Hans Rath

Hans RathStell Dich doch bitte kurz den Lesern vor!
Ich heiße Hans Rath, bin 47 Jahre alt und lebe mit meiner Familie in Berlin. Kurz vor meinem vierzigsten Geburtstag habe ich damit begonnen, „Man tut was man kann“ zu schreiben, ein Buch über das Leben und die Liebe von vier Männern um die Vierzig. Inzwischen ist daraus die Paul-Trilogie geworden. Mit meinem neuen Roman „Und Gott sprach: Wir müssen reden!“ habe ich mich nun von der Männer-WG um Dr. Paul Schuberth verabschiedet, um mich neuen Themen und Figuren zuzuwenden.
Wie bist Du zum Schreiben gekommen und seit wann schreibst Du? Wer oder was beeinflusste Dich in der Wahl deines Berufes als Autor? Übst Du nebenher noch einen weiteren Beruf aus und wenn ja, welchen?
Ich schreibe, seit ich denken kann, habe es aber sehr lange als vermessen empfunden, hauptberuflicher Autor werden zu wollen. Meine Eltern hätten mich gern in eine Banklehre gesteckt. Ich habe deshalb einige berufliche Umwege gemacht, bis ich endlich den Mut hatte, sämtlicher meiner Haupt- und Nebenjobs über Bord zu werfen und es gänzlich als freier Autor zu versuchen. Das war vor rund sieben Jahren. Zum Glück ist der Plan aufgegangen.
Der Weg von einer Idee zum fertigen Manuskript: Wie sieht dein Schreib-Alltag aus bzw. wie gestaltest du das Schreiben?
Es gibt Geschichten, die benötigen einen langen Vorlauf und eine minutiöse Planung. Bei anderen kann man mit dem Schreiben beginnen, obwohl die Story sich noch in der Entwicklung befindet. Manchmal ist es also nötig, im Schreibprozess Umwege in Kauf zu nehmen. Das Schreiben selbst ist für mich wesentlich Handwerk. Ich schreibe sechs bis acht Stunden täglich, dabei entsteht ein Text von 300 bis 1000 Wörtern. Am nächsten Tag überarbeite ich, und schreibe weiter. Übrigens lese ich mir einzelne Kapitel und später das ganze Buch mehrmals laut vor. So bekommt einen gutes Gefühl dafür, wo der Text zu lang ist – oder auch zu knapp.
Wie bist du auf die Idee zu deinem Buch Und Gott sprach: Wir müssen reden! gekommen?
Keine Ahnung. Wahlweise war es ein Zufall oder göttliche Fügung. Ich weiß noch, dass ich die Idee in einem Kreuzberger Restaurant hatte.
Um was geht es in dem Buch?
Um den Psychotherapeuten Jakob Jakobi und seinen Patienten Abel Baumann. Der ist ein arbeitsloser Zirkusclown, hält sich aber für Gott höchstpersönlich. In dieser Funktion möchte er therapiert werden, weil Gott mit seiner Schöpfung und seinem Dasein unzufrieden ist.
Hat das Buch eine Moral?
Sogar mehrere, könnte man sagen.
Glaubst du selbst an Gott? Oder wieso dieses Buch?
Ich spüre nicht nur bei mir, sondern bei vielen Menschen eine große Sehnsucht nach Spiritualität. Das Buch ist eine, wie ich hoffe leichtfüßige und deshalb unterhaltsame Auseinandersetzung mit diesem Phänomen. Es geht dabei auch um den Gedanken, dass wir selbst dann spirituelle Wesen sind, falls es keinen Gott geben sollte.
Hast Du beim Cover mit entscheiden dürfen? Oder hat das der Verlag entschieden? Bist Du zufrieden mit dem Cover, hat es für dich eine Bedeutung?
Ich bin mit dem Cover sehr zufrieden, zumal eine Szene aus dem Buch abgebildet wird. Das Cover hat also nicht nur stilistisch, sondern auch inhaltlich eine Bedeutung für den Roman. Der Verlag informiert mich über die wichtigsten Schritte der Titelgestaltung. Letztlich möchte ich die Entscheidung über das Cover aber den Leuten überlassen, die sich hauptberuflich damit befassen und schon deshalb den besseren Überblick haben. Ich lege nur ein Veto ein, wenn ich mit einem Entwurf wirklich kreuzunglücklich bin.
Wie entstehen die Protagonisten Deines Buches? Sind Deine Figuren immer rein fiktiv oder haben sie auch ab und an mit realen Personen in Deinem Leben zu tun?
Meine Figuren sind fiktiv, haben aber hin und wieder Züge von real existierenden Personen. Ich glaube aber, dass keine dieser realen Personen sich im Buch wiederfinden wird. Zumindest ist das bislang noch niemandem gelungen.
Wie kommst du auf die Namen deiner Charaktere?
Ich mache zunächst eine Liste mit möglichen Namen.  Je genauer ich eine Figur kennenlerne, desto mehr Namen verschwinden von der Liste. Im Idealfall bleibt nur ein Name übrig. Es ist aber auch schon vorgekommen, dass die Vorauswahl Makulatur wurde, weil eine Figur plötzlich mit einem Namen besetzt war, der zuvor nicht auf der Liste stand. Das mutet dann manchmal an, als hätte mir die Figur selbst ihren Namen verraten.
Wie hat es sich angefühlt, dein eigenes Buch das erste Mal in den Händen zu halten?
Es ist nicht so aufregend, wie man sich das vielleicht vorstellt. Wenn man ein Buch im Produktionsprozess begleitet, dann weiß man ganz gut, wie es aussehen wird. Es gibt aber dennoch manchmal schöne Überraschungen. Beim aktuellen Cover ist beispielsweise das gelbe Licht zwischen Baumann und Jakobi viel intensiver, als es auf den Entwürfen wirkte.
Welches gelesene Buch hat einen nachhaltigen Eindruck bei Dir hinterlassen und ist aus Deinem Bücherregal nicht mehr wegzudenken?
Oh. Da gibt es viele. Wenn ich mir den Bereich der Unterhaltungsliteratur ansehe, dann würde ich beispielsweise David Nicholls‘ „Ewig Zweiter“ und „Zwei an einem Tag“ nennen.
Wenn Du in Dein eigenes Bücherregal schaust – welches Genre ist hier am meisten vertreten?
Tatsächlich kann ich auf den ersten Blick kein übermäßig vertretenes Genre ausmachen. Es gibt eine Menge Klassiker, ein bisschen Fachliteratur, hauptsächlich Philosophie und Psychologie, und dann noch Belletristik querbeet. Bei meinem DVD-Regal sieht das übrigens ganz anders aus. Da überwiegt eindeutig der Mainstream.
An welchem neuen Buchprojekt arbeitest du gerade? Auf was dürfen wir uns als nächstes freuen? Kannst Du den Lesern schon etwas vorab verraten?
Ich arbeite gerade an einem Drehbuch. Das Projekt ist aber noch ebenso wenig spruchreif wie mein nächster Roman. Leider kann ich also noch nichts verraten, aber mein aktuelles Buch ist ja auch gerade erst seit ein paar Wochen auf dem Markt. Ich möchte es noch ein Stück begleiten, bevor ich mich einem neuen Buch zuwende. Immerhin habe ich mit Abel Baumann und Jakob Jakobi rund ein Jahr meines Lebens verbracht.
War es schon immer dein Wunsch Bücher zu schreiben?
Ja. Ich habe als Kind gedacht, Autoren würden ein kontemplatives Leben im Grünen führen und dort mit ihren Figuren und Geschichten leben. Diese romantische Vorstellung stimmt natürlich überhaupt nicht. Auch der Autorenjob ist manchmal sehr stressig und nervig. Außerdem sollte man am Leben teilnehmen, statt ständig in irgendeinem Wald zu hocken. Im Grunde ist es aber tatsächlich mein Traumjob.
Recherchierst Du vor Ort oder fließt sehr viel Phantasie in Deine Bücher mit ein?
Ich erfinde gerne Dinge im Kleinen wie beispielsweise Restaurants, Wohnungen oder Läden. Real existierende Städte besuche ich hingegen, um eine Vorstellung von der dortigen Atmosphäre zu bekommen. Aber auch hier gibt es Ausnahmen, weil ich für eine einzige Szene im Buch beispielsweise nicht nach Sidney fliegen würde. In solchen Fällen können dann Filme helfen. Oder Bildbände.
Gibt es etwas das du beim Schreiben immer bei dir hast?
Meinst du einen Talisman, oder so etwas? Nein. Allerdings liegen auf meinem Schreibtisch Geschenke meines Sohnes. Eine Muschel, beispielsweise. Oder ein Tannenzapfen. Und manchmal, wenn ich auf Lesereise gehe, bekomme ich von meinem Sohn etwas geliehen. Zuletzt hat er mir einen kleinen Eisbären in die Tasche gesteckt. Damit ich im Hotel etwas zum Spielen habe, falls mir langweilig ist.

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