Schon desöfteren war das Kernforschungsinstitut CERN in der Schweiz für voreilige Sensationsmeldungen gut – und auch diesmal verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer: Das, wonach man vielleicht gesucht hat, könnte möglicherweise gefunden worden sein. Ganz sicher ist man sich noch nicht, aber es spreche viel dafür, sagten die leitenden Physiker in Genf zu ihrer maßgeblichen Entdeckung des sogenannten „Higgs-Teilchens“.
Das Ziel des Projektes, der Entstehung der Welt näher zu kommen, hat damit einen Fortschritt genommen. Und doch fragt man sich, was die Welt von dieser eventuellen Entdeckung wirklich haben wird. Braucht es dann keinen Gott mehr, wenn der kleinste Ursprung der Erde entschlüsselt zu sein scheint? Ist die Identifizierung des „Gottes-Teilchens“ der Anfang, dem Schöpfer und seinem Handwerk auf die Spur zu kommen?
Zweifelsohne ist es die Anmaßung des Menschen, die ihn in seiner nicht enden wollenden Gier nach Macht und Wissen immer weiter vorantreibt, den Spuren von Gott noch intensiver folgen zu können. Der Faszination wird wohl auch kein Abbruch getan sein, wenn man sich bewusst wird, welche Auswirkungen eine noch tiefergehende Auseinandersetzung mit den Ursprüngen des Universums haben dürfte. Der Wissenschaftler bleibt mit seinen Erkenntnissen in der Gefangenheit seiner Grenzen stecken, die ihm durch sein irdisches Dasein und seine Unvollkommenheit gesetzt sind.
Was mag es uns bringen, wenn wir das Samenkorn gefunden haben, aber nicht nachvollziehen können, wie es zur Pflanze wird? Und wenn wir schon gar nicht wissen oder erahnen können, von welcher Allmacht und Kraft derjenige sein muss, der es ausgesät hat? Ein „Higgs-Teilchen“ hin oder her – entscheidende Antworten bringt es uns nicht. Und wäre da nicht der Trieb, alles verstehen und nachvollziehen können zu müssen, bräuchte der Mensch auch nicht so viel Energie in die Erforschung investieren, die er viel eher dem Genuss des Erschaffenen widmen könnte.
Gott wird mit einem Nachweis in CERN nicht weniger realistisch – im Gegenteil. Auch für ein „Higgs“ braucht es Ursprung und Quelle, für dessen Ausformung und Entwicklung es hin zu unserem und den vielen anderen Planeten unfassbare Intelligenz benötigt hat, die kein Wissenschaftler je beschreiben und beweisen wird können. „Deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen“, die Unendlichkeit eines göttlichen Wirkens bliebt mit und ohne Teilchen für uns ein Mysterium. Was die Genfer Physiker erreicht haben, ist lediglich, ein winziges Schanier in der Mechanik Gottes aufzuspüren – und genau dieses macht deutlich, dass das Geheimnis noch viel größer sein muss, als wir es vielleicht vermuteten.
Christen können bei solchen Eilmeldungen ganz beruhigt bleiben: Unsere Gelassenheit rührt von der Überzeugung, dass Gott ohnehin mehr als ein Teilchen ist. Lebendig und erfahrbar geworden durch Jesus Christus, hat er bewiesen, dass er sich nicht in wissenschaftliche Formeln und Entdeckungen zurückdrängen lässt. Wo schlussendlich der Eifer des Menschen so groß wird, nicht mehr stillhalten zu können, um Ehrfurcht und Respekt vor der Schöpfung darzubringen und stattdessen mit aller Gewalt und Nachdrücklichkeit der forschende Druck zum wahnhaften Zwang wird, Endlichkeiten schaffen zu müssen, ist Gott dringender denn je vonnöten. Schon allein, um die zurechtzuweisen, die es nicht lassen können, das Geschenk des Kosmos zu durchtesten, braucht es jemanden, der immer einen Schritt voraus sein wird…
Dennis Riehle