Heute nicht

(Wie alles begann: *KLICK*; alle Knie-Teile (haha) in der frisch angelegten und längst überfälligen Kategorie “Das Knie-Epos“)

Aufstehen nach einer unschönen Nacht, das Knie hat mich nicht schlafen lassen. Stundenlanges Hin- und Herwälzen, Umpositionieren, Kissen drunterschieben, wieder hervorziehen, Seitenlage, Schmerz.

Übermüdet stehe ich auf und verziehe das Gesicht. Der Schmerz hat sich gestern Nachmittag angeschlichen, nachdem ich es gewagt habe, die Einkäufe selbst ins Haus zu tragen. Getränkekisten lasse ich ja schon stehen, Taschen trage ich immer wohlverteilt auf beiden Seiten oder aber über Schulter und Rücken. War wohl zu viel mal wieder, dabei können das nichtmal 10kg gewesen sein und der Weg ist nicht lang. Hat aber gereicht.
Den Rest des Tages habe ich auf dem Sofa verbracht und als ich nicht wie sonst eines der Kinder ins Bett fliegen konnte, gab es Tränen.

Jetzt also aufstehen. Und schon wissen, dass der Tag scheiße wird.
Weil es weh tut.
Weh weh weh weh weh.
Dabei ist der Schmerz nicht einmal besonders groß heute, das ist er selten. Nein, er ist im Grunde nicht so schlimm, da habe ich nun wirklich schon Schlimmeres durchgemacht, im Grunde genommen ist er nichts gegen heftige Kopf- oder Regelschmerzen.
Aber er ist da.
Dumpf.
Und beständig.
Zermürbend.

Ich stehe auf und versorge die Kinder. Als ich Kleinstes zum Auto tragen muss, schießen mir Tränen in die Augen, jetzt tut es RICHTIG weh!

Wieder daheim parke ich Größtes vor`m Fernseher. Fege. Bitte Größtes, den Dreckhaufen mit dem Kehrblech aufzufegen, das ist heute absolut nicht drin.
Übungen soll ich machen, bitteschön: Ich ziehe mich um und steige auf den Crosstrainer.
Und es tut weh weh weh.
Ich möchte mein Knie nicht überlasten – das kann sehr unschön enden! – aber, äh, wie soll ich sonst überhaupt Sport machen?
Also quäle ich mich, heute etwas langsamer als sonst.

Ich erinnere mich an damals, als ich zur Physio bin. Nichts hat mir so sehr geholfen wie das! Aber mittlerweile ist die Wirkung verflogen.
Schwimmen gehen hilft, sehr sogar. 30min schaffe ich – eine Steigerung ist nicht erkennbar – bis ich merke, wie das Knie “aufgibt”. Den Rest des Tages ist es dann heiß, geschwollen und tut weh, aber danach habe ich tatsächlich 2-3 schmerzfreie Tage.
Juchu.
Dummer Weise kommen mir dauernd Erkältungskrankheiten dazwischen, von den Kindern (Krankheit oder Aktivität) mal ganz zu schweigen.
Crosstrainer: Der steht hier zu Hause, da gehe ich jeden zweiten Tag drauf.
Eine Steigerung erkenne ich, aber nicht in Sachen Knie. Meine Kondition wird besser, ja, ich bin weniger aus der Puste und habe danach seltener Krämpfe in den Füßen. Komme besser rein und so. Aber dennoch: Nach allerallerspätestens 35 Minuten ist Schluß, da knickt mir das Knie weg, da geht nichts mehr.
Keine Verbesserung.
Ich laufe weiter und fange an zu weinen.

Genau das ist es, was mich so fertig macht: Keine einzige verdammte Verbesserung. Nichts, gar nichts.
Und da der Mist ja auch nie verheilen wird, tja … wird das jetzt immer so weitergehen? Bis ans Ende meines Lebens? Und was, wenn ich mal dauerhaft nicht in der Lage sein werde, Sport zu machen? Ich bin noch jung: Was wird sein, wenn ich 50, 55, 60 bin? Wenn anderer “Verschleiß” hinzukommt, andere gesundheitliche Probleme?
20min, schlappe 2,5km später gebe ich auf. Geht heute nicht, mehr ist einfach nicht drin.

Ich setze mich hin, denke nach. Das Krankenhausarschloch hat mich abgefertigt. Der Chirurg meinte, ich bräuchte eine Physiotherapie. Die mir der erste Orthopäde verweigert hat.
Ich schalte den Computer ein und tue das, was man eigentlich nicht tun sollte: Ich guggele meine Verletzung. Und komme aus dem Staunen nicht mehr raus: Was es da alles gibt!
Sätze, die mir wie ein Messer ins Herz stechen.
Da ist davon die Rede, dass einem nach einem Kreuzbandriss durch Absaugen der Flüssigkeit im Knie Linderung verschafft werden kann.
Da heißt es weiter, dass sich, sollte eine Plastik nicht in Betracht kommen, ein Team aus Ärzten und anderen Spezialisten mit einem zusammensetzt und die nun folgende intensive Therapie mit einem bespricht.
Da ist von so vielen Dingen die Rede und ich weiß nicht, in welcher Welt ich grade bin, aber gehört habe ich von all dem noch nie.

Ich wurde abgefertigt, fortgeschickt, weggewedelt wie eine lästige Fliege. Unvergessen das Arschloch im KKH, das meinte, ich sei selbst Schuld. Unvergessen der Orthopäde, der meinte, ich bräuchte ja wohl keine Physio, “Wofür auch?”
Unvergessen das Hin- und Hergerenne und Gebettele, um wenigstens 6 mal Physio zu bekommen.

Wer ist zuständig?

Der KKH-Arsch nicht, denn das ist ja meine eigene Schuld.
Der Chirurg auch nicht, denn der darf mir keine Physio aufschreiben.
Der Orthopäde auch nicht, denn der fand die Übungen, die mir der Chirurg gezeigt hat, scheiße und meinte, ich bräuchte keine oder solle ins Fitnessstudio gehen.
Das Fitnessstudio auch nicht, denn dafür fehlen mir Zeit und Geld.
Mein Hausarzt auch irgendwie nicht, weil dessen Budget ja auch keine Physio hergab, auch wenn er zugab, dass das wohl nicht schlecht wäre.
Der Orthopäde, der mir die Physio verschrieben hat – immerhin 6 mal! – auch nicht, denn das war eine einmalige Sache, und ganz koscher war die auch nicht.

Wer hilft mir?

Niemand.
Ich tue, was ich kann, aber es wird nicht besser. Stattdessen Einschränkungen und Schmerzen. Immer und ständig. Keine Verbesserung.
Und ich fühle mich einfach nur allein. Denn es ist keiner da, der sich für meine Gesundheit, für mich zuständig fühlt. Der mit mir die Möglichkeiten durchgeht, die Dinge bespricht.
Der nicht schon, wenn ich reinkomme, auf die Uhr schaut.
Und mich nach 5 Minuten wieder hinauskomplimentiert.
Der mich nicht einfach weiter zhum nächsten schickt.

Die Einzigen, die wirklich nett zu mir waren, waren die Physio-Engel. Allerdings sind wir nicht so weit gekommen, dass die mir hätten Übungen zeigen oder auch mit mir machen können; die waren nämlich in den lausigen 6 Sitzungen (a 20 Minuten) vollauf damit beschäftigt, meine durch die lange Nichtbehandlung völlig verklebten Muskeln und Sehnen zu massieren. Und selbst eine Physio bezahlen? Können wir uns im Traum nicht leisten.

So sitze ich da und weiß nichts mehr und fühle mich schlecht und hoffnungslos. Mein Knie tut weh und ich versuche mir einzureden, dass es ja nur ein Knie ist. Aber heute klappt das nicht, zu viel hat sich in letzter Zeit angestaut. All das nicht-weinen vor den Kindern, all das tapfersein, damit Herr L. nicht traurig ist.

Größtes drückt mich ganz ganz fest.

Ich hole die Kinder, wärme Dosenessen auf, das war`s.
Heute funktioniere ich nicht.

Als Herr L. nach Hause kommt, sieht er sofort meine verheulten Augen und mein blasses, spitzes Gesicht. Ohne ein Wort verfrachtet er mich ins Bett, deckt mich zu, bringt mir einen Tee. Macht mir einen Märchenfilm dran und küsst meine Stirn. Ich weine noch ein bisschen an seiner Schulter, dann schlafe ich ein.
Schlafe den tiefen, traumlosen Schlaf der völligen Erschöpfung.

Als ich heute Morgen aufstehe, geht es mir besser. Mein Knie tut nicht weh und ich habe neue Kraft getankt. Fasse neuen Mut, habe wieder leise Hoffnung.
Ich schätze, das wird wieder für die nächsten 3 Wochen reichen.


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