Die Zugänge zu den Häusern werden mit Kolams geschmückt. Hier das Kolam vor Murugans Haus, «gezeichnet» von Shanti, seiner Tochter.
Seit vier Tagen ist hier in Südindien alles etwas anders. Es ist Pongal, das Erntedankfest der Tamilen. Jeder einzelne Tag hat seine Bedeutung und seine eigene Prägung. Am dritten Tag werden die Haustiere geschmückt und mit Farbpulver verziert. Ich bin mir nicht sicher, ob sie das mögen. Jedenfalls ist es Ausdruck von Dankbarkeit nicht nur den Göttern, sondern auch den Tieren gegenüber.
Heute, am letzten Tag von Pongal, war ich zum bäuerlichen Umzug eingeladen. Doch der Umzug fand nicht statt. Er war polizeilich verboten worden, weil vor zwei Tagen der Vorsteher mehrerer Dörfer dieser Gegend, eine Art Bezirksobmann, ermordet worden war. Als Reaktion darauf gab es einen weiteren Mord und nun Bombendrohungen, so dass jegliche grössere festliche Versammlungen untersagt worden sind. Die Morde haben offenbar einen politischen Hintergrund und sind Ausdruck der Rivalität zweier regionaler politischer Parteien. Laut Auskunft von Murugan sind die Dorfbewohner selbst jedoch nicht entlang dieser Parteilinien gespalten und ins Geschehen kaum involviert – ausser dass die Festivitäten ins Wasser fallen …
So assen wir denn im Hause Murugans Chicken Curry, ein Festessen, und sprachen intensiv über die Ereignisse des Tages. Wobei «assen wir» die Sache nicht ganz trifft. Zuerst musste nämlich ich essen, und zar ganz alleine. Trotz meiner Einwände war nichts zu machen … Erst danach ass auch die Familie. Und ganz am Schluss ass dann Mutulakshmi, die Mutter, die gekocht hatte.
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