"Hero" | "Hero and the Terror" [USA 1988]


Wer den allseits bereiten Brandlöscher Chuck Norris unbedingt als ohnmächtig werdenden Geburtshelfer sehen möchte, dem sei "Hero" wärmstens empfohlen. In "Hero" zeigt das Gespött abgeschmackter Schulpausenscherze seine sensible, seine verwundbare Seite. Er steht kurz vor der Heirat, wird obendrein Vater, muss nebenberuflich allerdings einen aus der Nervenheilanstalt ausgebrochenen irren Schlächter dingfest machen, jenen nämlich, den er vor ein paar Jahren blutüberströmt eingebuchtet hatte. Was so davor und danach Salto schlägt, entspricht eingebürgerten Regeln der Cannon-Produktionsschmiede eines unprätentiösen Genrefilms Abteilung B zwischen braver Serienkillerjagd und eiserner Haudraufprügelei, mitnichten geistreich, aber das ist Chuck Norris. Das heißt auch, dass Logik von vornherein ausschließbar zu sein hat. Gedankliche Zweifel, Gitterstäbe mit Hilfe von Leim und Zahnseide (!) aufzubrechen, sollten genauso schnell in den Weiten der Hirnwindungen verdampfen wie der rätselhafte Zugang des Frauenmörders zu seinem eingemauerten Versteck. Ungeachtet, dass sich Regisseur William Tannen alle erdenkliche Mühe gibt, aus anschwellenden Musikarien Unbehagen und Feindseligkeit zu illustrieren, tappst der Film häufig zu unbeholfen in allerlei Fettnäpfchen, wenn irgendeine Figur auditiv-polternd ins Bild huscht (und die Opfer dort ihren Genickbruch erleiden, wo es der Zuschauer zu ahnen glaubt). Ein weiteres Defizit schlägt sich darin nieder, dass die Liebesgeschichte unseres mimisch beschränkten Titelhelden Danny O'Brian (Norris) gewichtigen Raum im Drehbuch erhält, dass sie sich, mehr noch, im Verhältnis zu seiner forensischen Recherche wiederum unverhältnismäßig bläht und dem Film mitunter Fahrt raubt anstatt zu beschleunigen. Das ist insofern symptomatisch: Die Detektivarbeit ist schnell abgehakt, Norris braucht lediglich einen Grundriss des Theatergebäudes, um das Schlupfloch des Eindringlings nach ein bisschen theatralischer Kopfüberlegung rot markieren zu können. Auch der Gejagte selbst (physisch eindrucksvoll: Jack O'Halloran) verirrt sich in seiner ihm auferlegten Drehbuchlethargie zusehends, die keinerlei Motivation erkennen lässt, außer eben tierähnlich irre zu sein. Wofür sich "Hero" dennoch als kurzweilige Hirnausfantasie ausgesprochen gut empfiehlt, kristallisiert sich aus einzelnen Gelegenheiten heraus. Norris' ungewollt staubtrockener Humor in den wenigen Dialogzeilen, die er nuscheln muss, ist überaus anbetungswürdig (auf einer Pressekonferenz ringt er sich ein müdes "Nein." und ein ebenso müdes "Ja." ab). Zwei Wörter, zwei Sätze, spätestens ab da müsste man auf den Gedanken stoßen, dass er besser mit seinen Fäusten verbal tätig sein sollte. Darüber hinaus geht Tannen atmosphärisch ans Werk, präsentiert angesichts eines klaustrophobischen, muffigen, gleichfalls schlecht ausgeleuchteten Theaterkomplexes gespenstische Spinnwebenstimmung, durch die Chuck Norris gefälligst zu kriechen hat. Die Actionsequenzen sind beileibe nicht derart zahlreich, als wie man sich das vorgestellt hätte, wenn der große Meister martialisch auf dem Cover vorgestellt wird, erfüllen ihren Zweck jedoch souverän ohne übermäßigen Schusswaffengebrauch. Im Showdown speziell geht's besonders körperbetont zur Sache. "Hero" erkundet außerdem handwerkliche Akkuratesse, ungewöhnlich für 'ne ausgestellte B-Pose. Es ist bezeichnend und sehr, sehr ungewöhnlich, aber nicht störend, dass ein Alptraum dann weitergeträumt wird, wenn der Träumer hektisch aufzuwachen droht – eine makabre Anfangsszene von irritierender Abscheu. Memorabel: Etwa mittig vermengt Tannen zudem zwei Handlungsstränge zum schweißnass-durchatmenden Geburts- und Sterbeprozess zweier Figuren in gesundheitlicher Gefahr.
5/10

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