Hier mal wieder eine Buchrezension von mir. Ich habe mich vor ein paar Wochen bei Vorablesen.de angemeldet und habe jetzt mein erstes Rezensionsexemplar bekommen. Natürlich genau das Buch, das ich eigentlich nicht so gerne wollte, aber was solls. Ich habe es gelesen, es war auch gar nicht so schlecht. Insgesamt finde ich es toll, mein Bücherregal zu füllen und quasi nix dafür zu können...es ist ja Arbeit. Irgendwie...*dideldum*
Hier sehen wir auch schon, wer das Buch ganz aufgeregt ausgepackt hat...
Helga Glaeseners "Die Vergolderin" ist das zweite Buch, das ich von dieser Autorin gelesen habe. Wie auch der Vorgänger ist es gut zu lesen, denn Helga Glaesener hat einen eingängigen, flüssigen Stil, der die Augen nur so über die Seiten flutschen läßt.
Doch zuerst einmal zur Handlung: die junge Elisabeth Weißvogel lebt im Braunschweig, zur Zeit der Renaissance in Deutschland. Sie und ihre zwei jüngeren Geschwister sind als Waisen bei dem Großvater untergekommen, der die Enkel jedoch nur widerwillig aufgenommen hat. Der Vater aht als Goldfälscher Schande über die Familie gebracht und hat nach ihrer Vertreibung aus Osnabrück Selbstmord begangen. Die Mutter stirbt an den Folgen der Armut. Elisabeth versucht nun, ihre Geschwister zu voersorgen, wie sie es ihrer Mutter versprochen hat, doch es gibt ein Problem: als Frau ist es ihr verboten als Vergolderin zu arbeiten - die Gilden nehmen keine Frauen auf. Arbeiten und Verkaufen kann sie nur heimlich mit Hilfe ihres Liebsten. Bei einem dieser Treffen passiert es: Elisabeth wird Zeugin eines hinterhältigen Überfalls. Ein Blinder rettet sie vor der Entdeckung durch die Bösewichter.
Im weiteren Verlauf geht es zum einen um eben diesen Blinden, Martin Clavius, der in seine Heimatstadt zurückgekehrt ist, um sein verlorenes Gedächtnis zu finden. Wieso ist er als Jugendlicher aus der Stadt geflohen, woher kommen die schlimmen Narben in seinem Gesicht und seine Blindheit? In der Stadt trifft er auf seinen Bruder, angehender Gildemeister und Goldschmied, der zu verhindern versucht, daß Martin die Wahrheit über den "Unfall" herausfindet. Elisabeth widerum wird in die Intrigen, die Gregor Rudel, Martins Bruder, anzettelt, hineingezogen. Nach vielen Irrungen und Wirrungen, Intrigen, Morden, politischen Ränkespielen finden...ach nein, das verrate ich besser hier noch nicht.
Glaeseners große Stärke ist ihre Erzählkunst. Man wird förmlich in das Buch hineingesogen, man liest in einem Rutsch flüssig durch. Es ist eine spannende Geschichte, die mit ihren vielen Wendungen und ihrer verschachtelten Handlung verhindert, daß es dem Leser langweilig wird.
Und genau in diesen Wendungen und Verschachtelungen liegt auch Glaeseners große Schwäche: dadurch, daß sie versucht, in ihren Erzählungen die eierlegende Wollmilchsau neu zu erfinden - Liebe, Ränke, Mord, Totschlag, Politik, Geschichte, tapfere Weibsbilder und Männer, die noch Männer waren - sprich: alles und noch mehr zwischen zwei Buchdeckeln zu pressen versucht, flacht die Handlung ab, sie verliert Tiefe. Nichts wird richtig durchdacht, alles bleibt an der Oberfläche. Ich war nicht in der Lage, in die Zeit hineinzufinden, es scheint, als hätte Glaesener die Zeit, in der die Geschichte spielt, nur gewählt, um irgendeinen (beliebigen) historischen Hintergrund zu haben. Die politischen Zwistigkeiten zwischen den Städten hätte ausgearbeitet werden können. Die Schwierigkeiten, die Frauen hatten, neben den mächtigen Gilden zu bestehen. Die Kriminalgeschichte. Die tiefen Spannungen zwischen den beiden Schwestern oder den beiden Brüdern. Das Vergolderhandwerk. Aber nichts davon, alles wird angerissen, erzählt, beiseite geworfen.
Gleiches geschieht mit den Charakteren: Sie werden beschrieben, jedoch nicht lebendig. Ich bin nicht in der Lage, mir den Großvater beispielsweise vorzustellen. Oder Martin. Elisabeth selbst erscheint als Stereotype der hübschen Blonden. Ich kann sie mir als Charakter kaum vorstellen, nicht ausmalen, sie wird nicht lebendig. Um so schlimmer dann, daß auch diese oberflächliche Beschreibung der Protagonistin nicht stringent ist: sie wird als starke, harte Frau beschrieben, agiert aber als weichherziges Weibchen. Am Ende steht sie dann doch nicht für sich selbst ein, sondern ist auf die Hilfe eines Mannes angewiesen. Und sie heult. Viel. Die Schwester bleibt ein Abziehbild, Staffage: ich habe gar kein Bild von ihr. Wieder bleibt alles an der Oberfläche. Am stärksten ist der Bösewicht Gregor, der jedoch auch nicht aus dem reinen Klischee ausbrechen kann.
Insgesamt kann ich das Fazit ziehen: Es ist keine große Literatur, kein tiefgängiger Gesellschafts- oder Epochenroman, doch das habe ich auch nicht erwartet. Es war nette Unterhaltung, flüssig zu lesen und genau das Richtige für ein verregnetes Wochenende. Wer Historienromane liebt, wird hier definitiv auf seine Kosten kommen.
Hier sehen wir auch schon, wer das Buch ganz aufgeregt ausgepackt hat...
Helga Glaeseners "Die Vergolderin" ist das zweite Buch, das ich von dieser Autorin gelesen habe. Wie auch der Vorgänger ist es gut zu lesen, denn Helga Glaesener hat einen eingängigen, flüssigen Stil, der die Augen nur so über die Seiten flutschen läßt.
Doch zuerst einmal zur Handlung: die junge Elisabeth Weißvogel lebt im Braunschweig, zur Zeit der Renaissance in Deutschland. Sie und ihre zwei jüngeren Geschwister sind als Waisen bei dem Großvater untergekommen, der die Enkel jedoch nur widerwillig aufgenommen hat. Der Vater aht als Goldfälscher Schande über die Familie gebracht und hat nach ihrer Vertreibung aus Osnabrück Selbstmord begangen. Die Mutter stirbt an den Folgen der Armut. Elisabeth versucht nun, ihre Geschwister zu voersorgen, wie sie es ihrer Mutter versprochen hat, doch es gibt ein Problem: als Frau ist es ihr verboten als Vergolderin zu arbeiten - die Gilden nehmen keine Frauen auf. Arbeiten und Verkaufen kann sie nur heimlich mit Hilfe ihres Liebsten. Bei einem dieser Treffen passiert es: Elisabeth wird Zeugin eines hinterhältigen Überfalls. Ein Blinder rettet sie vor der Entdeckung durch die Bösewichter.
Im weiteren Verlauf geht es zum einen um eben diesen Blinden, Martin Clavius, der in seine Heimatstadt zurückgekehrt ist, um sein verlorenes Gedächtnis zu finden. Wieso ist er als Jugendlicher aus der Stadt geflohen, woher kommen die schlimmen Narben in seinem Gesicht und seine Blindheit? In der Stadt trifft er auf seinen Bruder, angehender Gildemeister und Goldschmied, der zu verhindern versucht, daß Martin die Wahrheit über den "Unfall" herausfindet. Elisabeth widerum wird in die Intrigen, die Gregor Rudel, Martins Bruder, anzettelt, hineingezogen. Nach vielen Irrungen und Wirrungen, Intrigen, Morden, politischen Ränkespielen finden...ach nein, das verrate ich besser hier noch nicht.
Glaeseners große Stärke ist ihre Erzählkunst. Man wird förmlich in das Buch hineingesogen, man liest in einem Rutsch flüssig durch. Es ist eine spannende Geschichte, die mit ihren vielen Wendungen und ihrer verschachtelten Handlung verhindert, daß es dem Leser langweilig wird.
Und genau in diesen Wendungen und Verschachtelungen liegt auch Glaeseners große Schwäche: dadurch, daß sie versucht, in ihren Erzählungen die eierlegende Wollmilchsau neu zu erfinden - Liebe, Ränke, Mord, Totschlag, Politik, Geschichte, tapfere Weibsbilder und Männer, die noch Männer waren - sprich: alles und noch mehr zwischen zwei Buchdeckeln zu pressen versucht, flacht die Handlung ab, sie verliert Tiefe. Nichts wird richtig durchdacht, alles bleibt an der Oberfläche. Ich war nicht in der Lage, in die Zeit hineinzufinden, es scheint, als hätte Glaesener die Zeit, in der die Geschichte spielt, nur gewählt, um irgendeinen (beliebigen) historischen Hintergrund zu haben. Die politischen Zwistigkeiten zwischen den Städten hätte ausgearbeitet werden können. Die Schwierigkeiten, die Frauen hatten, neben den mächtigen Gilden zu bestehen. Die Kriminalgeschichte. Die tiefen Spannungen zwischen den beiden Schwestern oder den beiden Brüdern. Das Vergolderhandwerk. Aber nichts davon, alles wird angerissen, erzählt, beiseite geworfen.
Gleiches geschieht mit den Charakteren: Sie werden beschrieben, jedoch nicht lebendig. Ich bin nicht in der Lage, mir den Großvater beispielsweise vorzustellen. Oder Martin. Elisabeth selbst erscheint als Stereotype der hübschen Blonden. Ich kann sie mir als Charakter kaum vorstellen, nicht ausmalen, sie wird nicht lebendig. Um so schlimmer dann, daß auch diese oberflächliche Beschreibung der Protagonistin nicht stringent ist: sie wird als starke, harte Frau beschrieben, agiert aber als weichherziges Weibchen. Am Ende steht sie dann doch nicht für sich selbst ein, sondern ist auf die Hilfe eines Mannes angewiesen. Und sie heult. Viel. Die Schwester bleibt ein Abziehbild, Staffage: ich habe gar kein Bild von ihr. Wieder bleibt alles an der Oberfläche. Am stärksten ist der Bösewicht Gregor, der jedoch auch nicht aus dem reinen Klischee ausbrechen kann.
Insgesamt kann ich das Fazit ziehen: Es ist keine große Literatur, kein tiefgängiger Gesellschafts- oder Epochenroman, doch das habe ich auch nicht erwartet. Es war nette Unterhaltung, flüssig zu lesen und genau das Richtige für ein verregnetes Wochenende. Wer Historienromane liebt, wird hier definitiv auf seine Kosten kommen.