Hey Joe, machste jetzt den Erich?

Der »Stern« und die »Bildzeitung« berichteten von Todenhöfers Fotomontage. Er hatte Gauck als Dschihadisten dargestellt. Die »Bildzeitung« schrieb ganz entrüstet über eine »Wut-Welle gegen Mann, der Gauck verhöhnte«. Und der »Stern« gab zu bedenken, dass das »fast 5000 Nutzern gefällt«. Kriegt euch doch mal wieder ein! Das Netz ist voll solcher hämischer Bilder zu diesem Bundespräsidenten. Sucht nur mal bei Google. Selbst auf dieser Webpräsenz gab es schon eine ganze Reihe davon.
Hey Joe, machste jetzt den Erich?Sein Ansehen ist auf einem Tiefpunkt angelangt. Selbst mein eher konservativ tickender Arbeitskollege tippt sich nur noch an die Stirn, wenn man ihn fragt: »Hast du gehört, was der Kerl aus Bellevue schon wieder gesagt hat?« Er hat ihn am Anfang mal ganz gut gefunden. Aber jetzt sülze er nur noch Unsinn. Unverständliches. Und dann dauernd sein pastoraler Militarismus. Er erinnere ihn an Lübke. Der sei auch so ein lächerlicher Hanswurst gewesen. Selbst seine Widerstandsgeschichte hält er mittlerweile für Legende. So einer habe immer nur den bequemen Weg genommen.

Angeblich will die Staatsanwaltschaft prüfen, ob sie Todenhöfer wegen Verunglimpfung drankriegen kann. Der Staatsratsvorsitzende mobilisiert Kriegsbereitschaft, aber ermittelt soll gegen die werden, die den Staatsratsvorsitzenden nicht mit falscher Zimperlichkeit anpacken. Habe ich
»Staatsratsvorsitzender« gesagt? Ein Versprecher, der nicht von ungefähr kommt.
Denn es ist schon ein Treppenwitz der Geschichte, dass dieser selbsternannte Gegenspieler Honeckers jetzt genauso lächerlich auf die Leute wirkt, wie einst der greise Erich. Über den gab es zwar weniger Fotomontagen. Dafür allerdings mehr Witze. Man wusste, dass er nicht ganz helle war in seinem blauen Konfirmantenanzug, irgendwo in einer eigenen Welt stammelte. Er war für die Bürger eine fleischgewordene Witzfigur. Und wenn wir jetzt ins Netz schauen, dann muss man annehmen, dass Gauck nicht viel anders wahrgenommen wird. Nur heute erzählt man sich keine Witze mehr; heute bastelt man sich was im Photoshop oder mit Gimp und postet es bei Facebook. Früher hat man gelacht, heute klickt und liket man.
Dabei ist Gauck gar nicht lächerlich. Seine Existenz im Amt ist eher tragisch. Und gefährlich. Aber solche senilen Gestalten der Geschichte zu Bajazzos zu erklären ist die volkstümliche Art damit umzugehen. Er hat es geschafft, dass man nur noch die Augen verdreht, wenn er schwadroniert. »Gott, der Alte schon wieder mit seinem Quark, hält er denn nie Mittagsschlaf?« Gauck ist dieser Figur, die er als personelles Sinnbild für jenen Staat, den er nicht mochte, ansieht, auf diese Weise durchaus ähnlich geworden.
Hey, Joe, machste jetzt einen auf Erich? Ja? Dann tritt zurück. Vorwärts nimmer, Abmarsch immer.
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