Hilfsmittel: Das jüngere Selbst heilen

Schüchterner Jürgen

Wenn ich so über meine Vergangenheit nachdenke, erinnere ich mich natürlich auch immer wieder daran, wie sehr mir besonders die ersten Jahre im “rauen Leben” zu schaffen machten. Zwischen dem fröhlichen Wonneproppen im Alter von etwa einem Jahr, den das gestrige Foto zeigt, und dem schüchternen und verkrampften Jungen hier links liegen nur wenige Jahre. Vielleicht ging es Dir ähnlich, und es kamen neben vielen schönen Erinnerungen auch wieder schmerzhafte Erfahrungen hoch, während Du Dich mit den Fragen zu Deiner Vergangenheit beschäftigt hast.

Wie versprochen habe ich heute eine Übung für Dich, die Dir dabei helfen kann, Dich emotional zu heilen und zu stärken und schmerzhafte Gefühle aufzulösen, sodass Du wieder unbeschwert leben kannst. Doch bevor wir beginnen, möchte ich Dir einen weiteren Anteil Deiner Persönlichkeit vorstellen (Diabolo und Angelina kennst Du ja bereits. :-) ).

 

Dein inneres Kind

Vielleicht ist Dir der Begriff “Das Innere Kind” bekannt. Damit ist eine Wahrnehmung gemeint, die ihren Ursprung in der Kindheit hatte und die sich bis ins erwachsene Leben hinein erhalten hat. Ein Kind erlebt und erklärt die Welt naturgemäß aus einer sehr emotionalen Warte heraus, und daher ist das Innere Kind ein anderer Name für die eigene Gefühlswelt. Lebendig bist Du, solange ein Kind in Dir lebt, oder anders gesagt: Solange Du Gefühle hast und diesen Gefühlen einen wichtigen Platz in Deinem Leben einräumst. Über Deine Gefühle haben wir ja bereits gesprochen.

Wenn Du bereits einige der “Fragen zur Vergangenheit” beantwortet hast, weißt Du inzwischen eine Menge über Deine Kindheit, über Deine damaligen Erlebnisse, Deine Innenwelt und Deine Einstellungen zum Leben. Damit ein Kind lernt, sich selbst zu lieben, braucht es die Erfahrung, geliebt zu werden. Nur dann weiß es, dass es liebenswert ist und so sein darf, wie es in all seinen Eigenarten jeweils ist. Genauso braucht ein Kind die Erfahrung, gesehen und angenommen zu werden, damit es lernt, sich selbst zu sehen und anzunehmen. Nur dann wird es sich trauen, alles zu leben und auszudrücken, was in ihm ist.

Hast Du diese Erfahrungen in Deiner eigenen Kindheit machen dürfen? Dann gratuliere ich Dir von Herzen. Du kannst Dich wirklich glücklich schätzen. Falls Dir diese Dinge aber immer gefehlt haben, kannst Du sie Dir heute selbst geben, denn Du bist nun erwachsen und kannst Dir selbst Vater oder Mutter oder bester Freund oder beste Freundin sein. Hier ein paar Fragen, über die Du in diesem Zusammenhang vielleicht einmal nachdenken möchtest:

  • Welches Verhältnis hast Du zu Deinem inneren Kind?

  • Welche Gefühle empfindest Du ihm gegenüber?

  • Was denkst Du über dieses Kind?

  • Was findest Du besonders gut und anerkennenswert an ihm?

  • Was glaubst Du, was es braucht?

  • Wie kannst Du es ihm heute geben?

  • Und was kann es Dir geben?

Hilfsmittel: Das jüngere Selbst heilen

Was die letzte Frage betrifft, habe ich festgestellt, dass mir mein inneres Kind eine Menge zu geben hat. Wie ich ihm zum ersten Mal begegnete, habe ich in einer Erzählung festgehalten, die Du Dir gerne hier als PDF-Datei herunterladen kannst.

 

Und nun zur angekündigten Übung.

 

Heile Deine Vergangenheit

  • Suche Dir einen ruhigen Platz, an dem Du etwa dreißig Minuten lang ungestört bleibst.

  • Vergegenwärtige Dir eine Situation aus Deinem Leben, die Dir immer noch Schmerzen bereitet. Solche schwierigen Augenblicke können Situationen sein, in denen:

    • Menschen Dich verletzen oder beschämen, zum Beispiel durch unfreundliche Worte, durch Kritik, Beschimpfungen, anmaßendes Gerede oder höhnische Bemerkungen;

    • Du Dich allein, vernachlässigt, zurückgewiesen oder verlassen fühlst;

    • Du von Deinem eigenen Verhalten oder Deiner eigenen Leistung enttäuscht warst, in denen Du zum Beispiel von Gefühlen überwältigt warst und nicht wusstest, wie Du damit fertig werden solltest oder Dein Verhalten aus ethischer Sicht falsch war.

  • Nenne die Person, die diese Schwierigkeit erlebte, Dein “jüngeres Selbst”. Das kann Dein inneres Kind sein, das ich Dir gerade vorgestellt habe, es kann aber auch Dein jugendliches Ich oder Dein früheres Erwachsenen-Ich sein.

  • Nenne Dein augenblickliches Selbst – das über mehr Erfahrung, Weisheit und Liebe verfügt – das “weisere Selbst”.

  • Stelle Dir vor, dass Du, das weisere Selbst, in der Zeit zurück zu jenem schwierigen Ereignis reist und dass Du Dich Deinem jüngeren Selbst näherst. Dein jüngeres Selbst schaut auf und sieht Dich. Eure Blicke begegnen einander, und ihr spürt eine Verwandtschaft und Vertrauen; Dein jüngeres Selbst ist bereit, Dir zuzuhören.

  • Du beginnst mit Deinem jüngeren Selbst ein Gespräch. Du fragst es: “Was bedrückt dich?” Das jüngere Selbst schildert die Fakten des Ereignisses und drückt die damit verbundenen Gefühle aus. Du hörst mit starkem Mitgefühl und sehr verständnisvoll zu.

  • Du fragst: “Was würde helfen?” Du hörst mit Deinen Ohren und Deinem Herzen konzentriert darauf, was das jüngere Selbst mit Worten und ohne Worte ausdrückt. Du nimmst die Bedürfnisse wahr und kümmerst Dich um sie, beispielsweise um das Bedürfnis nach:

    • Verständnis.

    • Anleitung. Vielleicht kannst Du dem jüngeren Selbst Fertigkeiten beibringen, die Du inzwischen gelernt hast.

    • Unterstützung und Ermutigung. Zum Beispiel: “Wenn man deine Erfahrung und deinen Ausbildungsstand berücksichtigt, machst du deine Sache sehr gut!” – “Es wird besser werden!” – “Du wirst das schon überstehen. Ich weiß, dass du das schaffst.”

    • Physische Hilfe oder physischer Schutz.

    • Rat. Überlegt gemeinsam. Benutzt Euer beider Erfahrung und Weisheit, um Lösungen zu ersinnen.

    • Vor allem aber schenke ihm in jeder Form die Liebe, die es braucht: einen liebevollen, sanften, akzeptierenden Blick; liebende Worte wie zum Beispiel: “Ich liebe dich.”; eine Umarmung; eine beruhigende Berührung.

  • Erkläre Deinem jüngeren Selbst, dass Du “in die Zukunft zurückkehrst” und dass Deine Liebe bei ihm bleiben wird.

  • Kehre mit Deiner Aufmerksamkeit in die Gegenwart zurück und lasse das heilende Gefühl der Liebe in Dich ein und Dich umgeben.

Wiederhole diese Übung vier Tage lang und wende sie jeden Tag auf ein anderes schwieriges Ereignis an. Um die Wirkung zu verstärken, empfehle ich Dir, jedes dieser Erlebnisse schriftlich festzuhalten. Das Aufschreiben hilft, die Vergangenheit im richtigen Verhältnis zu sehen und einen gewissen Abstand dazu zu schaffen.

Möglicherweise wird sich in den Tagen, in denen Du an dieser Übung arbeitest, Deine Stimmung eintrüben. Später hellt sie sich jedoch in der Regel so stark auf, dass sie besser ist als vor Ausführung der Übung.

Ich wünsche Dir viel Erfolg und viel Freude bei den Begegnungen mit Deinem jüngeren Selbst.

Alles Liebe,
Dein Jürgen

 

Bildnachweis


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