Unverschnittener Hass, für "Zeit"-Abonnenten per Post in den Briefkasten, für Online-Kunden aber auch kostenlos und direkt aus der Feder von Werner A. Perger auf den heimischen Bildschirm: Den Aufstieg der "Tea-Party" in den USA feiert das ehemals linksliberale Zeitungshaus mit einem analytischen Text, wie er im Lehrbuch steht. Perger, von Haus aus Österreicher, rollt das R nicht hörbar, doch sein Ton ist eindeutig: Von einer "Hasskampagne der rabiaten US-Rechtspopulisten", dem " transatlantischen Bündnis der Wutpolitiker", von "geistigem Bürgerkrieg" und "Hass und Eifer, mit dem die radikale Allianz für den Rückschritt" eintrete, ist da die Rede.
Es ist ein Fegefeuerwerk an Beschimpfungen, das Perger fingerfertig in seine Tastatur geklopft hat, um die Menschen aufzuklären über die "toxische Mixtur aus aufrührerischen Sprüchen, Unwahrheit und Verleumdung", mit denen "übelste Einpeitscher" auf "modernstem technischen Niveau" gegen den armen Barack Obama hetzen wie "seinerzeit in Ostberlin der berüchtigte Karl Eduard von Schnitzler in seinem "Schwarzen Kanal" im vormodernen DDR-Staatsfernsehen mit erfundenen Geschichten und verzerrten Fakten gegen die westdeutsche Demokratie".
Sowas wollen wir nicht, solche Leute die "giften und geifern" (Perger) wie "in den frühen 1970er Jahren deutsche Neonazis und alten Unbelehrbare am rechten Rande". Jetzt sind eigentlich alle versammlt, nur den Kindeschänder-Vorwurf, den hebt sich der Mann mit der Edelfeder für die nächste Abrechnung mit diesen Leuten auf, die Obama eine falsche Politik vorwerfen und ihn für den falschen Präsidenten halten.
Perger, der vor zehn Jahren zur Stelle war, um Gerhard Schröders und Tony Blairs "Weg nach vorne für Europas Sozialdemokraten" (Buchtitel) in höchsten Tönen unparteiisch zu besingen, klagt die Tea Party mit sprühendem Schaum vor dem Mund als "einmaliges Bündnis aus vordemokratischen Amateurpolitikern, journalistischen Hasspredigern, pseudochristlichen Fanatikern und sendungsbewussten Milliardären" an, das sich "auf einem Kreuzzug besonderer Art" befinde. Das Wort "Untermenschen" fällt nicht, wer das Pamphlet bis zum Ende gelesen hat, wird aber sicher sein, dass die "Tea Party" in Deutschland am besten verboten werden soltle, ehe sie entsteht.
Total ungerecht werde Obama behandelt, ganz im Gegensatz zu seinem Vorgänger Bush, der acht Jahre lang völlig zurecht mit subtilen Adjektiven wie "dumm", "gekauft", "unfähig" oder "kriegslüstern" beschrieben wurde. Ganz klar, schreibt der Hamburger Hassprediger im Gewand des Aufklärers in seinem irrwitzig tobenden Traktat: Bei allen, die in den USA meinen, Demokratie müsse es zulassen, dass man anderer Meinung sein darf, obwohl Perger weiter findet, dass Obama der beste Präsident aller Zeiten ist, handelt es sich um eine "tollwütige Randgruppe". Die im Gegensatz zu seinem aufklärenden Aufsatz nicht nur "zur Behebung der Mängel nichts beitragen". Oder wie Frau Merkel sagen würde: nicht hilfreich sind. Solche Menschen mit "ihrer Demagogie und systematischen Problemverzerrung", schließt der Autor, der wider Erwarten auch am Ende seiner Schipfkanonade noch nicht geplatzt ist, erschwerten "jede Politik der Vernunft". Politik, wie Perger sie mit seinem Aufsatz aus taubem Zorn, Rechtenhass und offener ausgelebter Intoleranz zu befördern glaubt.