Der Architekturfotograf Robert Conrad wuchs in der Hansestadt Greifswald auf und dokumentierte in den 1980er Jahren die Veränderungen im Stadtbild. Die historische Altstadt Greifswalds hatte zwar den Zweiten Weltkrieg fast unbeschadet überstanden, jedoch ließ man zu DDR-Zeiten bewusst große Teile der Bausubstanz verfallen, um schließlich nach Flächenabrissen einer Neubebauung mit kostengünstigen Plattenbauten Platz zu machen. Zu sehen sind die Fotografien in einer Ausstellung des Pommerschen Landesmuseums Greifswald, die am 30. September 2012 eröffnet wird.
Ausstellungsbeschreibung
Der Berliner Architekturfotograf Robert Conrad kehrt zu seinen Wurzeln zurück. Nach Arbeiten über die Weiße Moderne in Tel Aviv, Plattenbausiedlungen in Kaliningrad und den Flughafen Berlin Tegel wendet er sich erneut der Stadt Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern zu, in der er in den 1960er bis 80er Jahren aufwuchs.
Greifswald ist als eine der wenigen deutschen Städte bekannt, die den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden hatten. In der DDR verfiel die Jahrhunderte alte Hansestadt jedoch in wenigen Jahrzehnten, ehe dann weite Bereiche der historischen Altstadt Flächenabrissen zum Opfer fielen und durch kostengünstige Plattenbauten ersetzt wurden. Der realsozialistische Stadtumbau Greifswalds war ein Pilotprojekt. Es war geplant, auf Grund der hier gemachten Erfahrungen in der gesamten DDR historische Stadtbilder systematisch zu zerstören. Der durch diese rigide Politik hervorgerufene, langsam wachsende Widerstand der Bevölkerung stellte ein wichtiges Moment der Bü̈rgerproteste von 1989 dar.
Robert Conrad begann damals während der Abrisse in seiner Heimatstadt Greifswald zu fotografieren, um so die verloren gehenden Bauten und Stadträume „zumindest zweidimensional bewahren“. Inzwischen ist genau dieses Bestreben an anderen Plätzen und Orten zu seinem Beruf geworden.
Das Pommersche Landesmuseum zeigt nun auf zwei Etagen eine umfangreiche Auswahl von Conrads frühen Greifswalder Arbeiten. Die Präsentation dieser vor fast 30 Jahren entstandenen Schwarz-Weiß- und Farbaufnahmen bringt den Verlust des Stadtraumes sowie das allgemeine gesellschaftliche Klima jener Jahre in Erinnerung. Zur Architekturfotografie gehört hier der aufmerksame Blick auf die damalige gesellschaftliche Realität. Dieser fällt bei der Dokumentaion der Gebäude und Straßenzüge auch auf das alltägliche Leben der Bewohner, auf die noch verbliebene Idylle im Verfall, leere Fensterhöhlen, verblichene Geschäftswerbung und auf politische Propagandaplakate.
Die Ausstellung wird am 30.09.2012 durch den Greifswalder Oberbürgermeister eröffnet, Schirmherrin ist die Bundeszentrale fü̈r Politische Bildung Bonn.
- Website des Architekturfotografen Robert Conrad
- Portfolio von Robert Conrad bei lumabytes
Wann und wo
Pommersches Landesmuseum
Rakower Straße 9
17498 Greifswald
1. Oktober 2012 bis 31. Januar 2013
geöffnet Dienstag – Sonntag von 10.00 – 18.00 Uhr (ab Nov. – 17.00 Uhr)
Eröffnung am 30. September 2012 um 11:00 Uhr
Begrüßung: Dr. Arthur König, Oberbürgermeister der Hanse- und Universitätsstadt Greifswald
Einführung: Uwe Kiel, Leiter des Stadtarchivs Greifswald. Robert Conrad, Architekturfotograf
Musik: Hendryk Wörlitz
Im Rahmen der Eröffnugsveranstaltung wird der Dokumentarfilm “Greifswald ist alle” von 1986/89 gezeigt.
Regie und Kamera: Robert Conrad