Hercules & Love Affair “Blue Songs”

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Hercules & Love Affair “Blue Songs” (Moshi Moshi)
Sicher kann es nicht schaden, wenn man sich im Zusammenhang mit der neuen Platte von Hercules & Love Affair ein wenig mit Schlagworten wie Queer-Pop, Gender, Vogueing oder Sylvester James auseinandersetzt – vermag man das alles aber nicht in einen wirklich erschöpfenden und stichhaltigen Zusammenhang bringen, überläßt man es besser dem Feuilleton und beschränkt sich auf das Naheliegendere, die Musik.
Vor zwei Jahren hat das New Yorker Danceprojekt es ja bekanntlich fertiggebracht, all jenen, die bisher bei der Wahl zwischen einer Platte von Antony & The Johnsons und einem anständigen Tinitus letzteren vorzogen, diesen Antony Hegarty mit solch prächtigen Songs wie „Blind“ und „Raise Me Up“ von einer bekömmlicheren Seite zu zeigen. Seine Stimme, zusammen mit der schweißtreibenden Mischung aus Deep House, Italodisco und schmissigem Funk war zu dieser Zeit zweifellos die Meßlatte für jeden, der auch ein Stück vom Clubkuchen abhaben wollte.
Das Personal wurde für „Blue Songs“ bis auf Gründervater Andrew Butler und Kim Ann Foxmann komplett ausgetauscht, am Sound hat sich dagegen im Vergleich zum Erstling nichts Wesentliches geändert. Der Start mit dem samtweichen „Painted Eyes“ gelingt grandios und die Parallelen zu besagtem Crowdpleaser „Blind“ sind hier besonders auffällig – die einschmeichelnden Streicher und milden Beats hätte auch einem Jimmy Somerville gut zu Gesicht gestanden. „My House“ übernimmt dann den Kontrapunkt, Shaun Wright gastiert hier zu staubtrockenem House inklusive synkopierten Sythieloops und lustigem Scatgesang. Das anschließende „Answers Come In Dreams“ wiederum erinnert mit der fast maskulinen Stimme von Aerea Negrot an die Großtaten der 80er-Ikone Grace Jones.
Ähnlich wie auf dem Vorgänger finden Hercules & Love Affair immer wieder einen neuen Dreh, variieren Stil und Tempo und halten die Spannung so über die komplette Distanz – ein zartes und vollkommen entschleunigtes „Boy Blue“, der Titelsong pluckert fast schon unverschämt entspannt dahin, „Falling“ und „I Can’t Wait“ lassen die Glitzerkugel wieder kräftig rotieren und Frankie Knuckles reibt sich schon die Hände. Dass Kele Okereke sich bei dieser Truppe wohlfühlen muss, weiss man nicht erst, seit er mit seinem Solo „The Boxer“ dem klassischen Indierock lebewohl sagte – „Step Up“ hätte da ohne weiteres auch hineingepasst.
Und weil man schwerlich jemandem zweimal hintereinander zum ersten Mal begegnen kann, ist dieses Album vielleicht nicht so überraschend wie das Debüt, aber noch immer verdammt guter Stoff – zum Schluß bringen’s die fünf denkbar einfach selbst auf den Punkt: „And it’s gonna be alright, cause the music plays on and on and on …“


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