Tom Cruise als Spider Man im Kalten Krieg

Jeder Handgriff sitzt, die Kleidung auch. Zweifel, Zögern, Straucheln? Das hat hier keinen Platz. Die Agenten der Mission: Impossible-Reihe sind selbstredend immer bestens vorbereitet. Allen voran Tom Cruise in der Rolle des Ethan Hunt.

Im neuen Film Mission: Impossible – Phantom Protokoll allerdings, ist die Spezialeinheit für aussichtslose Fälle plötzlich auf sich gestellt. Keine Unterstützung aus der Zentrale ist mehr zu erwarten, weil Hunt als Bauernopfer für einen Anschlag auf dem Kreml herhalten muss. Der US-Präsident hat das «Phantom Protokoll» aktiviert, das die Existenz der «Impossible Mission Force» verleugnet.

Und genau deshalb ist dieser MI-Film auch so interessant. Wenn alles perfekt durchorganisiert ist und wie am Schnürchen läuft, sieht das vielleicht ganz schick und beeindruckend aus, ist auf Dauer aber langweilig, weil man sich um den Helden keine Sorgen machen muss. Hunt ist jetzt natürlich nicht plötzlich zum Tölpel mutiert, muss sich seine Mission aber hart erarbeiten: Ohne Netzwerk und Unterstützung seiner Regierung ist er allein auf sein Team gestellt – und dann schwächelt auch noch die Technik.

Ein bisschen Bond, ein bisschen Spiderman

Der Hintergrund, vor dem sich das Team durch eine Reihe von Mutproben hangelt, ist dieser: Um ihren Ruf zu retten, müssen Hunt, Jane Carter (Paula Patton), Benji Dunn (Simon Pegg) und Brandt (Jeremy Renner) die Hintermänner des Kreml-Anschlags ausfindig machen, sonst werden sie ihr Leben lang als Terroristen gejagt. Für eine Mission Impossible ist das natürlich zu wenig und deshalb droht ein Psychopath damit, die Welt mit einem atomaren Anschlag zu vernichten.

Da werden klassische Bondthemen eingewoben: Der Kalte Krieg lodert wieder auf. Der Kreml liegt in Schutt und Asche, ein Atomkrieg droht. Gute Zeiten für einen smarten Held im schwarzen Strech-Fummel. Interessant ist, dass die Macher weltpolitische Themen der 1960er Jahre aufgreifen (Kubakrise) und in die Gegenwart verfrachten. Offenbar sind die Macher durch die Historie der Actionfilme geschlendert und haben sich die Rosinen herausgepickt: Ein bisschen Bond, ein bisschen Spider Man, ein bisschen cleverer Knastausbruch.

Und weil das ein klassischer Männerfilm ist, wird das mit hochmodernen technischen Schnickschnack aufgepeppt. Herren mit Hightech-Fimmel dürfte sich hier fühlen wie Knirpse vorm Gabentisch: Scanner-Kontaktlinsen, Klebehandschuhe, eine hyperrealistische Projektionswand, Magnetfeldflüge.

Ärgerlich ist allerdings die aufdringliche Schleichwerbung für eine Luxuskarosse, die so sicher ist, dass Ethan es wagt, sich darin kopfüber aus dem vierten Stockwerk zu stürzen. Dabei wird natürlich das Logo des Herstellers auf der Motorhaube rein zufällig gut sichtbar eingeblendet.

Nervenkrieg im Magnetfeld

Besonders schön hingegen ist, dass sich dieser Film selbst nicht so ernst nimmt. Zur Schlägerei im Knast läuft Dean Martin’s Ain’t that a kick in the head und als Super-Gadget hat ein Tropfender-Wasserhahn-Simulator einen denkwürdigen Auftritt. Auch Cruise gelingt es, seine Rolle als Held immer wieder ironisch zu brechen, mit dem schönen Nebeneffekt, dass er auch als beinahe 50-jähriger Actionheld frisch wirkt. Auch Simon Pegg bringt als IT-Nerd mit stilsicherem Humor Pfiff ins Agententeam.

Die Actionszenen sind handwerklich hervorragend gemacht. Den Machern gelingt es, die Spannung geschickt zu dirigieren, mit Tricks wie Verzögerungen, Stürzen oder schier unerträglicher Stille anzutreiben. Dabei variieren sie das Tempo, wechseln von nervenaufreibenden Verfolgungsjagden zu kniffligen Aufgaben, die selbstverständlich unter höchstem Zeitdruck bewältigt werden müssen.

Da schlüpft Jeremy Renner in ein Kettenhemd, um sich von Simon Pegg mittels Magnetfeld durch die Luft bugsieren zu lassen. Tom Cruise kraxelt mit Klebehandschuhen die Außenwand des 130. Stockwerks eines Wolkenkratzers entlang und Paula Patton macht bei schweißtreibenden Verhandlungen ein äußerst adrettes Pokerface. Gegen Ende wird die Spannung allerdings über einen so langen Zeitraum hoch gehalten, dass sie sich ein klein wenig abnutzt.

Vom General zum Springsteen-Fan

Ziemlich holzschnitthaft ist mal wieder das Russlandbild geraten: pathetische Männerchöre, Soldaten mit Stechschritt, Menschen mit Fellmützen müssen da herhalten. Doch auch die Amerikaner bekommen einen kleinen Klischee-Knuff: Nachdem Ethan als verkniffener General aus dem Kreml entfleucht, verwandelt er sich in einen amerikanischen Touristen in Bruce-Springsteen-Shirt und Lederjacke.

Die folgende computeranimierte Kreml-Explosion wirkt leider etwas unbeholfen, ist aber interessanterweise wie ein russisches 9/11 inszeniert. Und auch der Sandsturm, der das Agententeam in Dubai heimsucht, erinnert an die Aschelawine, die an jenem Tag durch die Straßen New Yorks walzte. Wie gesagt, der Film setzt auf historische Mosaiksteine.

Zugegeben, die Story ist haarsträubend, aber wenn man 133 Minuten Hochspannung produzieren will, braucht es schon einen drohenden Atomkrieg als Anlass, alles andere wäre einfach zu läppisch. Und schließlich will der Zuschauer sich bei Mission: Impossible nicht über weltpolitische Probleme den Kopf zerbrechen, sondern in erster Linie halsbrecherischen Stunts zusehen. Und darauf kann er sich verlassen.

Titel: Mission Impossible – Phantom Protokoll
Regie: Brad Bird
Darsteller: Tom Cruise, Jeremy Renner, Simon Pegg, Paula Patton
Filmlänge: 133 Minuten
FSK: ab 12 Jahren
Verleih: Paramount
Kinostart: 15. Dezember 2011

Quelle:
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«Mission: Impossible» – Tom Cruise als Spider Man im Kalten Krieg

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Tags: ethan hunt, jane carter, Jeremy Renner, mission impossible, Paula Patton, phantom, psychopath, Russland, Simon Pegg, Tom Cruise

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