Hitler und VW in der New York Times, Lindner versagt am Armistice Day und zornige Paranoia ist beleidigt - Vermischtes 22.10.2018

Die Serie "Vermischtes" stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Sie werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten.

1) Die deutsche Autoindustrie muss sich von der Vergangenheit lösen

Eine ganz normale Auto-Woche im Oktober: Die Staatsanwaltschaft München verhängt ein 800-Millionen-Euro-Bußgeld gegen Audi, an den Opel-Standorten Rüsselsheim und Kaiserslautern rücken die Ermittler wegen des Verdachts auf Abgasbetrug an; es geht um den Rückruf von fast 100 000 Fahrzeugen. Und der VW-Konzern will Autos künftig verstärkt im Internet verkaufen sowie Fahrverbote in Städten und Nachrüstungen verhindern, indem er die Verschrottung alter Dieselfahrzeuge gegen Umtauschprämien von bis zu 10 000 Euro anbietet. [...] Die Manager hatten darauf gebaut, dass ihre Diesel-Strategie eine Ewigkeit halten würde. Statt auf Zukunftstechnologien wie Elektro- und Hybridantriebe setzten sie lieber in großem Stil auf Dieselmotoren. Und ja, wenn es gar nicht anders ging, auch auf Abgastricksereien. So vergingen kostbare Jahre, in denen man an Dieselmotoren herumschraubte, statt sich auf alternative Antriebe zu konzentrieren. Die Strategie ist krachend gescheitert und heute hängen die Unternehmen irgendwo zwischen verpufften Diesel-Träumen und den immer strengeren Grenzwerten der EU für Kohlendioxid-Emissionen (CO₂), zwischen Fahrverboten und einem Modellangebot, das zum großen Teil aus der Vergangenheit stammt. Erst allmählich wird ihnen klar, dass es um die Existenz geht: Der Druck steigt, Konkurrenten aus Asien oder Tesla könnten die deutschen Hersteller irgendwann verdrängen. [...] Für Elektroautos, sagte der langjährige VW-Patriarch Ferdinand Piëch noch im Jahr vor der Dieselaffäre, habe er in seiner "Garage keinen Platz". Ein Auto musste knattern, röhren, qualmen. Sonst war es kein Auto. Da war sehr viel Überheblichkeit im Spiel; die Arroganz der alten Garde, die, weil sie ja seit jeher die Szene beherrschte, keine neuen Spielregeln akzeptieren wollte. Da war wohl auch die Sorge, in der neuen Welt nicht mehr vorn mitspielen zu können. So hat man nicht nur seine Diesel-Kunden an der Nase herumgeführt, sondern auch sich selbst. Man blendete die Zukunft aus und hoffte, mit den Technologien der Vergangenheit schon irgendwie auch in Zukunft überleben zu können. Jetzt, wo der Diesel als Alternative wegbricht und Menschen auf Benziner umsteigen, macht sich Panik in der Branche breit. Ohne Diesel, das wissen die Manager, wird es ihnen noch schwerer fallen, die Kohlendioxid-Grenzwerte und damit die Klimaziele zu erreichen. Außer: Sie bauen radikaler und schneller um als bisher. (SZ)

Die Autoindustrie ist auch so eines dieser unintuitiven Felder, das mit der Krise der Männlichkeit verknüpft ist. Die durch jahrzehntelange Werbung geschaffene starke Assoziation von PS-starken Dreckschleudern mit Männlichkeit führt ja etwa zu so absurden Spektakeln wie einer amerikanischen Subkultur, in denen die Leute den SUVs die Katalysatoren ausbauen und Wettbewerbe abhalten, wessen Auto mehr Qualm ausstößt. Wie so oft schadet das Patriarchat hier mal wieder allen. Grundsätzlich aber ist die Rückwärtsgewandtheit gerade der deutschen Autobranche ein riesiges Problem gerade für die Wirtschaft unseres Landes selbst. Ich habe das schon einmal ausführlich beschrieben: eine Wirtschaft, die sich nur aufgrund staatlicher Regulierung und Subvention am Laufen hält, muss irgendwann crashen. Und wenn ein ganzes Land sich von diesem Wirtschaftszweig abhängig gemacht hat, wird das verheerende Konsequenzen auch für den Rest der Wirtschaft haben.

2) Will Kansas elect another Republican after the last one nearly destroyed the state?

Paul Krugman was tweeting about Kansas this morning, and now that Sam Brownback's tenure as governor is over and we have pretty complete economic indicators for his entire disastrous governorship, I figured it was time to take a final look. I included California as a comparison since it's a big fat liberal state that should be failing grievously, and then chose four good economic series. Everything starts in 1998 so you can get a good look at what the trends looked like before 2011, and they're all shown in comparison to the US average. So how did Kansas do?
  • Median household income: It dropped during Brownback's first few years but then picked up a bit, ending with approximately zero growth.
  • Coincident economic activity: This is an overall gauge of a state's economy. It rose for the first three years Brownback was governor, but then withered and ended up 5 percent below the average US level.
  • Gross state product: Fell during Brownback's entire governorship, ending 7 percent below the US average.
  • Total workforce: Ditto, ending 8 percent below the US average.
During this same time, California grew faster than the US average on every economic indicator. I don't know how that's possible given all our taxes and regulations and environmental voodoo, but somehow we did. (Mother Jones)

Yes they will. Identity politics helfen. Der Fall Kansas ist allerdings, wie Kevin Drum das durchaus richtig beschreibt, tatsächlich ein hervorragender Testfall für die ideologisch reine Version der konservativen Wirtschaftsideologie. Bar jeglicher Grundidee, die wirtschaftswissenschaftlich das Ganze einmal unterfütterte und radikal auf den dümmstmöglichen Nenner ausgerichtet richtete Brownback das Land zugrunde. Und trotzdem wählen sie den nächsten Vollhorst mit dem Programm "mehr davon". An den gewaltigen Erfolgen liegt es sicher nicht, das sind kulturelle Gründe. Aber die Nordrhein-Westfalen haben auch nicht jahrzehntelang die SPD gewählt, weil die den Strukturwandel so gut gemanagt hat, von daher...

3) Thread von David Roberts

"Concerned about turnout, Republicans turn to culture-war issues." Objective reporters can say this. "The most reliable way to activate the conservative base is through out-group hatred & discrimination." That straightforwardly follows from the first fact. Can they say that? "The conservative base is composed of people whose primary engagement with public life is via tribal resentments & punitive feelings toward out groups." Hm... still follows from the first, but starting to sound a little opinion-y. "The conservative base is composed of people who can reliably be activated by authoritarian politics." Hm ... getting a little 🔥 "The conservative base is primarily composed of proto-authoritarian bigots." Oops! I guess that's fully opinion now. Note that these are all basically different ways of describing the same state of affairs. But an "objective reporter" can only say it in the savvy, politics-as-a-game way, not in the here-are-the-obvious-implications ways.

Exakt das. Was ich bereits in den letzten Fundstücken anklingen ließ ist das Problem, dass in einer einseitig radikalisierten politischen Landschaft die scheinbare Neutralität der Reporter in Wahrheit einer Parteinahme entspricht, die letztlich nicht der Wahrheitsfindung dient. Roberts beschreibt das Problem hier ziemlich gut: in Fremdworte gepackte, distanzierte und entkernte Aussagen sind ok, die Schlussfolgerungen daraus nicht mehr, weil sie zu vielen Leuten nicht gefallen. So versteckt sich hinter scheinbarer Objektivität nur Feigheit.

4) Wasted lifes on Armistice Day

On November 11, 1918, Armistice Day, the American Expeditionary Forces (AEF) on the Western Front in France suffered more than thirty-five hundred casualties, although it had been known unofficially for two days that the fighting would end that day and known with absolute certainty as of 5 o'clock that morning that it would end at 11 a.m. [...] American forces weren't alone in launching assaults on the last day. The British high command, still stinging from its retreat at Mons during the first days of the war in August 1914, judged that nothing could be more appropriate than to retake the city on the war's final day. British Empire losses on November 11 totaled some twenty-four hundred. The French commander of the 80th Régiment d'Infanterie received two simultaneous orders that morning: one to launch an attack at 9 a.m., the other to cease fire at 11. Total French losses on the final day amounted to an estimated 1,170. [...] Indeed, Armistice Day exceeded the ten thousand casualties suffered by all sides on D-Day, with this difference: The men storming the Normandy beaches on June 6, 1944, were risking their lives to win a war. The men who fell on November 11, 1918, lost their lives in a war that the Allies had already won. Had Marshal Foch heeded the appeal of Matthias Erzberger on November 8 to stop hostilities while the talks went on, some sixty-six hundred lives would likely have been saved.In the end, Congress found no one culpable for the deaths that had occurred during the last day, even the last hours of World War I. The issue turned out much as General Sherburne predicted in his testimony. Soon, except among their families, the men who died for nothing when they might have known long life 'would all be forgotten.' (History Net)

Der Erste Weltkrieg ist schon ein besonders sinnloser Krieg, aber die Geschichte der letzten Offensiven am letzten Morgen des Krieges setzen dem Ganzen noch die Krone auf. Da werden noch einmal tausende von Leuten verheizt, um sinnlos irgendwelche Scharten auszuwetzen, die Militärs glauben noch zu haben. Leben, ausgelöscht für eine Gloire, an die sich niemand mehr erinnert (und wie der Artikel detailliert erklärt auch damals keinen gekümmert haben). Auf eine gewisse Art ist die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg deswegen auch wichtiger als an den Zweiten. Der wird zurecht dominiert von seiner Verbindung mit dem Holocaust, an den gar nicht oft genug zur Erinnerung gemahnt werden kann. Aber der Kampf gegen Nazi-Deutschland war ein gerechtfertigter Kampf, mit einem klaren Bösewicht auf einer Seite, der es bis heute auch ermöglicht, daraus immer neue Heldennarrative zu schnitzen (für die Alliierten, versteht sich). Der Erste Weltkrieg dagegen ist ein Betriebsunfall der Weltgeschichte, das wohl sinnloseste Morden in großem Maßstab, das es je gegeben hat - und diese letzten Attacken reproduzieren diese Sinnlosigkeit im Kleinen. Die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg taugt daher immer auch als Mahnung, Vorsicht bei den heutigen Konflikten walten zu lassen. Eine Wiederholung dieses Konflikts wäre auf eine gewisse Art noch wesentlich schlimmer als die des zweiten.

Gescheitert ist das Polit-Abenteuer 2017 hauptsächlich an den Differenzen in der Energiefrage. Die Grünen verlangten einen schnellen Kohleausstieg, um die Klimaschutzziele 2020 zu erreichen. Um acht bis zehn Gigawatt wollte die Partei die Leistung der Kohlekraftwerke drosseln, rund 20 von ihnen schließen. Merkel schlug einen Kompromiss vor, man könne schließlich "Jamaika nicht an ein paar Gigawatt scheitern lassen". Doch die FDP sah das anders. Im Namen einer "realistischen Energiepolitik", wie es später aus der Führungsriege heißen sollte, grätschten die Liberalen dazwischen. Das kann man verstehen. Denn es ging eben nicht nur um ein paar Gigawatt, wie Merkel meinte, sondern symbolisch um die Energiefrage als solche. Und die ist für jede Gesellschaft entscheidend. [...] Die einstige Utopie der ökologischen Modernisierung ist zur gestaltbaren Wirklichkeit geworden. Doch bislang hat noch keine Partei aus dieser Tatsache politisch-strategische Konsequenzen gezogen. Die Liberalen könnten unter Christian Lindner damit beginnen. Sie müssten nur erkennen, dass die von den Grünen initiierte ökologische Modernisierung sich inzwischen von ihrer moralischen und lebensweltlichen Begründung gelöst und zum technischen Selbstläufer entwickelt hat. Als gerade anspringender Arbeitsplatzgenerator, der neue, von Jahr zu Jahr stärker nachgefragte Wirtschaftspotenziale erschließt, passt die ökologische Modernisierung perfekt zum liberalen Mantra von Fortschritt, Freiheit und Innovation. Cool rüberkommen kann man mit ihr auch. Die libertären Posterboys des Silicon Valley, von denen Teslas Elon Musk nur der bekannteste ist, machen längst vor, dass green tech eine formidable Disruption darstellen kann. Die fossilen Energieträger Kohle, Gas und Öl gehören nicht nur der ökologischen Vergangenheit an. Häufig werden sie auch von Staaten wie Russland, Katar oder Aserbaidschan geliefert, die für das Gegenteil liberaler Werte stehen. (ZEIT)

Die hier geäußerte Kritik ist absolut richtig. Die Energiewende mag, wie so viele der Rot-Grünen Reformprojekte, auf der policy-Seite nicht gerade ein Musterbeispiel wohldurchdachter und nachhaltiger policy sein. Aber es war ein Schritt in die richtige Richtung, den nachfolgende Parteien hätten weitergehen und verbessern müssen. Das ist einmal mehr genauz der Kernkompetenz der Konservativen und Liberalen: mit Maß und Markt Verbesserungen und Lösungen anbieten. Stattdessen baute man sich in der ideologischen Wagenburg ein und verschenkte über ein Jahrzehnt, verspielte den unter Rot-Grün teuer hergestellten Weltmarktführungsanspruch Deutschlands in den Erneuerbaren und sitzt spätestens seit 2011 auf dem Scherbenhaufen einer gescheiterten Ideologie, ohne jedes Konzept, aber wild entschlossen, die Energiewende scheiße zu finden. Dabei wäre gerade, wie etwa die Democrats in den USA beweisen, mit marktwirtschaftlichen Ansätzen einiges zu schaffen. Es wäre schön, wenn die FDP einmal mehr als nur altbackene Ideologie und Klientelpolitik zu bieten hätte. Mit dem 2017er Narrativ von der Notwendigkeit des Internetausbaus war zumindest rhetorisch etwas geschaffen; ohne die Flucht aus der Verantwortung vergangenen Herbst wäre hier vielleicht richtig etwas möglich gewesen. Hätte, wäre, könnte.

6) Paranoia and defense planning: why language matters when we talk about nuclear weapons

The U.S. ambassador to NATO has, when one thinks about it, just one job. No matter who holds the job, the U.S. ambassador to NATO has many priorities, as one would expect for a role that involves dealing with dozens of countries and trying to get them to agree on a coherent defense policy. But one would think that not provoking a nuclear war with Russia would be at the very top of the ambassador's list of priorities. This seems like a no-brainer, but it helps to focus on the simple things. The United States has a special obligation to be the "adult in the room" and to keep the alliance focused on constructive responses to collective threats. [...] The United States has had good and bad ambassadors to NATO, but each managed, one after the other, to navigate disputes such as the Berlin and Euromissiles crises, and to extend the postwar peace through seven decades. Then, in early October, Kay Bailey Hutchison - the U.S. permanent representative to NATO and erstwhile senator from Texas - put that streak in jeopardy for no good reason, threatening to preemptively attack Russia before it deployed a new cruise missile in violation of the Intermediate Range Nuclear Forces Treaty (INF). [...] Perhaps that's not what she meant, but it is what she said. Hutchison has now issued a clarification, so perhaps someone has reminded her that her job is no longer riling up voters, but engaging in diplomacy. Threatening a nuclear-armed power is not something to be done lightly. (War on the Rocks)

Der lange Artikel hat noch viele weitere interessante Ausführungen zum Thema Politik der Nuklearwaffen und der damit verbundenen Fallstricke. Gerade im Hinblick auf Fundstück 4 muss aber auch noch einmal betont werden, wie ungeheur fahrlässig die US-Politik aktuell mit dem ganzen Thema agiert. Die völligen Amateure und inkompetenten Angeber, die Trump auf so entscheidende Posten hievt, können jeden Tag eine internationale Krise auslösen. Unter diesem Aspekt war Obamas Maxime vom " don't do stupid shit" wahrlich ein Segen, den wir noch vermissen könnten. Die Renaissance der Atomwaffen in letzter Zeit ist ohnehin so etwas, bei dem einen mulmig wird. Nicht, weil die Wahrscheinlichkeit ihres Einsatzes übermäßig hoch ist, sondern weil bereits Bruchteile einer kleinen Wahrscheinlichkeit mehr sind, als wir eigentlich tolerieren sollten. Wenn jemals ein dummer Fehler, eine kleine Fehleinschätzung das Desaster auslöst, haben wir alle ein ernsthaftes Problem, und dann ist das alles nicht mehr fun and games wie gerade.

Anger has a peculiar power in democracies. Skillfully deployed before the right audience, it cuts straight to the heart of popular politics. It is attention-getting, drowning out the buzz of news cycles. It is inherently personal and thereby hard to refute with arguments of principle; it makes the political personal and the personal political. It feeds on raw emotions with a primal power: fear, pride, hate, humiliation. And it is contagious, investing the like-minded with a sense of holy cause. In recent weeks, it has grown increasingly ubiquitous in American politics. In Montana this past Thursday, President Trump praised Republican Representative Greg Gianforte, who pleaded guilty to assaulting Guardian reporter Ben Jacobs, saying, "Any guy who can do a body slam ... he's my guy." [...] Such is the dynamic of politics in the time of Trump. The politics of outrage is fast becoming a political norm, each flare-up lowering the bar of acceptable rhetoric and producing an upswing in belligerent posturing. But Trump didn't invent this emotion-laden mode of political warfare. He's certainly promoting it to an extreme degree, but it has a long and storied history that predates even that notorious poisoner of the political realm, Newt Gingrich. As tempting as it may be to assume that American politics has been an oasis of civility until the semi-recent past, at moments of intense polarization and strife throughout our nation's checkered history, politicians have appealed to our lowest common denominator, using the power of anger and intimidation to spread their message and get their way. (The Atlantic)

Wie im Fundstück 6 ist auch hier empfehlenswert, die ganze interessante Geschichte von Zorn und Gewalt in der amerikanischen Politik zu lesen. Mir war schon länger bekannt, wie einzelne Südstaatler zur Zeit der Sklaverei auch mit körperlicher Gewalt gegen ihre Gegner vorgingen und diese teilweise lebensgefährlich verletzten und/oder verkrüppelten. Unter den aktuellen Republicans kommt diese Gewalttätigkeit mehr und mehr zurück, und die AfD schickt sich ja auch an, das bei uns wieder stärker zu etablieren. Aber stattdessen fröhnt man im Geiste von Fundstück 3 lieber in nutzlosem Bothsiderism statt sich dem unangenehmen Fakt zu widmen, dass Teile der parlamentarisch vertretenen Politik den demokratischen Prozess mit Gewalt aus den Angeln heben wollen.

8) Trump's powerful theory of politics

President Trump has a coherent theory about American politics that can be summed up in one sentence: Republicans will always come home. Despite the craziness coming from the Oval Office on a daily basis, the president's decisions and rhetoric have been remarkably consistent, tuned to appeal to his supporters. [...] Although critics like to paint the president as a television-addicted buffoon who acts according to his latest whim, Trump has absorbed the fact that America is a deeply polarized nation. Whereas other presidents, such as Barack Obama, have tried to push back against partisan divisions, Trump relishes them. In some ways, he sees our political world more clearly than the centrists and unifiers who wish it were different. [...] In the end, Trump was right; the pundits were wrong. There was very little movement in the electoral map. Although there was a small number of Democrats who voted for Trump in states like Wisconsin, Pennsylvania, and Michigan, the real key to Trump's Electoral College victory was that in the final weeks of the campaign-using Hillary Clinton's email scandal as a perfect foil and capitalizing on Russian social-media hijinks to stir division-Trump whipped up Republican energy behind the ticket. The red states did not turn blue. This was essential, or his approximately 78,000 vote-margin in swing states would not have mattered. Faced with the choice between Trump and Clinton on election day, Republicans came home. (The Atlantic)

Einmal mehr wird hier offenkundig, dass zwei Standards gepflegt werden: einer gegen Progressive und einer gegen Rechte. Ein zentristischer Democrat wie Obama, der permanent um den überparteilichen Ausgleich bemüht war - bis zur Selbstverleugnung und Selbstsabotage - wurde permanent vorgeworfen, ein parteilicher Hetzer zu sein, während das für Trump und die Republicans einfach akzeptiert und teils sogar geleugnet wird. Es ist zum Heulen. Dass das Ganze auch noch politisch erfolgreich zu sein scheint, füttert nur einmal mehr die von mir schon öfter ausgesprochene Befürchtung, dass die demokratische Linke irgendwann genug davon haben wird, immer die andere Wange hinzuhalten, und dass der ganze Kampf dann erst richtig eskaliert, mit unabwägbaren Folgen. In Deutschland ist es noch Zeit, dem Ganzen Einhalt zu gebieten, schon allein, weil hier mit CDU, Grünen und SPD wenigstens drei Parteien noch die Mitte halten. In den USA ist der Zug vermutlich, wie in so manch anderem europäischen Land, bereits abgefahren.

9) Tweet von Tiefseher

Historische WELT-Titelseite: Angela Merkel bedauert die unter ihrer Führung beschlossene Maaßen-Beförderung sehr. Sie habe zu wenig an das gedacht, „was die Menschen zurecht bewegt". Eine andere Entscheidung, die die Menschen in Deutschland zurecht bewegt, hat sie nie bedauert... pic.twitter.com/vhvKYjKYDG

- Daniel D. Eckert (@Tiefseher) 25. September 2018

Dieser Tweet steht exemplarisch für ein Problem der Wahrnehmung, das eine Elitenblase von rechts ist (so wie aus der Ecke regelmäßig der Vorwurf an die Elitenblase von links kommt, man möge doch bitte weniger moralistisch sein). Ich erinnere an die massive Kritik an Hartz-IV seinerzeit, die Millionen von Menschen bewegt hat. Weder Schröder noch Merkel noch sonstwer haben diese Entscheidungen je bedauert, und sie sind dazu von der journalistischen Oberschicht auch nie aufgefordert worden. Die hatte damit auch nie ein Problem und ergab sich stattdessen in endlosen Leitartikeln darüber, dass der dumme Pöbel die objektive Notwendigkeit der Reformen nicht einsah. Bei einer Maßnahme, die sie selbst nicht unterstützen, wird stattdessen nachdrücklich darauf gepocht, dass dem Mehrheitsprinzip Geltung zu verschaffen sei. Da doch bitte konsequent, alles andere ist heuchlerisch.

10) Zehn Vorschläge zur Rettung der SPD

Die SPD ist unter den Parteien das, was Zeitungen innerhalb der Medien sind. Ziemlich alt, für die Zukunft vielleicht nicht mehr unbedingt erforderlich. Aber alle wären sehr bestürzt, wenn sie wirklich verschwindet. Was die SPD vielleicht retten kann.

2. Nichts ist gut, wenn Die Welt nette Kommentare über euch schreibt. [...] 3. Beerdigt die Agenda 2010! [...] 4. Werdet höflicher! [...] 5. Räumt Willy Brandt in die Ecke! [...] 6. Lest Nils Heisterhagen - und folgt ihm nicht! [...] 7. Mehr Machtbewusstsein! [...] 8. Schafft linke Symbole! [...] 9. Legt Euch mit den Eliten an! [...] 10. Raus aus der Großen Koalition! [...] (taz)

Zur Erklärung der Punkte muss man den Artikel lesen ;) Ich möchte in dieser Liste besonders die Punkte 2, 7, 8 und 9 hervorheben. Tatsächlich muss die SPD egal für welche Strategie sie sich am Ende entscheidet Konflikte suchen und sie ausfechten, daran führt kein Weg vorbei. Und ganz egal welche Strategie sie auswählt, wenn das Handelsblatt sie mag ist es die falsche. Um überhaupt ein Profil zu bekommen braucht es zwingend den öffentlichen Konflikt, und zwar am besten mit Eliten, nicht mit Hartz-IV-Empfängern. Dazu gehört auch zwingend eine offensive Koalitionspolitik. Ob die SPD einen neuen Anlauf für das Ampelbündnis nimmt (wie auch immer das bei den aktuellen Programmen und Wahlergebnissen gehen soll) oder sich endgültig auf Rot-Rot-Grün festlegt - hauptsache da passiert mal was.

11) You know who else was always impressing journalists with his newfound wisdom and maturity?

Every few weeks, someone writes an article introducing the world to a new Trump: older, wiser, and at long last, a statesman. Ten seconds later, New Trump milkshake-ducks his way back into disgrace, and everyone goes looking for another scrap of evidence to hang their hopes on. It's such a pathological cycle that it seems like it might have happened before. It turns out it did! The 1930s were a decade during which Adolf Hitler, it is now generally agreed, did some bad things. Establishing a German dictatorship, murdering his political rivals, passing the Nuremberg Laws, rearming Germany, building a network of concentration camps, overseeing Kristallnacht, invading Poland, and executing disabled people look, in retrospect, like the actions of a bloodthirsty, racist madman. But wouldn't it be prettier to think that a great nation like Germany would never consent to be led by someone so evil? Barring that, wouldn't it be nice to believe that vague concepts like "the dignity and responsibility of public office" would have a civilizing influence, forcing even evil men to do good things? American journalists sure thought so! Here's a brief anthology of press clippings in which the pundits of the day introduced their readers to a new Hitler, a statesmanlike Hitler, a "freewheeling, transactional poll who looks for wins." [...] Whew! Good thing that Hitler fellow grew in office, or who knows what kind of mischief Germany might have caused. Now to take a big sip of Fanta and find out what happened in the 1940s! (Slate)

Ja, Nazi-Vergleiche sind immer billig und blöd. Aber ich kann nur empfehlen den Artikel zu lesen und sich die Zitate von damals anzuschauen. Der Vergleich hier ist deswegen besonders instruktiv, weil sich trotz 80 Jahre Abstand die Argumentation, teils sogar die Formulierungen, so sehr ähneln. Das heißt nicht, dass Trump der nächste Hitler ist und gleich einen Weltkrieg anfängt (er hat in seinem ganzen bemitleidenswerten geschmacklosen Pathos viel mehr Ähnlichkeit zum Westentaschendiktator Mussolini). Aber das Versagen sowohl vieler konservativer Eliten als auch Journalisten bei einer ähnlichen Herausforderung - ungewohnter Populismus von rechts, der sich teils mit den eigenen policy-Präferenzen deckt und den gemeinsamen Feind attackiert - ist mehr als nur beunruhigend.

Hitler York Times, Lindner versagt Armistice zornige Paranoia beleidigt Vermischtes 22.10.2018

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