Der Film “Was bleibt” von Hans-Christian Schmid hat den Hauptpreis des 22. Filmkunstfestes Mecklenburg-Vorpommern gewonnen. Schmid gelinge mit seiner Geschichte über eine auseinanderbrechende Familie etwas Seltenes, urteilte die Spielfilmjury: Er lasse den Zuschauer verstummen. “Was bleibt” sei ein unglaublich intensiver und dichter Film. Der mit 10.000 Euro dotierte “Fliegende Ochse” wurde bei einer Gala am Samstagabend im Festivalkino “Capitol” in Schwerin überreicht.
Eindeutige Jury-Entscheidung
Die Entscheidung der Juroren für den Sieger im Spielfilmwettbewerb sei eindeutig gewesen, sagte Jury-Sprecher Rudolf Worschech, Chefredakteur von epd film. “Es war für uns der perfekteste Film.” Nach außen eine fabelhafte Familie, gärt es unter der Decke gewaltig. Die Mutter (Corinna Harfouch) hat jahrzehntelang unbemerkt vom Rest der Familie Psychopharmaka gegen ihre Depressionen genommen. Jetzt will sie nicht mehr.
Ehrenpreis für Otto Sander
Der Schauspieler Otto Sander (70) nahm bei der Veranstaltung den Ehrenpreis des Festivals, den “Goldenen Ochsen”, für sein Lebenswerk entgegen. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) würdigte Sander als einen Künstler, der sich immer an kantige Charakterrollen gewagt habe und dessen Stimme unverwechselbar sei. “Als Schauspieler, als Synchronsprecher, als Vorleser – die Art, wie er Rollen mit Leben erfüllt, ist einfach faszinierend”, sagte Sellering.
Debütfilm räumt Preise ab
Die meisten Preise räumte der Debütfilm von Sarah Judith Mettke, “Transpapa”, ab. Die Spielfilmjury sprach der jungen Regisseurin (Jahrgang 1981) den Regiepreis zu. “Mettke ist ein großes Regietalent”, sagte Worschech. Der Film um die Annäherung eines Mädchens an ihren transsexuellen Vater erhielt zudem den Preis der Jury der deutschsprachigen Filmkritik in der internationalen Kritiker-Organisation FIPRESCI. Die beiden Hauptdarsteller Luisa Sappelt und Devid Striesow wurden mit dem Preis für die beste darstellerische Leistung ausgezeichnet.
Zwei Preise gewann die prominent besetzte Rentner-Komödie “Bis zum Horizont, dann links!” von Bernd Böhlich: den Publikumspreis und den Preis der Kinogruppe CineStar. An der Seite von Hauptdarsteller Otto Sander spielen Altstars wie Angelica Domröse, Herbert Köfer und Herbert Feuerstein. Ein Dutzend gelangweilte Senioren aus dem Heim entführen ein Flugzeug und fliegen ins Abenteuer ihres Lebens.
Breit aufgestellter Wettbewerb
Den Nachwuchsdarstellerpreis erhielt Alina Levshin für ihre Leistung in “Kriegerin”. Sie war dafür bereits mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet worden. Den Preis für die beste Musik- und Tongestaltung bekam “Wie man leben soll” von David Schalko. Worschech sagte, der Wettbewerb sei in diesem Jahr “breit aufgestellt” gewesen. Neben erfahrenen Regisseuren wie Bernd Böhlich seien auch viele Filme von Nachwuchsregisseuren zu sehen gewesen.
Den Dokumentarfilmwettbewerb gewann Andreas Dresen mit “Herr Wichmann aus der dritten Reihe” über das Leben eines CDU-Abgeordneten im Landtag von Brandenburg. Im Kurzfilmwettbewerb gab es zwei Sieger: “Streuner” von Leonie Krippendorff und “Olgastraße 18″ von Liv Scharbatke und Jörg Rambaum.
Quelle: NDR.de
Hans-Christian Schmid nahm den "Fliegenden Ochsen" gemeinsam mit seiner Co-Produzentin Britta Knöller entgegen. © dpa Fotograf: Jens Büttner