Es ist wieder einmal ein richtig heißer Nachmittag, während ich an der Bushaltestelle warte und die Minuten zähle. Da kommt er auch schon, mein mit Schülern prallgefüllter Bus, dessen (was für eine Überraschung) Klimaanlage versagt hat. Kaum steige ich in den Bus ein, merke ich schon den Unterschied! Gefühlte 45°!!
Verschwitzte alte Damen, die sich mit Fahrkarten ein wenig Luft zufächeln und kleine Grundschüler mit ihren schweren Ranzen auf dem Rücken, die Müdigkeit ins Gesicht geschrieben. Wenigstens muss ich nicht stehen und ergattere noch einen Sitzplatz neben einer jungen Dame, die wegen der Hitze kurz vor dem Kollabieren zu sein scheint. Die Arme – selbstverständlich bei den kurzen Shorts und dem trägerlosen Top. Das muss ja fürchterlich sein, wenn die Sonne direkt auf die ganze Haut knallt! Als sie mich mit meinen längeren Klamotten und meinem Kopftuch sieht kann ich ihr die Frage schon von den Lippen ablesen: „Boah – ist ihr nicht warm mit dem Kopftuch?“
Welche Muslima ist diesen Fragen nicht schon einmal begegnet? Ob uns nicht zu heiß mit dem Kopftuch und den langem Klamotten sei, ob man das nicht wenigstens im Sommer bereue dass man es trägt und wie man das wohl aushalte – völlig berechtigt meiner Meinung nach: Genauso wenig kann ein hungernder Mensch keinen Fastenden verstehen, der für eine bestimmte Zeit bewusst auf Essen verzichtet und sich dessen tieferen Sinnes bewusst ist.
Westliche Beduinen-Vorgehensweise gefragt
Gerade an diesen heißen Tagen ist es erstaunlich wie viele Menschen sich, statt sich vor der Sonne zu schützen, sich ihr komplett ausliefern. Erhöhte Hautkrebsgefahr, wo man hinschaut. Und so wie es aussieht wird sich das aufgrund der globalen Erderwärmung in den nächsten Jahren auch nicht ändern – Allahu alim (arab. Gott weiß es am besten). Die Ironie an der ganzen Sache ist, dass der Hijab, die islamische Kleiderordnung nicht im Gegensatz zu warmen Temperaturen steht. Wenn wir uns einmal die Kleiderwahl der Menschen aus weit heißeren Ländern unserer Erde anschauen werden wir feststellen, dass Kopfbedeckungen und lange Klamotten schon immer ein Mittel waren sich vor der brütenden Sonne zu schützen. Dass auch nicht literweise eiskalte Erfrischungsgetränke konsumiert werden, sondern ein warmer Minztee einem gerade bei hohen Temperaturen sozusagen „die Hitze vom Leib nimmt“ ist durchaus bekannt.
Neben den gängigen Sommertipps wie z. B. viel natriumreiche Getränke zu trinken, leichte Kost zu sich zu nehmen und die Mittagssonne zu meiden, ist es genauso wichtig auf die Wahl der Kleidung zu achten. Dabei spielen vor allem Farbe und Art des Stoffes eine wichtige Rolle. Luftige Klamotten in hellen Farben aus Naturfasern, wie z. B. Baumwolle oder Seide sind zu bevorzugen. Auch sollte die Kleidung nicht eng anliegen, was ja eigentlich nach der islamischen Kleiderordnung selbstverständlich ist, sodass Luft zwischen Haut und Körper zirkulieren und Wärme abtransportieren kann. Und siehe da – gerade an heißen Tagen ist eine Kopfbedeckung empfehlenswert um den Kopf vor direkter Sonnenstrahlung zu schützen und somit die im Lande herrschende Dauer-Benommenheit nicht noch weiter steigern zu lassen.
No Alcohol – Yes Wudu
Ja ihr habt es erraten! Im Sommer wird erst recht kein Alkohol getrunken – denn durch Alkohol werden Gefäße erweitert und das Herz somit weiter belastet; und das kann vor allem im Hochsommer sehr gefährlich sein. Den Körper immer wieder mit ein bisschen Wasser zu kühlen ist dagegen eine gute Methode um den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen. Dabei sollte das Wasser nicht ganz kalt, sondern eher lauwarm eingestellt sein und insbesondere Gesicht, Nacken, Arme und Füße erfrischt werden. Nun… das sind doch gerade die Körperzonen die der Muslim 5 Mal täglich während der Gebetswaschung wäscht, oder nicht?
Uuunnd…?
à Eine Sache wird uns wieder einmal deutlich:
Der Islam steht nicht im Gegensatz zu
Heiß oder Kalt
Schwarz oder Weiß
Ost oder West