Heute: Die an Deutschlands Zukunft bastelnde, die sondierende Kanzlerin

Auf den ersten Blick

Quelle: Spiegel Online

Die strahlende Option an den Wahlurnen ist dieser Tage als emsige und nachdenkliche Frau zu sehen. Die Stilistik solcher Bilder sagt aus, dass es nicht um wenig geht. Immerhin um Deutschland. Um die Zukunft dieses Landes viel mehr sogar. Es scheint eine bedrückende Verantwortung zu sein, die die Fotojournalisten hier einfangen. Sondierung muss ein schwerwiegendes Unterfangen sein. Sie grübelt stets, sie telefoniert und schreitet kraftvoll, ja schier pathetisch voran. Rumsitzen und quatschen, dumm rumstehen ist da nicht.

Auf den ersten Blick

Quelle: Bild.de

Jeder Schnappschuss zeigt sie ununterbrochen an der Zukunft feilend, für das Land telefonierend, sich abhetzend. Dass es auch um ihren eigenen Machterhalt geht, klammert derlei bildhafte Unterlegung der Sondierungsphase völlig aus. Es sind Fotos der Selbstlosigkeit, der erschöpften Überarbeitung und der Verantwortung, die den Kurs der Kanzlerin stützen. Wir erleben auf Fotos gebannte Momentaufnahmen der Patrona Germaniae, einer engagierten und besorgten Gestalt, die das Allgemeinwohl im Blick hat, die fürsorglich von Termin zu Termin hastet. Die Fotos der Sondierungsphase sind nicht beschaulich, bilden nicht ruhige Diskussionsphasen ab, nicht das vertraute Gespräch, sondern sind einer engagiert wirkenden Politikerkaste verschrieben, die zwischen Aktionismus und Passion taumelt.

Auf den ersten Blick

Quelle: FAZ

Natürlich darf das Pathos dieser Helden der Arbeit nicht zu kurz kommen. Wie die Weltenretter im Blockbuster Armageddon, ziehen sie auf breiter Front ins Scharmützel. Im Zentrum die Richtlinienkompetenz, die unermüdlich sondiert und ausspäht, mit wem das Allgemeinwohl am sichersten vorangetrieben werden könnte. Sondierung ist für den Fotojournalismus ganz offensichtlich eine Gratwanderung zwischen Maloche und Pathos, zwischen Schuften und Kür. Beides verbindet sich zu einer journalistischen Gesamtästhetik, zu einer Bildsprache der Agilität. Der voller Enthusiasmus und in Ekstase wallende Politikertyp, den es nicht um die üblichen Kleinkariertheiten geht, nicht um eigene Vorteile und Klüngelei, sondern um das Großeganze. Dass die Sondierung zwischen politischen Parteien einfach nur das dreckige Geschäft des Verrats an den eigenen Versprechungen und Idealen ist, dass es dort ganz profan wie auf einem Basar zugeht, klammern solche bildlichen Mittel aus. Sie adeln etwas, was an sich schmutzig ist.
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