Hilfe, alles giftig!

Mit dem größten Passagierflugzeug flogen wir unsere kürzeste Strecke auf dem Weg nach Deutschland. Wie gerne würde ich mal in die andere Etage des Airbus A380 hineinschauen. Wenn man einsteigt, kann man nur kurz einen Blick die Treppe hinaufwerfen, an deren Ende zwei relaxt gekleidete asiatische Flugbegleiterinnen standen, in der Mitte ein Spiegel, davor ein Tisch mit Pflanze. Es wirkte, als wäre da oben ein Wellnesshotel mit komplettem Service. Wir haben gleich mal nachgeschaut, ob wir genug Flugmeilen haben, um eine Strecke aufzuwerten, aber das wird wohl nicht klappen. Unsere Sitze waren aber auch sehr komfortabel und das Unterhaltungsprogramm beinhaltete aktuellste Filme wie z.B. „Salt“.

Direkt vor dem Start wollte sich wohl auch das neuseeländische So-ein-Zufall-Phänomen noch einmal beweisen: Als wir den engen Gang entlang zu unserem Sitzplatz liefen, rief auf einmal jemand „Jere“ und plötzlich saß da ein paar Sitze weiter Julia, Flo’s (Bob’s) Freundin. Eigentlich wäre sie, wie sie uns gleich erzählte, schon früher nach Sydney geflogen und wollte dort ein paar Tage verbringen. Sie ließ ihren ersten Abschnittsflug verfallen, weil sie von einer anderen Stadt aus nach Sydney fliegen wollte. Die Fluggesellschaft hat ihr dann den restlichen Flug gekündigt, weil sie ihn nicht angetreten hat und sie musste ewig rumtelefonieren. Und wie der Zufall das so wollte, saß sie ein paar Plätze hinter uns. Wenn sie in einem anderen Abschnitt gesessen hätte, wären wir ihr gar nicht begegenet, aber ein letztes Mal: Das ist halt Neuseeland.

Über Sydney herrschte reger Flugverkehr und wir flogen Kreise über der Stadt. Später erfuhren wir, dass sie in Sydney Landebahnen wegen des Fluglärms schließen, wenn der Wind ungünstig steht. So kamen wir dann mit reichlich Verspätung auf dem australischen Kontinent herunter. Es wurde schon dunkel als wir unser Gepäck bekamen und durch die weiteren Kontrollen (Schlamm am Schuh, Lebensmittel: Honig) gingen. Direkt am Flugplatz ist eine S-Bahn-Haltestelle, so dass wir sofort weiterfahren konnten. Die Reise war jedoch trotzdem etwas schwierig für mich, weil ich immernoch Schmerzen im Rücken hatte und schon das Laufen ohne Rucksack weh tat. In der Bahn stellten wir dann fest, dass die australische Handykarte, die wir mit einem anderen Reisenden gegen eine neuseeländische getauscht hatten, nicht funktionierte und Jere beim letzten Update seines Handys die Telefonnummer von der Gastfamilie verloren hatte. Das Handy ließ sich zum Glück zurücksetzen und an der Zielhaltestelle gab es ein Münztelefon. Wir riefen also Jimmy an und er holte uns vom Bahnhof ab. Schon während der Fahrt merkten wir, dass er ein offener gutherziger Typ ist, der gerne Leute um sich hat. Er erzählte uns gleich, dass er mehreren Reisenden zugesagt hat, sie über Weihnachten und Silvester zu beherbergen. Einige davon waren schon einmal da und wollten die Feiertage bei bekannten Gesichten verbringen. Von Anu, seiner Frau, erfuhren wir auch gleich, dass wir wahrscheinlich nach zwei Tagen an ihren Sohn Christian und seine Familie ausgeborgt werden, um den anderen Wwoofern Platz zu machen. Ich fühlte mich erst ein wenig abgeschoben, aber alles ging einen guten Weg.

Während der Nacht und als wir an unserem ersten Morgen aufwachten, hörten wir gleich den Unterschied zwischen Neuseeland und Australien: Draußen schrie es! Die ganze Natur schien zu kreischen und zu zischen und das sehr laut. Wir nahmen unsere Arbeit auf, harkten, kehrten, trugen Holz durch die Gegend (Autsch!) und machten um den Pizzasteinofen alles sauber, damit dort weiter gepflastert werden kann. Tatsächlich packten wir am zweiten Tag schon unsere Sachen, hinterließen unsere „Honeymoonsuit“, wie sie Jimmy wegen des großen Bettes nannte, den nächsten Wwoofern und Anu fuhr uns zu der eine Stunde entfernt wohnenden Familie Alexander.

Chris und Sharon hießen uns in ihrem riesigen Haus willkommen. Sie stellten uns ihre zwei Söhne Tommy (3 Jahre) und William (5 Jahre) vor, die uns gleich überhaupt nicht schüchtern in ihre Spiele einbinden wollten. Doch für uns hieß es erst einmal: ran an die Spaten und losgeschippt. Die Sonne brannte mit gefühlten 40 Grad (tratsächlich um die 32 Grad) auf uns hinab und wir verzweifelten etwas an dem schweren Lehmboden. Nach ein paar verschwitzten Stunden zettelte Chris eine Wasserschlacht im großen Garten an, so dass wir uns wieder schön abkühlen konnten. Langsam verloren wir auch unsere Scheu vor den giftigen Spinnen. Wir erfuhren, dass die Redback-Spinne die einzige wirklich gefährliche und dem Menschen nahe Spinne sei. Bei den Schlangen warnte man uns, dass wir vor den Braunen weglaufen sollten, da diese nicht nur supergiftig sondern auch noch agressiv seien. Chris und Shanon gaben uns ein paar Bücher über Spinnen und Schlangen und ich muss sagen, man ist danach schon etwas beruhigt, denn viele Schlangen sind gar nicht oder nur geringfügig giftig. Manchmal wird bei einem Biss auch gar kein Gift abgegeben und die meisten Schlangen sind auch eher feige oder tolerant, wenn man ihnen zu nahe kommt. Viele Australier haben noch nie eine in freier Natur gesehen, obwohl sich das Gerücht hartnäckig hält, dass in jedem zweiten Garten hier eine giftige Schlange wohnt.

Das Leben in dieser Familie war wieder eine völlig neue Erfahrung! Der Tag drehte sich um die Kinder, in einem positiven Sinne. Die zwei sind wirklich super erzogen und „pflegeleicht“. Sie können sich gut selbst beschäftigen, nörgeln nicht rum und sind absolut höflich. Die Familie hatte bereits zwei Wwoofer: Gwenna und Christopher aus Frankreich, die in einem eigenen Teil des Hauses wohnten. Wir bekamen das Bastelzimmer mit einem superteuren ausblasbaren Bett. Ich bin leider gar kein Fan von diesen Luftmatratzen, auch wenn sie 400 Euro kosten und so hoch wie ein richtiges Bett sind. Mein Rücken wurde nicht besser und jeden Morgen war ich so steif, dass ich mich kaum aufrichten konnte. Im Laufe des Tages verbesserte es sich immer durch die viele Bewegung, doch am nächsten Morgen war es wieder das Gleiche. Was sich zuerst anfühlte, wie eine Notlösung von Anu und Jimmy, stellte sich als eine tolle Zeit für uns heraus. Die Arbeit war zwar hart, doch wir wurden richtig in die Familie integriert.

An einem Nachmittag fuhr Christian die Franzosen und uns zu einem Weg, der in den Busch führte. An dessen Ende befand sich ein „Wasserloch“, also ein Teilabschnitt eines Flusses, in dem man schwimmen konnte. Der Weg dorthin war unsere erste Erfahrung in der trockenen lauten Wildnis Australiens. Die Sonne brannte und der Schweiß ließ die Sonnencreme kaum auf die Haut kommen. Die Erde war rot, die Bäume teilweise schwarz verkohlt und die Pflanzen wirkten im Gegensatz zu Neuseeland trocken und irgendwie agressiver. Ein Symbol für die Unterschiede der beiden Naturräume wurde für mich eine auffällige Pflanze: In Neuseeland gibt es diese hüfthohen dicken Gräser mit den breiten Blättern. Sie könnnen auch größer als ein Mensch werden. Aus ihren Blättern werden manchmal Körbe geflochten. Hier in Australien gab es eine ähnlich Planze, nur dass die Blätter so dünn wie Stacheln waren und die Pflanze eher wie ein agressives Stacheltier aussieht.

Wir liefen einen steilen Hang hinunter und nach einer Weile sahen wir schon das Wasser im Tal glitzern. Das Highlight des Wasserloches war eine Felsenklippe, von der aus man an einer Stelle völlig ungefährlich in des tiefe kalte Wasser springen konnte. Wir erfrischten uns und entspannten eine wenig. Jere kletterte noch auf dem Wasserfall herum uns sah dabei tatsächlich eine Schlange. Wir fanden nicht heraus, welche es war, doch sie war sehr ängstlich und scheinbar harmlos.

Die beste Tätigkeit aller Arbeiten, die wir für Familien erledigt haben, fanden wir bei Chris und Sharon: Sie besitzen zwei Rasenmähertraktoren, mit denen man über die großen Wiesen düsen kann. Jere und ich hatten riesen Spaß, die Lama-Weide zu mähen, wobei ich denke, dass Jere sich sogar noch etwas mehr gefreut hat als ich. Gwenna und Christopher bekamen ebenfalls eine tolle Aufgabe: Sie scherten die Hunde, so dass sie aussahen wie richtige Pudel (vorher gefielen sie uns besser). Auf diese Weise bereiteten wir einige Kleinigkeiten für den nächsten, großen Tag vor: Weihnachten.

Hilfe, alles giftig! Hilfe, alles giftig! Hilfe, alles giftig! Hilfe, alles giftig! Hilfe, alles giftig! Hilfe, alles giftig! Hilfe, alles giftig! Hilfe, alles giftig!



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