Gestyltes Nichts

Gestyltes Nichts: TRON Legacy
Jemand hat gesagt: “Wer den ersten Teil geliebt hat und den zweiten sieht, wird am Ende beide hassen.” Ganz so drastisch sollte man es vielleicht nicht formulieren, aber leider kommt der Satz der Wahrheit ziemlich nahe. Gut, auch der erste Film aus dem Jahre 1982 war kein tiefschürfendes Werk, das mit schauspielerischen Höchstleistungen zu glänzen vermochte. Das musste der Film auch nicht, denn da war ja diese kleine, charmante Idee, den Menschen als User zu dematerialisieren und ihn in die CPU zum Wettstreit mit seinen Programmen zu schicken.
Dieser feinen Idee kann die Fortsetzung “TRON Legacy”, seit gestern in den deutschen Kinos, rein überhaupt nichts hinzufügen, sie lebt über die komplette Länge von den Einfällen des ersten Teils. Schlimmer noch, in der arg menschelnden Anfangssequenz wird der Erstling aus längst vergangenen Tagen unfreiwillig zum Kinderzimmerspektakel mit Poster und Spielzeuggedöns umgedichtet, viel deutlicher kann man dem Zuschauer eigentlich nicht mehr zu verstehen gaben: Platz da! Das früher war die Beta-Version, Kinderkram, was jetzt kommt, ist High End!
Und es kommt gewaltig. Die Musik von Daft Punk, die in der Tat beeindruckenden, dreidimensionalen Effekte: Der Einstieg in die Cyberwelt überrollt einen mit gigantischem Getöse und weiß um seine überwältigende Wucht. Wenn die allerdings erst einmal verraucht ist, man sich also an das ganze Ballyhoo gewöhnt hat, bleibt nicht mehr viel übrig. Mehr als dünne Dialoge, Clu als steife Botoxmutation des jungen Jeff Bridges, die Behausung des alten hingegen mutet wie die Dauerschleife eines O2-Werbefilmchens an, das reichlich übertriebene Ankleidezeremoniell des jungen Flynn wiederum erinnert verdächtig an Matthew Barneys Hostessenklamauk aus “Cremaster 1”. Dazu ein albern affektierter Michael Sheen (Zuse, was für ein Kracher) und ein gesichtsloser Tron, der irgendwas ganz Schlimmes mit den Bronchíen hat. Okay, der Spielraster mit den vertrackten Ebenen ist toll, aber warum bitte kommt jeder Filmschurke auf die vermeintlich geniale Idee, dass sein Kampf nur mit der Aufstellung einer riesenhaften Armee zu gewinnen sei (Herr der Ringe, Star Wars, gähn!)? Clus Wahnvisionen bleiben zudem seltsam schwammig, warum er so lange darauf gewartet hat, Flynns Sohn auf dem Raster zu schlagen, weiß auch kein Mensch.
Jede Menge Ungereimtheiten und Ärgernisse und nach zwei Stunden hebt man sich mit weichem Hirn und strapazierten Trommelfellen aus dem Sessel und will mit TRONs Vermächtnis erst einmal nix mehr zu tun haben. Später, wenn die Taubheit nachgelassen hat und die Enttäuschung vergessen ist, greift man vielleicht wieder einmal zum Original aus Kindertagen. Später.


http://disney.go.com/tron/


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