Fauna besonders wertvoll. Das entspricht etwa einem Fünftel der Fläche aller in Bayern ausgewiesenen Naturschutzgebiete.
Im Landschaftspflegekonzept des Freistaats heben die Experten aus dem Umweltministerium die Bedeutung der "Strom-Biotope" für den Naturschutz hervor: So bieten die gehölzfreien Naturflächen unter den Hochspannungsleitungen beispielsweise in trockenen Gebieten wie dem Nürnberger Reichswald seltenen Reptilien wie der Kreuzotter einen geschützten Lebensraum. Das attraktive Nahrungsangebot in den künstlichen Lichtungen schützt darüber hinaus angrenzende Wälder vor unerwünschtem Wildverbiss.
Betreiber der Hochspannungsleitungen im Freistatt ist die E.ON Netz, die mit ihrem Leitungsnetz der E.ON Bayern die Grundlagen für eine sichere Stromversorgung schafft. Das Unternehmen investiert nach eigenen Angaben jährlich rund eine Million Euro in die Pflege der unbewirtschafteten Trassen-Abschnitte. Die Pflegemaßnahmen an ökologisch besonders bedeutsamen Standorten werden von Fachleuten der unteren Naturschutzbehörden und von Biologen begleitet.
In Bayern fördert E.ON Netz derzeit auch zwölf Beweidungsprojekte unter Hochspannungsleitungen: Schafe und Hochlandrinder halten die Trassen auf naturnahe Art und Weise frei von unliebsamem Bewuchs und tragen damit schonend zur ökologischen Vielfalt bei. Auf den von E.ON gepflegten Schneisen mit Halbtrockenrasen in der Oberpfälzer Alb fanden Biologen bereits große Bestände der gefährdeten Steppenanemone, von Katzenpfötchen, Küchenschelle, Frauenschuh, Fliegen-Ragwurz und anderen seltenen Orchideen-Arten.
"Durch die fachgerechte Pflege der Naturräume unter den Stromleitungen werden nicht nur einzelne Arten geschützt, sondern auch ganze Biotope großflächig erhalten und aufgewertet", sagt E.ON-Netz-Sprecherin Michaela Fiedler. Auf sandigen Böden in der Oberpfalz und Mittelfranken werden beispielsweise weitläufige Trassen-Strecken von Sträuchern, Büschen und Bäumen freigehalten. So kann der regionaltypische, bunt blühende Heidecharakter erhalten bleiben. Unter oberbayerischen Stromleitungen wird auf Moorvegetation und auf Pfeifengras-Streuwiesen nachwachsendes Gehölz aufwändig entfernt, so dass die Tier- und Pflanzenwelt davon profitiert und Besonderheiten wie Mehl-Primel, Fransen-Enzian und Zauneidechse überleben können.
Ergänzend zur Pflege der Naturflächen unter den Hochspannungsleitungen werden auch von E.ON Bayern seit Jahren systematisch Nisthilfen beispielsweise für Störche und Fischadler auf den Strommasten montiert oder ausgediente Trafo-Stationen als Unterschlupf für seltene Vogelarten umgebaut.

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