Hinter feindlichen Linien (Teil 3)

“Hör ihn doch mal ab.” schlug Maurice vor.
“Was?” fragte ich irritiert.
“Na, den Herrn Moselbach. Hör doch mal, ob der Kanarienvogel noch lebt!”
“Du spinnst doch.” sagte ich, obwohl mir Gedanke auch schon  gekommen war. “Der lebt nicht mehr, und wenn doch, dann stirbt er spätestens auf dem Rücktransport.”
“Mein Hansi, ich will ihn zurückhaben!” heulte Herr Kleinschmitt. Dabei schlug er mit der Faust auf die Brust des Polizisten ein, der vor ihm stand.
“Ihr müsst Geduld haben und auf das Wunder der Wiedergeburt glauben. Am dritten Tage wird er auferstehen.” sprach erstmalig auch Herr Moselbach.
“Wer?” fragte Maurice. Herr Moselbach bedachte ihn mit einem mitleidigen Blick.
“Das Geschöpf Gottes, Sie verlorenen Seele.” erklärte er herablassend.
“Der Kanarienvogel? Ist der jetzt Jesus, oder was?” fragte Maurice ungläubig.
“Der Sohn Gottes ist in uns allen, auch in Kanarienvögeln, und er wird auferstehen.”
Ich blickte resignierend in die Runde.
“Hören Sie mal…” sagte ich schließlich an Herrn Moselbach gewandt. “Es wäre jetzt für alle Beteiligten hilfreich, wenn Hansi etwas schnell auferstehen könnte. Wir haben nämlich keine drei Tage!”
“Bei Kanarienvögeln geht es für gewöhnlich etwas schneller.” erwiderte Herr Moselbach schließlich. “Zumindest, wenn ich meine heilende Kräfte bemühe.”
“Oh, super. Vielleicht möchten Sie uns dann auch den Rest unserer Schicht begleiten? Annas Rate hier…” Mit diesen Worten stieß er mir mit seinem Ellenbogen in die Seite. “Annas Rate an Auferstehungen ist nämlich nicht so beeindruckend.” Wir Ungläubigen lachten alle gehässig, Herr Moselbach strafte uns mit Missachtung.
“Also, was ist nun?” fragte einer der Polizisten. “Können Sie den Kanarienvogel wieder hervorzaubern, oder nicht?”
Herr Moselbach machte eine theatralische Geste mit den Armen. “Ich werde mal sehen, was sich machen lässt.” Damit stand er auf und ging in ein Nebenzimmer, von wo aus wir dann seltsame Gesänge hörten.
“Ich hoffe, das geht einigermaßen schnell!” flüsterte Maurice mir zu…