Herzrasen - Radiobeitrag von Oliver Cech

Herzrasen - Radiobeitrag von Oliver Cech

18.12.2009Kultur erstellt von Oliver Cech, WDR 5

Daf, die mystische Trommel der Sufis

Herzrasen - Radiobeitrag von Oliver Cech

Musik spielt in vielen Religionen eine besondere Rolle: als Ausdruck der Gottes­erfahrung; als Ausdruck der Sehnsucht nach dieser Erfahrung... oder auch als ein Mittel, diese Erfahrung herbeizuführen! Diesen Weg gehen die Sufis, die Mystiker des Islam. Durch moderne Sufi-Meister kommt ihre Lehre allmählich auch im Westen an. Einer von ihnen ist Seyed Azmayesh [ßayed Aßmayesch]. In Frankreich, den Niederlanden und neuerdings in Deutschland hat Azmayesch eine wachsende Schar von Schülerinnen und Schülern verschiedener Konfessionen. Sie lernen bei ihm das Spiel auf der Daf, der mystischen Trommel der Sufis. Und sie geben selbst Daf-Kurse: wie Annemarie van der Berken, eine Holländerin mit klassische Ausbildung, als Querflötistin. 

Oliver Cech hat einen ihrer Kurse besucht.

 

Ton 1, 186 / 0.35:

(Berken :) Jetzt stützen wir die Daf mit unserem Zeigefinger... und dann ist das die Bewegung. Aus diesem Gelenk... (Trommeln setzt ein) Ja, das ist gut! .... schön...

 

Wie ein Ball soll die Hand federn auf das Fell der Trommel, dann beginnt die Daf zu singen – erklärt Annemarie van der Berken. Es ist eine kleine Gruppe, die hier zusammenkommt, um die Daf kennenzulernen. Muss man nicht Moslem sein, um dieses Instrument zu spielen... oder besser noch: Mystiker?

Muss man nicht. Das ist das erste, was wir heute lernen. Zunächst mal, meint die holländerische Lehrerin mit einem Lächeln, braucht ihr einfach ein entspanntes Handgelenk... und dann fangen wir an, einem Rhythmus zu lauschen, der uns unser ganzes Leben lang begleitet. Wir bemerken ihn aber fast nie: den Schlag unseres eigenen Herzens.

 

Ton 2: 189 / 0.30ff: Hu-Haq. Dam, Dam...

 

Mit der Daf bespielt man sein Herz. Mit jedem Schlag der Trommel steigt man vom Kopf eine Leitersprosse hinunter zum Herzen – dem eigentlichen Zentrum unseres Daseins, so Seyed Azmayesch, SufiMeister und der Daf-Lehrer von Annemarie van der Bercken. Man versenkt sich beim Schlag der Trommel in sein eigenes Herz – und das ist hier keineswegs bildlich gemeint.  

 

Ton 3, 194 / 3.50, Bercken: 

In dieser Richtung, im Sufitum, wenn man über das Herz spricht, hat es nichts mit Romantik zu tun, mit Emotionen, mit dem Herzcharka. Man meint das physische Herz. [...] Wie der restliche Körper besteht das Herz zu 70 Prozent aus Wasser. Und es nimmt sehr leicht Vibrationen auf. Im Sufitum sagt man: der Keim unserer anderen, nicht-physischen Realität liegt in unserem physischen Herzen.

Das lebendige Herz kann eine Brücke bilden, weil es beides ist: Fleisch und Blut, also: stofflich; und Herzschlag: also nicht-stofflich, reine Vibration. Im Rhythmus des Herzens ist das Nichtphysische spürbar, als ein Grundpuls. Wenn man anfängt, diesen Grundpuls wahrzunehmen, ihn aufzunehmen im Spiel der Daf, dann kann man das Tor zur nichtphysischen Realität immer weiter aufstoßen. Etwas wird dann sichtbar, oder besser: hörbar in den Vibrationen der Daf ... bestätigt auch Dorothea aus Bonn. Sie hat an diesem Tag zum ersten Mal eine Daf in der Hand. 

Ton 4, 192 / 11.20, Dorothea:

Erstmal fällt mir natürlich auf, dass mein Herz so gehüpft hat. Sofort. Und bei jeder Rhythmusänderung immer neu, und anders. Es ist so, als ob das Herz ganz aufgeregt ist, als wenn es etwas ahnen würde, was es noch entdecken könnte, was es aber noch nicht weiß. 

Ton 5, 190 / mit Gesang und Daf: Noza, noza, 1.10–1.30 frei, dann unter Text.

Ton 6, Berken 192 / 7.15:

Sufitum und Musik und Rhythmen, das ist schon ein paar tausend Jahre lebendig. Das wurde immer durchgegeben vom Meister zum Disciple, aber nie aufgeschrieben. Die Information ging von Herz zu Herz, von Mund auf Mund. Und dann gab es im 13. Jh einen Sufimeister Abdol Maragie, der war Musiker und Wissenschaftler, und der hat die Leute beobachtet, wie die Rhythmen auf sie wirken, und er hat einen Methode darüber geschrieben. Und er hat 720 Rhythmen herauskristallisiert.

Aus diesen 720 Rhythmen sucht ein Sufi-Meister diejenigen aus, die für seinen persönlichen Schüler geeignet sind. Aber bereits die aller ­einfach­sten Rhythmen, die wir an diesem Tag kennenlernen: bereits diese aller einfachsten Rhythmen, sagt Annemarie van der Bercken, enthalten für manchen den Schlüssel zur innersten Herzkammer... Der Geist wird dann ganz klar und durchsichtig. Und das Herz, das sich auf dem Grund der Realität selbst begegnet – steigert sich in namenlose Freude... (4.00)

Ton 7, 191/ 0.0-0.34: Trommeln, steigert sich bis zur Raserei 
Radiobeitrag vom 6.12.2009 hören.

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