WikiLeaks. Ach herjee. Einen Blog über dieses Thema zu schreiben, ist aber auch eine Gradwanderung. Dennoch: Langsam finde ich es seltsam, dass alle so mit diesem Phänomen konform gehen und ohne weiteres WL als die Guten darstellen.
Versteht mich nicht falsch! Mir ist die Wichtigkeit der meisten Informationen, die WL veröffentlicht haben durchaus bewusst. Wenn Folterungen, Geheim gehaltene Zahlen über Kriegskosten oder menschenverachtendes Verhalten durch Assange und seine Leute freigelegt werden, kann ich nur zustimmen: So etwas sollte nicht geheim bleiben, sondern an die Öffentlichkeit geraten. Und die betreffenden Personen zur Verantwortung gezogen.
Doch leider sind nicht all die Informationen, die WikiLeaks veröffentlichen von solcher Wichtigkeit. Ich finde sogar – besonders die letzten Infos – einige sollten, unter Geheimhaltung bleiben.
Mir geht WL schlichtweg auf den Keks mit seiner „Alls, was geheim ist, muss unbedingt und ohne Ausnahme an die Öffentlichkeit“-Prämisse.
Hier ein kleines Denkbeispiel:
WL veröffentlicht die Meinungen amerikanischer Politiker über andere Politiker der ganzen Welt.
Darunter steht, wie scheiße die USA doch unseren Außenminister finden, wie doof doch Clinton vielleicht Frankreichs Außenpolitik findet usw.
Jetzt ist nicht nur die USA von WL angepisst, sondern die europäischen Staats-Regierungen auch von den USA.
Angenommen ähnliches stellt WL nun mit Deutschland, Frankreich, England und Russland an. Jedes Land weiß nun, wie scheiße die anderen Länder es finden. Und alle sind angepisst.
Was haben wir davon? So ziemlich jede internationale Tagung ist völlig hinfällig. Weil jeder den anderen noch weniger mag und Einigungen langsam aber sicher zur Gänze zu einer Utopie werden.
Schwarzmalerei. Das gebe ich gern zu. Doch nicht all zu weit hergeholt. Die internationale Politik kämpft ständig um Einigungen und Kompromisse. Da sind solche Informationen nicht gerade hilfreich. Und vor allem unnütz. Denn was hat WL, haben wir, hat die ganze Welt jetzt von der Information, dass die USA von den europäischen Ländern nicht so viel hält, wie sie es suggerieren? Nichts!
Kommt schon! Jeder weiß, dass der Hauptberuf eines Politikers Schauspielerei ist. Und dass Diplomatie nun einmal so funktioniert. Man kann nicht immer alles sagen. Und es ist auch kein Geheimnis, dass es unter den Politikern Antipathien gibt. Sonst würden wir ja nie Einigungsschwierigkeiten erleben.
Ich bin der Meinung, dass WikiLeaks mit ihrem Verhalten, ihre Informationen ungefiltert zu veröffentlichen der internationalen Politik schaden. Und damit meine ich nicht die politischen Entscheidungen, einen Krieg zu führen, sondern jene, Frieden zu halten.
Just my 5 Cents.