Otto Kullberg (Henry Hübchen) ist ein abgehalfterter, alkoholabhängiger, aber bei Publikum und Regie beliebter Schauspieler. Wie wäre es sonst zu erklären, dass er trotz Problemen mit Schnaps und Wein seine Hauptrolle im Film Tango für Drei behalten darf? Da sein Einsatz dennoch als gefährdet gilt, engagieren die Produzenten einen zweiten Darsteller: Von der Theaterbühne weg holt Regisseur Martin Telleck (gespielt von Sylvester Groth) den jüngeren Arno Runge (Markus Hering). Ab nun werden alle Szenen des Films über eine Dreiecksbeziehung doppelt gedreht – zuerst mit Kullberg, dann mit Runge.
Den Unterschied zwischen den beiden Protagonisten des Films machen unter anderem die Bauchmuskeln. So sind im eitlen Gewerbe Karriere-Eifersucht und Jugend-Neid vorprogrammiert. Dazu kommen Liebesverstrickungen zwischen den Akteuren hinter den Kulissen. Bettina Moll (Corinna Harfouch), weibliche Hauptdarstellerin von Tango für Drei und Frau des Regisseurs, war die Geliebte von Kullberg. Doch auch Runge wirft im Laufe des Filmdrehs ein Auge auf die alternde Interessante. Die schöne Junge, Heike Marten, wird indes von Regisseur und Assistent begehrt.
Klischees, die der Realität entsprechen
Andreas Dresen entzaubert mit Whisky mit Wodka eine Welt, die sich längst schon selbst entzaubert hat. Der vor zehn Uhr morgens besoffene, schauspielernde Trunkenbold ist ein Klischee, das der Realität entspringt. Denn das grandios-detailgetreu durchdachte Drehbuch von Wolfgang Kohlhaase basiert auf tatsächlichen Ereignissen. Bei den Dreharbeiten zum Defa-Film Schlösser und Katen holte sich das Team wirklich einen zweiten Hauptdarsteller ans Set.
Whisky mit Wodka ist ein langsamer Film, der durch die Figur Otto Kullberg lebt, die Hübchen mit Melancholie und gleichzeitiger Leichtigkeit versieht. Er spielt einen Mann, der seine besten Jahre hinter sich, keine Familie, außer der wechselnden am Filmset hat, und nun selbst auswechselbar scheint. Geradezu farblos nichtssagend wirkt Corinna Harfouch gegen das exzentrische Spiel Hübchens.
«Er war Biertrinker, kein Teetrinker»
Dialoglastig ist ein Dresen-Film meist. Dieser hier aber ist trotz bedeutungsschwangerer Sätze auch noch witzig und zwar meist in den traurigen Momenten. Wenn Kullberg seinen Vater im Krankenhaus besucht und ihm Bier aus der Schnabeltasse serviert, obwohl er weiß, dass es dessen Todesurteil ist. «Er war Biertrinker, kein Teetrinker», so Kullbergs Kommentar.
Für das Zusammenspinnen der verschiedenen Handlungsfäden seiner melancholischen Komödie hat Andreas Dresen den Regiepreis des 44. Internationalen Filmfestivals im tschechischen Karlsbad bekommen. Dem jüngeren Schauspieler Arno Runge bringt Otto Kullberg zwar bei: «Niemals zwischen 20 Wodka einen Whisky trinken.» Durch die überragende Regie, das ausgeklügelte Drehbuch und den ausdrucksstarken Hauptdarsteller kann man für einmal Whisky mit Wodka jedoch eine Ausnahme machen.
Titel: Whisky mit Wodka
Regie: Andreas Dresen
Darsteller: Henry Hübchen, Corinna Harfouch, Sylvester Groth, Markus Hering
Länge: 104 Minuten
Sendetermin: Donnerstag, 15. Dezember 2011, 20.15 Uhr, Arte
Quelle:
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«Whisky mit Wodka» – Henry Hübchen ist austauschbar